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Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Titel: Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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hinein in die Kanäle und Bewußtseinssphären der PSI-Aura. Er ritt auf Bahnen verdichteter psionischer Energie, durchquerte das Labyrinth aus Farbmustern, schwebte auf dem Netz der Auren, glitt an der Ebene des Energiereservoirs vorbei. Für eine Zehntelsekunde konnte er die pseudoreale Hohlwelt erkennen, in der sie vor einem knappen Jahr einige Abenteuer erlebt hatten.
    Dann erreichte er das Zentrum.
    Und die Große Mutter.
    Ein gewaltiger Baum, der dem trüben roten Himmel über ihm entgegenwuchs. Ein Ästegeflecht, das ein Dach bildete, vielfach verzweigt.
    Wieder fiel David die frappierende Ähnlichkeit mit Yggdrasil auf. Aber dies war nicht Yggdrasil, vielleicht nicht einmal ein Urbaum. Es war ein Abbild der Stammutter der Knospen des Baumes. Ein Symbol nur – und doch real.
    Kurz horchte David in sich hinein.
    Die Stimmen Lyda Mars und ihrer Tochter waren nirgendwo zu vernehmen. Langsam schritt er an den Stamm des Baumes heran, berührte ihn mit den Händen. Er war kalt, eiskalt. Und die Kälte drang in sein Fleisch ein, kroch an den Nervenbahnen empor.
    Das Bild vor seinen Augen begann zu verschwimmen.
    Tiefer hinab. Den Geist öffnen. Ganz weit.
    David spürte, wie ihn ein zweiter Strom erfaßte, der fast noch stärker als der war, der seine Egosphäre ins Zentrum der Aura gesogen hatte. Er ließ sich mitreißen.
    Und dann kam der Schmerz.
    Er war wie eine lodernde Sonne, die direkt in seinem Denken zerbarst und ihn mit sengender; alles verbrennender Hitze überschüttete. Er schrie, aber seine Stimme war ein Echo unter vielen anderen. Aus einem Reflex heraus versuchte er, seinen Geist abzuschirmen gegen diese Wogen aus Auflösung, aber es gelang ihm nicht. Plötzlich begriff er, daß er hier etwas versuchte, vor dem bisher sogar Lyda und Aura Damona zurückgeschreckt waren. Einen Vollkontakt. Und die PSI-Aura der Korallenstadt verfügte über ein solch gewaltiges Potential, daß er binnen Sekunden tatsächlich innerlich verbrennen konnte. Er hatte nicht die Fähigkeit, die auf ihn einströmenden Energien zu kanalisieren oder zu kontrollieren. Sie waren ein Meer aus Pein, in dem er zu ertrinken drohte.
    Die Barriere in seinem Innern würde zerbrechen, ja. Aber mit ihr seine geistige Stabilität.
    Nein!
    Jäh änderte sich die Szenerie. Noch immer war die Kälte da, die Zugang in seinen Körper gefunden hatte. Jetzt aber kam sie nicht mehr von der Großen Mutter der Knospen, sondern von Schnee und Eis.
    Er sah auf.
    Sturm heulte über ihn hinweg, mit kalten Fingern, die Halt an seinen Gliedern suchten. Er duckte sich und preßte sich dichter an das weiße Kleid unter ihm.
    Lyda! Lyda, kannst du mich hören?
    Tränen rollten aus seinen Augenwinkeln und gefroren auf den Wangen, Tränen des Schmerzes und der Qual. Der Sturm heulte lauter, erhob seine wütende Stimme in schrillem Diskant.
    Lyda! Hilf mir, Lyda …
    Und eine Ewigkeit verging, bis aus dem Heulen leises, enttäuschtes Winseln wurde. Als David den Blick hob, sah er in das Gesicht eines jungen Mädchens. Es trug einen weißen, manchmal silbern schimmernden Umhang, der sich trotz des Windes nicht bewegte.
    Du bist …
    »Ich bin Aura Damona Mar«, sagte das Mädchen, und die Stimme erklang nicht in seinem Geist, sondern an seinen Ohren. Mühsam kam David auf die Beine. Kälte und Schmerz waren verschwunden. Eine bittere Erfahrung blieb übrig. Und eine Frage.
    Das Mädchen lachte.
    »Du bist keine zwei Jahre alt«, sagte David. »Und doch …«
    Aura Damona Mar, die Tochter von Damon Credock und Lyda Mar, in der PSI-Aura der maritimen Korallenstadt gezeugt.
    Vielleicht, dachte David, ist sie noch weniger ein Mensch als ich.
    »Ich habe dich erwartet«, sagte Aura Damona. »Ich habe gewußt, du würdest kommen. Du bist auf der Suche nach deinem eigenen Ich.« Sie legte den Kopf auf die Seite. Erst jetzt fiel es David auf, daß ihre Augen ausschließlich aus einem silbernen Glanz zu bestehen schienen.
    »Dein Ziel ist die Erde, aber du hast kein Schiff.«
    »Woher …?«
    Wieder das glockenhelle Lachen, sirenenhaft schön, aber nicht-menschlich.
    »Die Zukunft ist wie ein Buch, in dem ein Kundiger zu lesen vermag.«
    David atmete tief durch. »Wenn du in die Zukunft sehen kannst, dann …«
    »Oh, nein, David. Die Zukunft ist nicht homogen. Es gibt verschiedene Wege, Abzweigungen, Verästelungen, Wahrscheinlichkeiten. Wäre es anders, wäre der Mensch nicht Herr seines eigenen Schicksals. Es gibt nicht nur einen ausschließlichen Weg. Aber manchmal«,

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