Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule
verbracht, kenne mich also von allen hier am besten aus – selbst wenn man der Tatsache Rechnung trägt, daß David terGorden hier geboren wurde.«
Davids Gesichtsmuskeln zuckten verdächtig, aber dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Es fiel ihm zwar schwer, sich gegenüber Carsen völlig neutral zu geben, aber das mußte er durchstehen.
Er hätte niemals geglaubt, einmal einen so schweren Weg gehen zu müssen. Er kam an die Stätte seiner Geburt und seiner Kindheit zurück, und da war niemand, der ihn begrüßte. Alles war eisig und leer und trostlos und fremd. Selbst eine so bizarre Welt wie Sarym schien ihm vertrauter. Niemals hätte er sich seine Rückkehr so vorgestellt – es war keine Rückkehr, es war eine Forschungsexpedition in eine furchtbare, fremde Welt. Das Schicksal hatte David eine Rolle aufgedrängt, die ihm ganz und gar nicht behagte. Er war pausenlos dabei, dieser Rolle gerecht zu werden – die meiste Zeit gegen seine persönlichen Bedürfnisse.
Er spürte, daß Narda ihn beobachtete. Sie erschien ungewöhnlich still und schweigsam. Befürchtete auch sie, den empfindlichen und anscheinend mit den Erinnerungen der letzten Monate kämpfenden Carsen negativ zu beeinflussen?
Es war David längst klar, daß Carsen ihnen allen keineswegs den Weg zu jenen geheimnisvollen Maschinen von Ultima Thule zeigen wollte, sondern daß er alles nur tat, um selber hinzugelangen.
Als würde er dort unten in der Tiefe der Erde Schutz vor dieser Welt erhalten!
Deshalb mußte man sehr vorsichtig mit ihm umgehen.
Nachdem alle in den Schutzanzügen steckten, programmierte Asen-Ger den Gleiter auf Warten. Dazu genügten ein paar Knopfdrücke. Uhrzeit und Grund des Verlassens wurden ebenfalls festgehalten. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme.
David beobachtete es und glaubte, daß Asen-Ger sehr pessimistisch war. Als rechnete er nicht mehr mit einer Rückkehr hierher!
Das erfüllte auch ihn mit Nervosität, aber er sagte kein Wort in dieser Richtung.
Sie verließen geschlossen den Gleiter. Carsen deutete auf die schräg verlaufende Eiswand, vor der sie standen. »Da ist es!« erklärte er überzeugt.
»Und wie kommen wir hinein?« erkundigte Mandorla sich bissig.
Narda fügte hinzu: »Wir bleiben hier stehen und warten, bis das Eis abtaut!«
»Ganz recht!« knurrte Hauptmann Gerna. Er hatte plötzlich einen Energiestrahler in der rechten Faust und betätigte den Abzug. Ein sonnenheißer Blitz zuckte aus der Abstrahlmündung und ließ das Eis aufglühen. Das war jedenfalls der optische Effekt. Sofort begann das Eis zu schmelzen. Ein Sturzbach von Wasser schoß nieder und drohte die Menschen zu überschwemmen. Doch das Wasser kam nicht weit. Die arktische Kälte ließ es schon nach wenigen Metern zu bizarren Gebilden erstarren.
Gerna schoß mehrmals, bis nackter Felsen und ein Geröllberg zum Vorschein kamen.
»Aufhören!« rief Carsen. »Es ist genug. Wir müssen das Geröll beiseite räumen und …«
Gerna ignorierte es völlig. Er schoß abermals, diesmal jedoch mit stark gebündeltem Strahl.
Die Steine begannen zu verflüssigen und dann zu verdampfen. Eine Kettenreaktion entstand auf kleinstem Raum. Wenn Gerna jedoch den Daumen vom Auslöser nahm, stoppte die Kettenreaktion sofort. Sie brauchte ständig neue Energienahrung.
Eine Lücke entstand.
Carsen sprang Gerna an und hieb den Arm des Gardisten hoch. Es entstand ein kleines Handgemenge, ehe die anderen eingreifen konnten.
»Ich sagte aufhören!« keuchte Carsen zwischendurch.
Gerna war dem Noman kräftemäßig überlegen, aber erstens war der Noman ungeheuer flink, und zweitens war Gerna überhaupt nicht auf diesen Angriff gefaßt gewesen.
David und Asen-Ger befürchteten dennoch das Schlimmste. Es bestand zumindest die Möglichkeit, daß sich wieder ein Schuß aus der Energiewaffe löste und jemanden verletzte oder gar tötete!
Sie stürzten sich auf die Kampfhähne, deren Bewegungen durch die Schutzanzüge gehemmt wurden, und zerrten sie auseinander.
Es gelang eigentlich nur, weil weder Carsen noch Gerna sich nennenswert zur Wehr setzten.
Carsen zischte: »Ich bin hier der Führer, verstanden? Wenn ich sage, es wird nicht mehr geschossen, dann meine ich das auch so.«
David beschloß, ausnahmsweise eine Lanze für den Noman zu brechen. »Er hat nicht unrecht«, formulierte er vorsichtig. »Es ist kaum anzunehmen, daß die Grauen Garden diese Stelle hier nicht gefunden und nicht alles getan haben, in die Anlage einzudringen. Mir
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