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Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Titel: Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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ausgesprochene Künstlichkeit, weil alles Künstliche im Rahmen der natürlich vorgeschriebenen »Spielregeln« der Naturgesetze eingebettet bleibt.
    Und wie ist dann noch die unzweifelhaft schädliche Wirkung von Kaiserkraft zu erklären? So nennen die Menschen einst die Technik der Kangrahs.
    Ich denke über die Problematik nach und gelange zu der entscheidenden Hauptthese, die über allem steht, unverrückbar und unersetzlich:
    Leben ist eine Spielart der Natur, die von gewissen Bedingungen abhängig ist und sich selbst in Frage stellt, wenn es konträre Spielarten einführt:
    Künstlichkeit beispielsweise!
    Und Kaiserkraft ist eine Künstlichkeit, die unter den gleichen Bedingungen wie. Leben funktioniert, diese Bedingungen jedoch zerstört und letztlich neue schafft, in denen es weder Leben noch Kaiserkraft geben kann.
    Mit anderen Worten: Durch den Einsatz von Kaiserkraft entsteht das Ende des Universums, aus dessen Trümmern ein neues Universum sich erhebt – völlig anders und ohne Gesetzesmäßigkeiten, die Leben akzeptieren.
    Ich vergleiche meine Feststellungen mit der Entstehung von Leben auf der Erde: Selbst hundert Millionen Jahre gemächlichen Experimentierens hätten kein Leben erzeugt, wenn nicht die Gesetze der natürlichen Auslese am Werke wären. Immer sind es die stabilsten und robustesten Nukleinsäuren und Eiweiße, die sich in der chemischen Suppe behaupten.
    Die ersten lebenden, mikroskopisch kleinen Organismen sind Bakterien. Sie ernähren sich von organischen Chemikalien, die sie aus der Suppe herausziehen und, damit sie ihnen Wachstums- und Lebensenergie liefern, in Gärung bringen. Da die chemische Suppe mengenmäßig begrenzt ist, scheinen diese Bakterien drauf und dran zu sein, sich ihre Existenzgrundlage buchstäblich selber wegzufressen.
    Doch einige Zellen lernen es, Sonnenlicht zu absorbieren. Mit Sonnenlicht als unmittelbarer Energiequelle vermögen sie, sich ihre Nahrung selbst herzustellen.
    Dieser Prozeß, die sogenannte Photosynthese, bedeutet einen wichtigen Durchbruch, denn er ist die Grundlage für alle späteren Lebewesen.
    Nun können diese Zellen rasch wachsen und sich tüchtig vermehren. Sie sind nicht mehr davon abhängig, daß sich zufällig irgendwelche Chemikalien bilden, die sie zur Erhaltung ihres Lebens brauchen können. Es entstehen noch andere Einzeller, die fähig sind, den Sauerstoff zu nutzen, der als Nebenprodukt der Photosynthese abfällt. Einige der sich entwickelnden Einzeller sind peitschenförmig und können durch schlagende Bewegungen hin- und herschnellen, während sie nach Nahrung suchen.
    Schließlich vereinen sich einzellige Lebewesen zu Gruppen und dann zu Kolonien, in denen jeder Einzeller bestimmte Aufgaben zur Erhaltung der Gesamtheit wahrnimmt.
    Es ist der Zeitpunkt einer bestürzenden Erkenntnis meinerseits: Die Anfänge irdischen Lebens zeigten Verwandtschaft mit mir selbst, doch jetzt beginnt ein zweiter Zweig der Entwicklung:
    Während das Leben sich immer komplizierter organisiert, um zu bestehen, sich auszubreiten und in harmonischer Gemeinsamkeit den Planeten zu erobern, bilden sich entartete Zellen, die nicht wie die anderen Negativmutationen absterben, sondern einen zerstörerischen Zweck verfolgen: Sie dringen in die Harmonie des Lebens ein und fressen andere Zellen!
    Ich weiß, daß sich aus der Harmonie des Lebens irgendwann erste Vernunftansätze entwickelt hätten und daraus Intelligenz – ähnlich wie meine eigene Intelligenz!
    Es wäre notwendig gewesen, denn Vernunft ist erforderlich zur Selbstbegrenzung des eigenen Wachstums. Es ist die Bedingung für das Erkennen der natürlich vorgegebenen Grenzen.
    Die Vernunft bleibt der Keim, aus dem Selbstfindung und Bewußtsein entstehen.
    Jedenfalls glaubte ich bisher an diese Grundvoraussetzung, doch während ich das Geschehen auf der Erde beobachte, entwickelt sich eine andere Möglichkeit zur Begrenzung des Wachstums: Nicht Vernunft steht davor, sondern Gewalt!
    Die Mörderzellen kümmern sich weder um Harmonie, noch um sonst etwas, sondern nur um die Selbsterhaltung.
    Ein System, das nach und nach zur Vollkommenheit reift: Eine Zelle frißt die andere, mit einer einzigen Ausnahme: die Zellen, die mit mir verwandt sind! Sie bleiben, wie sie sind: harmonisch, friedlich. Aber durch die ständige Reduzierung vermittels der Mörderzellen, die sich in kannibalischer Gier sogar aufeinanderstürzen, wenn der Hunger größer als das Nahrungsangebot in pflanzlicher Weise ist, entwickeln

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