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Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Titel: Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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die Pflanzenzellen eine Art übersteigerten Wachstumseifer. Ein System entwickelt sich, das von Gewalt und Gegengewalt bestimmt wird.
    Ich stecke als neutraler Beobachter in diesem System und bin erschüttert.
    Ich grüble nach und finde Assoziationen zu den Hütern einerseits und den Kangrahs andererseits. Die Hüter waren nicht pflanzlichen Ursprungs gewesen, doch sie hatten irgendwann die Vernunft über das Gewaltsystem triumphieren lassen.
    Ist es wirklich möglich, daß aus einem solchen System so etwas wie Vernunft emporwachsen könnte?
    Die Hüter scheinen es zu beweisen.
    Ich verharre in Untätigkeit, bis ich die Hoffnung aufgebe, daß die Pflanzen, meine irdischen Schwestern, eigene Vernunft entwickeln. Es ist ihnen nicht möglich, denn dank der Reduzierung durch Tiere brauchen sie niemals Vernunft, weil die Selbstbegrenzung niemals erforderlich wird.
    Ich ziehe enttäuscht meine Fühler zurück und konzentriere mich auf einen kleinen Teil der Erde, denn, ich fürchte das Gewaltsystem und muß mich davor schützen. Wenn ich die gegenwärtigen Vorgänge potenziere, komme ich zu einer weiteren schrecklichen Erkenntnis: Irgendwann werde ich dem System erliegen!
    Ich beschäftige mich mit der Möglichkeit des Selbstschutzes, der nur passiver Natur sein kann, denn jeder Eingriff in das Lebenssystem auf der Erde wäre Ausübung, von Gewalt, und dazu bin ich nicht fähig.
    Da entdecke ich die besondere Beziehung zu Weltraum II, die sich nicht allein dadurch erschöpft, daß ich meine Lebensenergien von dort erhalte, wie die irdischen Pflanzen Energie von der Sonne. Über Weltraum II hinweg standen die Weltenbäume miteinander in Verbindung. Wäre es nicht ratsam, nach dem Verbund der Urbäume zu forschen, um ihn erneut entstehen zu lassen?
    Ich bemühe mich darum, aber mit wenig Erfolg. Da sind Gedankenfragmente, die zu mir wehen und wieder verschwinden, ehe ich darauf zu reagieren vermag.
    Ich bin noch nicht reif genug, denn ich entwickelte mich nicht im Verbund der Weltenbäume, sondern in Einsamkeit, abgekapselt vom Geschehen des Universums.
    Ich existiere, während meine Gedanken versuchen, die eigene Existenz zu enträtseln und herauszubekommen, warum ich mich so grundlegend vom irdischen Leben unterscheide.
    Und so fördere ich eine Art Rassenerinnerung zutage: die Erinnerung an die Uralten!
    Einst existierte schon einmal ein Universum ähnlich dem jetzigen. Riesige Sporenschwärme durcheilten die Nacht zwischen den Sternen, verweilten über leeren, öden Welten, hinterließen die Keime des Lebens. Sie überwanden die Schluchten zwischen den Sterneninseln, breiteten das Leben immer weiter aus. Es gab nur dieses pflanzliche Leben, und das unterschied jenes Universum von dem heutigen ganz erheblich.
    Jene, die die Sporenschwärme auf die ewige Reise geschickt hatten, waren die Uralten!
    Ich weiß nicht viel über sie, sondern nur noch, wie diese Rassenerinnerung zustande kam: Eine Katastrophe entstand, als Teile des Lebens sich unter Strahleneinfluß veränderten und mit Kaiserkraft zu experimentieren begannen. Das Universum war dem Untergang geweiht, unaufhaltsam.
    Die Uralten leiteten in ihrer Verzweiflung bestimmte Vorbereitungen in die Wege. Sie entwickelten die Rassenerinnerung, die das Ende des Universums und den Neubeginn in der Form des Urknalls überstand.
    Daß die Rassenerinnerung dabei nicht ganz unbeschädigt blieb, merke ich an mir selbst.
    Das neue Universum sollte so werden wie das alte – mit dem Bewußtsein, wie gefährlich es ist, gewisse Experimente vorzunehmen.
    Ich denke an meine Hauptthese und erkenne den Einklang.
    Die neuen Sporen begründeten die Verbreitung der Urbäume. Die Waffe der Uralten wurde geschaffen, um jede neue Katastrophe von vornherein zu vermeiden.
    Aber dieses Universum hier hat zu einer anderen Ordnung gefunden, in der so etwas wie tierisches Leben möglich ist.
    Es ist anderes Leben als das, welches seine Wurzeln in der Zeit vor dem Urknall hat.
    Es ist anderes Leben als das meinige!
    Laut meiner Rassenerinnerung müßte es sich um entartetes Leben handeln, entstanden aus Sporen – so wie ich. Doch ich weiß aus eigener Beobachtung, daß alles irdische Leben sich ohne mein Zutun und auch ohne Zutun der Hüter entwickelte.
    Die Uralten haben einen Fehler gemacht: Sie haben die Wirksamkeit der Rassenerinnerung überschätzt und die Möglichkeit einer veränderten Grundgesetzmäßigkeit innerhalb gültiger Wechselwirkungen unterschätzt.
    An diesem Punkt meiner

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