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Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Titel: Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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kriechen in die Urmeere. Dort sammeln sich Kohlenstoffverbindungen zusammen mit anderen Mineralien zu einer reichhaltigen chemischen »Suppe«. Das ist die Retorte, in der die Erdnatur mit dem Bau der Riesenmoleküle experimentiert, die Leben erzeugen und erhalten kann. Hier wird eine Vielzahl Nuklein- und Aminosäuren miteinander verknüpft, und aus ihnen entstehen erste Eiweiße.
    Die Bildung von Eiweißen ist ein entscheidender Schritt zum Leben hin!
    Eine These, die bei meinen Beobachtungen ganz von allein entsteht. Es gibt eigentlich nur einen Fehler: Ich beschäftige mich mit der Erfahrung meiner planetenweiten Umgebung, doch so gut wie überhaupt nicht mit mir selbst! Meine Möglichkeiten nutze ich lediglich zur Wahrnehmung, aber nicht zur Selbstfindung.
    Begründet ist diese Haltung eindeutig in der Angst vor den Erinnerungen an die furchtbaren Erlebnisse meiner Frühexistenz!
    So bleibe ich in der Rolle des inaktiven Beobachters und sehe, wie groß der Zufall ist, unter dem sich die ersten Eiweiße entwickeln. Doch die Zeit spielt keine Rolle, denn als sich endlich einmal ein gewisser Zyklus manifestiert, in dem sich Nukleinsäuren zu Proteinen verbinden, die ihrerseits wiederum neue Nukleinsäuren bilden, beschleunigt sich der Prozeß, erheblich.
    Die ersten Eiweißzyklen sind sehr unstabil und werden leicht aufgespalten. Doch dann schaffen es einige Proteinzyklen, sich eine Schutzhaut aus fettiger Substanz zuzulegen. Das bedeutet einen ungeheuren Fortschritt. Der ölige Mantel wehrt unerwünschte Chemikalien ab, die den Eiweißzyklus womöglich vergiften könnten, und hält die im Innern angereicherten Stoffe zusammen. So entstehen die ersten primitiven Zellen. Sie wachsen, bis sie sich zweiteilen. Glückt die Teilung, und die neuen beiden Zellen gleichen völlig der alten, so wachsen sie und teilen sich ebenfalls; entartete Zellen, also negative Mutationen, gehen bald ein.
    Mit dem Erwachen der Selbsterkenntnis beginnt letztlich doch der Teufelskreis der Suche nach dem eigenen Ich und somit das Bewußtsein schlechthin! Erstes Leben ist auf der Erde entstanden, als sich Gegenwart und Erinnerung an mein eigenes Entstehen zu verknüpfen beginnen.
    Es ist ein Schock besonderer Art. Dieses Wiederauftauchen der verdrängten Vergangenheit, das sich Stück für Stück vollzieht, erzeugt tiefe Angst in all meinen Ästen, die sich über die Erde erstrecken. Ich verlasse die Rolle des Beobachters und versuche noch einmal, mich gegen die Erinnerung zu wehren.
    Doch es gelingt mir nicht, denn der Prozeß des Bewußtwerdens ist ein Zwang, dem ich mich nicht zu entziehen vermag – wenigstens auf die Dauer nicht.
    So denke ich gewissermaßen in zwei Geleisen. Auf der einen Seite die Verarbeitung aller Erinnerungsstücke und das Bewußtsein einer universalen Ordnung, in der das Geschehen auf der Erde nur einen Bruchteil ausmacht, und auf der anderen Seite weiterhin die Analyse der Zusammenhänge eben dieser Geschehnisse in meiner unmittelbaren Umgebung.
    Ich begreife allmählich, daß man das eine nicht vom anderen trennen kann, denn die physikalischen Zusammenhänge, jene Prinzipien der Wechselwirkungen, bei denen das eine für das andere maßgebend bleibt, sind überall gleich.
    Ich erkenne zusätzlich, daß es außerhalb der Wechselwirkungen im Universum auch noch andere Wirkungsräume gibt; konkret: Weltraum II! Und dorthin strecke ich zögernde Wurzeln aus, suche durch diesen Raum Verbindung zu Wesen, die mir gleichen. Doch werde ich damit nicht zu einem Fremdkörper in der natürlichen Umgebung?
    Das Ende des Universums beginnt!
    Um dieses Ende abzuwenden, bedarf es einer ungeheuren Macht, eingerichtet und unterhalten von dem Verbund der Weltenbäume, der jedoch nicht mehr intakt ist.
    Dieser Verbund sollte das Kunststück fertigbringen, die Kettenreaktionen zu polarisieren und dafür zu sorgen, daß die natürlichen Gesetzesmäßigkeiten sich wiederherstellen. Nur so ist die zerstörerische Entropiebeschleunigung noch aufzuhalten.
    Bei der Abschottung des Schwarzen Universums war eine solche Maßnahme nicht mehr möglich gewesen, weil damals schon der Verbund der Weltenbäume nicht mehr die ausreichenden Kräfte hatte aufbringen können.
    Es erklärte auch das Vorhandensein der sogenannten Hüter: Sie hatten sich zur Aufgabe gestellt, den Verbund zu regenerieren, weil die Weltenbäume nicht mehr aus eigener Kraft dazu in der Lage waren.
    Ich weiß, daß meine Überlegungen nur einen Fehler haben: Es gibt keine

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