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Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Titel: Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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zerbröckelt und nicht mehr restauriert werden kann. Das Konzil bietet den Aufständischen Mitspracherecht im Konzil der Konzerne, gleichberechtigten Status und regionale Selbstverwaltung. Außerdem verspreche ich, daß alle Gruppen an der gesellschaftlichen Erneuerung auf der Erde aktiv beteiligt werden. Als Gegenleistung – Aussetzung des Aufstands. Ist das akzeptabel?«
    »Was meinen Sie?« fragte David und blickte Tyll an. Der hob die Augenbrauen. »Ein weltweiter Aufstand würde zum endgültigen Chaos führen«, sagte er nüchtern. »Ich kann Ihnen keine genauen Zahlen geben, aber die Werte, die dabei unwiederbringlich verlorengingen, gingen in die Billiarden Verrechnungseinheiten.«
    »Ihre Arbeiten zur Reaktivierung Yggdrasils«, sagte Chan, »müßten deshalb natürlich nicht aufgeschoben werden. Ich werde gleich die Order zur Materialfreigabe erteilen. Einige Ihrer Begleiter könnten die Arbeiten im Heiligen Tal leiten und überwachen, während Sie als Sonderbeauftragter des Konzils unterwegs sind.«
    Da ist es erneut, David! riefen Narda und Nayala telepathisch. Vorsicht! Ihre Motive sind umfassender und vielschichtiger.
    Könnt ihr es nicht genau erfassen?
    Nein, leider. Noch nicht! Wir strengen uns an.
    David malte in Gedanken ein düsteres Bild: Aufstände überall auf der Erde. Feuer das die Städte zerstörte. Legionen von Graugardisten, die mit Kampfgleitern gegen die aufgebrachte Menge vorgingen. Dann – Hunger, Durst, Elend, vielleicht sogar Seuchen, weil die nötigen Medikamente fehlten. Und von den Sternen kam nur noch geringer Nachschub, nicht mehr als ein Tropfen auf einen heißen Stein. Der weltweite Aufstand würde tatsächlich eine neue Erde gebären. Aber es wäre eine Erde des Todes.
    »Ich bin einverstanden«, sagte er. Chan de Nouille lächelte. Doch ihr Gesicht blieb dennoch eine unbewegte, starre Maske …
     
    *
     
    Ruinen von Neu-Delhi, Region IND, 21. September 2503, 19.12h Standardzeit
    Die Sonne war bereits vor einer halben Stunde untergegangen. Die Dunkelheit kam schnell. Nacht legte sich über die Ruinen von Neu-Delhi. Die abendliche Schwüle war wie eine unsichtbare Glocke, die sich über die Sümpfe legte. Irgendwo röhrten einige Brackwasser-Echsen. In der Ferne glühten die Lichter von Novo-Delhi.
    »Es ist soweit«, sagte der Alte und legte den Kopf in den Nacken. Eins seiner Augen war in seiner frühen Jugend verfault, das andere war trüb und blind. Und dennoch – der Alte konnte so gut sehen wie jeder andere Noman. Wie, wußte niemand. Einige tuschelten, er könne durch die Augen seiner Ratten sehen. Aber das war nur Spekulation.
    »Es ist soweit«, gaben seine Begleiter weiter. Die Leiter an die Führer, die Führer an die Unterführer, die Unterführer an die Kolonnenmitglieder.
    »Es ist soweit«, summten andere Stimmen, und immer mehr Schatten bewegten sich zwischen den zerfallenen Mauern.
    Aus den unterirdisch angelegten Gehegen ertönte das Quieken der Ratten. Auch sie schienen zu spüren, daß heute ein besonderer Tag war. Die Männer und Frauen der Kolonnen am Rande des Ruinensumpfes legten ihre zerlumpte Kleidung ab, preßten die bereitgehaltenen Sumpforchideen aus und bestrichen ihre Körper mit dem dunkelbraunen, übelriechenden Saft. Als sie damit fertig waren, wurden die Beutel mit den Stinkpilzen geschultert, und die Gruppen setzten sich in Bewegung. Das Quieken der Ratten verstärkte sich. Wasser gluckerte, Schlamm schmatzte, Schlangen glitten eilig davon. Dann, als sie den Rand der Ruinenstadt erreichten, glomm vor den Nomans ein grelles Licht in der Finsternis: die Gardenbasis von Novo-Delhi, weit außerhalb der neuen Stadt errichtet, um die rund fünfzigtausend Nomans von Neu-Delhi abzuschirmen. Der Alte erinnerte sich deutlich an die vielen Jagdgruppen der Relax, an die Toten, die sie betrauert hatten. Und die Garden hatten die Jagdgesellschaften sogar noch geschützt.
    Heute war der Tag …
    Schweigend wurden die Beutel geöffnet. Erste Stinkpilze flogen durch die Luft, glühten im Licht der Scheinwerferkegel kurz auf, prallten dann an die Kuppeln der Gardenbasis oder fielen kurz davor zu Boden. Der Alte sah sich kurz um und musterte aus seinem blinden Auge seine Begleiter. Er nickte.
    »Die Gehege öffnen«, flüsterte die Stimme eines drahtigen Mannes, und die Order wurde sofort weitergegeben. Innerhalb der Gardenanlagen rührte sich nichts. Es war, als sei sie verlassen. Doch der Alte wußte, daß das nicht der Fall war.
    Das Quieken

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