Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Titel: Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland

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dunkelrote Restglut in den Trümmern der dort zerstrahlten Superschlepper.
    Ich spähte, während Dime Mow mit seinen Leuten vorauseilte, nach Ed und seiner Kumpanei aus und sah sie wie eine Horde Besessener zwischen den Containern schuften. Eine Anzahl flacher Magnettender stand zur Verfügung, mit denen man die Container von den Schlepperdocks zu lösen und in die Frachtbuchten der Fähren zu bugsieren pflegte, und unter den Quasi-Nullschwerkraft-Bedingungen des Kargosatelliten war so etwas trotz der beträchtlichen Abmessungen eines solchen Großcontainers kein Problem. Allerdings reagierte die Programmatik der Magnettender nicht auf die Wünsche unserer teuren Freunde, und daher mußten sie sich notgedrungen der manuellen Lenkvorrichtungen bedienen. Freilich waren sie in der Handhabung der Servomechanismen nicht geübt, und in ihrem überhasteten Raffen boten sie am laufenden Band die komischsten Szenen. Sie gerieten sich mit den Containern ständig in die Quere, verkeilten sie ineinander und schafften es selbst mit notgedrungenen telekinetischen Herkulestaten kaum, die Container mit den wertvollen Zuchtkristallen zu den Flanschdocks der IRMINSUL zu transportieren. (Wenn ich sie hier als »wertvoll« bezeichne, so ist das nicht im materiellen Sinn zu verstehen, als seien sie besonders seltene und daher kostbare Gegenstände; es handelt sich ja um industriemäßig produzierte Laborerzeugnisse, von denen man soviel herstellen kann, wie man will. Meine Erwähnung ihres »Werts« bezieht sich allein auf ihren in der Festsetzung jeder beliebigen Willkür unterworfenen, astronomisch hohen Marktpreis.)
    Ich rief ihn über Funk, um die Kerle noch mehr durcheinanderzubringen. »He, Ed! Ihr müßt euch jetzt ein bißchen beeilen. Eine Korvette der Grauen ist im Anflug. Sie kommt spätestens in zehn Minuten in Sichtweite.«
    »Heilige Galaxis!« kreischte er wie ein Wahnwitziger. Ich desaktivierte vorübergehend mein Gerät, damit er mein mühsam gebändigtes Lachen nicht mitbekam.
    In mäßigem Tempo folgte ich der Kampfgruppe zur IRMINSUL. Ich sah einen Schwarm Torpedos die Werferstationen verlassen und der Korvette entgegenrasen. Aber die Distanz war noch groß genug, so daß die Grauen die Geschosse mit Lasersalven und Anti-Torpedo-Raketen abfangen konnten, und mit welchen das mißlang, die würden voraussichtlich in den Schutzfeldern zerschellen und verpuffen. Der Schutzschirm der IRMINSUL umfing bloß die Panzerprotopkugel, die den Bug des einstigen Linienfrachters bildete; unser Raumer war daher wesentlich angreifbarer. An Janas Stelle hätte ich das Gefecht noch nicht eröffnet, aber vermutlich vertraute sie noch stärker als ich darauf, daß die Grauen keine Waffen einzusetzen gedachten, die den logistisch enorm bedeutenden Kargosatelliten gefährden konnten.
    Als ich unter der Schleuse stand, ließ sich zwischen den Schwaden ferner Sterne und Sternwolken ein neuer heller Fleck erkennen; zuerst wirkte er wie ein schwaches Lichtlein, dann wie ein geschwinder Asteroid; schließlich jedoch waren die Umrisse eines trichterförmigen Rumpfs sichtbar.
    Die Korvette stürzte mit rasender Schnelligkeit heran wie ein mörderischer Raubvogel. Ich tastete mit meinen telepathischen Sinnen hinaus ins All und erfaßte die Egosphären der Besatzung. Ein Schatten befehligte das Kriegsschiff. Und da erkannte ich, daß Jana und ich uns geirrt hatten; nur Sekunden trennten uns noch von der totalen Vernichtung der IRMINSUL mitsamt dem Kargosatelliten durch Abfeuern eines Pulks Geschosse mit einer Sprengkraft von einigen hundert Megatonnen.

    *

    Melwine Knyvett hatte die Korvette mit dem Namen PATTON und ihre Besatzung bis an die Grenze des Erträglichen beansprucht. Sie empfand dabei satte Befriedigung. Die Routine hatte die Graugardisten unter Kommandant Nugades Befehl zu regelrechten Risikomuffeln erniedrigt. Der Schatten hatte mit dieser Trägheit so gründlich Schluß gemacht, daß Teilen der Mannschaft der PATTON im wahrsten Sinne des Wortes Hören und Sehen vergingen. Infolge der vorschriftswidrigen, aber von Melwine durchgepeitschten Zusatzbeschleunigungen und damit verbundenen Überlastung der Andruckabsorber war es zu merklichen personellen Ausfällen gekommen. Die Krankenstation war mit Ohnmächtigen überfüllt.
    Melwine scherte das nicht. Zur Sicherheit, falls im Rumpf der Korvette Lecks auftreten sollten, ließ sie die Besatzung die Raumhelme anlegen und schließen, aber ansonsten gewährte sie keinerlei