Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion
Atem.
Jana nickte bloß und drehte ihm dann den Rücken zu.
Ed drohte aus den Latschen zu kippen. Ich legte ihm eine Riemenhand auf die Schulter und machte ihn auf die Ortungen aufmerksam. »Auf dem Satelliten sind vorhin mehrere Container mit wertvollen Zuchtkristallen abgeladen worden«, erläuterte ich. »Auf jedem industrialisierten Kolonialplaneten, wo Elektronika fabriziert werden, könnt ihr sie für Billionen verkaufen. Na, ist das nichts?«
»Ich sage den anderen sofort Bescheid«, stammelte er und wankte von der Zentralebene. Sein Geist war bereits gestört, lange bevor sein erhoffter Reichtum in greifbare Nähe rückte.
Kurz darauf explodierten weit hinter uns die mit Annäherungszündern ausgestatteten Raumminen. Wie zu erwarten gewesen war, blieb die Wirkung gleich Null. Die atomare Glut verpuffte, soweit sie bei der hohen Geschwindigkeit der Korvette das Schiff überhaupt berührte, an den energetischen Meteor- und Hitzeschutzfeldern. Die Grauen an Bord scherten sich offenbar nicht im geringsten darum.
Die Gefechtsstationen der IRMINSUL eröffneten auf Janas Befehl das Feuer, kurz bevor wir in Sichtweite des Kargosatelliten und der Superschlepper gelangten. Unser Gegenschub war in dieser Endphase des Bremsmanövers extrem stark, und das Dröhnen des überbeanspruchten, verspannten Rumpfs mischte sich mit dem gedämpften Fauchen schwerer Lasergeschütze. Aufgrund der ungeheuer peinlich genauen computerprogrammatischen Vorbereitungen erzielten wir auf Anhieb Treffer in den Geschütztürmen des Satelliten. Gleichzeitig verließen Raumtorpedos die Werfer und rasten auf die KK-Schlepper zu.
Zu diesem Zeitpunkt verzichtete ich auf weitere Beobachtungen und hastete von der Zentralebene zum Hangar, in dem sich die Kampfgruppe bereithielt. Selbstverständlich wollte ich – wie immer – vom führen. Unterdessen leitete Jana ein sportives Andockmanöver ein, das eher einer gebremsten Kollision ähnelte als einer vorschriftsmäßigen Ankopplung. Dumpfes Bersten verriet, daß wir irgendwo Lasertreffer erhielten, aber es erfolgte kein Alarm. Vermutlich waren nur minderrangige Komponenten des großen, heute in weiten Bordabschnitten ungenutzten früheren Treiberfrachters getroffen worden.
Ich hatte mein Chronometer mit dem, Countdown des Bordcomputers synchronisiert. Im selben Augenblick, als ich die letzte Sekunde verticken sah, meldete sich Jana über meinen Communer mit einem vernehmlichen Hinweis zum Ausbooten, und zugleich durchfuhr ein wuchtiger Ruck die IRMINSUL. Wir lagen am Satelliten.
Die Mitglieder der Kampfgruppe hatten die Raumhelme längst geschlossen, und als das Tor des Hangars zur Seite rollte, stürmte Dime Mow an der Spitze der Leute hinaus. Ich drängte mich nach vom, um mich ihm unmittelbar anzuschließen, aber Ed folgte Dime Mow klettenhaft dichtauf, so daß ich Dritter blieb. Der plötzliche Wechsel vom Innern des Hangars auf die weiträumige, flache Plattform des Satelliten zwang uns zu einem Moment der Orientierung. »In dieser Kuppel dürfte sich das Schaltzentrum befinden«, rief ich in mein Helmmikrofon. »Dorthin stoßen wir vor. Sechs Mann kommen mit mir. Der Rest macht Flankensicherung. Vorwärts!« Im Laufschritt, nur geringfügig behindert durch die Gewichte in den Gummiprotopschuhen des Raumanzugs, trat ich den Weg zu den verschachtelten Aufbauten des Satelliten an.
»Was ist mit unserer Beute?« hörte ich Ed mit hysterisch verzerrter Stimme quengeln.
»Du weißt doch, ihr habt freie Hand«, antwortete ich, ohne stehenzubleiben. Als ich einen Moment später den Kopf wandte, sah ich ihn hinüber zu den Frachtfähren und abgeflanschten Containern rennen. Aus der gesamten Kampfgruppe liefen ihm ganze vier Gestalten nach! Dieser tröstliche Anblick flößte mir schlagartig, als sei er Nektar für die Seele, wieder Hoffnung für die Menschheit ein. Wie froh ich in diesem Augenblick war, davon einen Begriff zu vermitteln, bin ich noch heute außerstande.
Gleich darauf nahmen die Lasergeschütze der IRMINSUL die auf der Plattform geparkten Superschlepper unter Beschuß. Ich wünschte Ed und seinem Anhang, daß sie verdampft würden, aber die Strahlbahnen lagen viel zu hoch.
Wir erreichten die Aufbauten – einen Komplex von Wartungsanlagen und Ortungsstationen, verbunden mit den bereits zerstrahlten Geschütztürmen, mit einem eiförmigen Kuppelbau in der Mitte, der mein Ziel war –, als im Pulk der in einer Wartekreisbahn befindlichen KK-Schlepper, ein paar Kilometer
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