Die Terranauten 080 - Der Himmelsberg
geschundenen Körper noch weitere Strapazen zumutete.
Falk hatte mir ganz ruhig zugehört. Im Schein des Lagerfeuers wirkte sein Gesicht völlig unbewegt.
»Das ist dein letztes Wort, Bruder Thor?«
»Mein allerletztes Wort!«
»Auch wenn du an Jelina denkst?«
Ich schluckte ein bißchen, nickte dann. »Auch wenn ich an Jelina denke, ja.«
Falk war immer noch ganz ruhig. Ich rechnete es ihm hoch an, daß er meinen unumstößlichen Beschluß so gefaßt aufnahm.
Er stand auf, ging um das Feuer herum und hockte sich vor mich hin. Dann lächelte er mich an.
»Du willst deine Meinung wirklich nicht ändern?«
Stumm schüttelte ich den Kopf.
Falk holte weit aus und versetzte mir einen Faustschlag mitten ins Gesicht. Die Wucht des Schlages schleuderte mich nach hinten. Benommen blieb ich auf dem Rücken liegen. Ich kam nicht einmal dazu, einen Aufschrei von mir zu geben. Mein Clanbruder hatte mich zu sehr überrascht.
Schon war er wieder bei mir. »Möchtest du jetzt vielleicht deine Meinung ändern, Bruder Thor?«
Ich rappelte mich wieder in eine sitzende Stellung auf.
»Nun, Thor?«
»Nein!«
Falk schlug so schnell zu, daß ich den Arm nicht mehr schützend nach oben brachte, obwohl ich diesmal auf seine hinterlistige Attacke vorbereitet war.
Wieder ging ich schwer zu Boden. Aber wieder rappelte ich mich auf. Das Blut schoß mir aus Mund und Nase. Aber es gelang mir, erfolgreich gegen die Tränen anzukämpfen.
Falk lächelte. »Ich frage dich nochmals, Bruder Thor – bist du nun bereit …?«
Die Zunge preßte sich wie ein dicker, formloser Klumpen gegen meinen Gaumen. Es kostete mich eine große Anstrengung, den Mund überhaupt zu öffnen.
»Und wenn du mich totschlägst, Bruder Falk – ich bleibe bei dem, was ich gesagt habe!«
»Totschlagen?« wiederholte Falk gedehnt. »Kannst du haben, wenn du willst. Ich täte dir damit sogar noch einen Gefallen, denn es ist sicherlich besser, durch die Hand eines Clanbruders zu sterben, als von einem Pruut gefressen oder unter einer Lavaschicht begraben zu werden. Ganz zu schweigen davon, daß es auch nicht sehr angenehm ist, vor Hunger und Durst umzukommen. Deshalb frage ich dich lieber noch einmal …«
Ich hörte ihm nicht mehr zu.
Das Licht der Erkenntnis loderte in meinem Bewußtsein hoch, so klar und deutlich, wie ich es lange nicht mehr erlebt hatte. Ich sah und hörte!
Ich sah den Himmel und die Sonne. Und ich sah einen geschlossenen fliegenden Wagen, der mit rasender Geschwindigkeit nach unten schoß und auf einem großen freien Platz in der Himmelsstadt landete.
Das Bild löste sich in seine Bestandteile auf, wich einer anderen, viel schrecklicheren Szenerie. Einer Szenerie, die mir nicht ganz unbekannt war.
Ich sah Jelina. Wieder stand sie auf dem Scheiterhaufen, hilflos an den Holzpflock gebunden. Die gelben Kuttenträger mit ihren brennenden Fackeln umringten sie. Einer von ihnen trat jetzt vor und machte eine tiefe Verbeugung vor ihr.
»Sei bedankt, Tochter der Weissagung«, sagte er mit tiefer, feierlich klingender Stimme. »Deine Worte wurden wahr, so wahr, wie die Sonne über Lagund scheint. Unser ewiges Warten hat sich gelohnt, denn nun ist der große Augenblick gekommen. Die Söhne des Himmels nahen, so, wie du es versprochen hast. Zum Dank dafür bringen wir flieh zum Opfer dar, denn dir allein gebührt es, den Himmelssöhnen Freude zu bereiten. Jauchze, und jubiliere!«
Der Verrückte trat noch einen weiteren Schritt nach vorn, streckte die Hand aus und entzündete einen der Strohballen, aus denen der Scheiterhaufen bestand.
Eine grelle Flamme schoß in die Höhe.
Jelina schrie laut auf. Es war ein Schrei, der mitten durchs Herz zuckte.
Der Kuttenträger verbeugte sich abermals vor meiner Clanschwester, trat dann wieder ins Glied seiner Spießgesellen zurück.
Ein zweiter Kuttenträger kam nach vom, wiederholte die ganze wahnsinnige Prozedur seines Vorgängers. Auch er setzte einen Strohballen in Brand.
Dann, als meine Clanschwester ringsum von Flammen eingehüllt war, verflüchtigten sich die Schreckensbilder in meinem Kopf.
»… mir leid, Bruder Thor«, hörte ich Falks Stimme. »Ich hätte wirklich nicht so fest zuschlagen sollen, daß du dich ernstlich dabei verletzt.«
Ich öffnete die Augen, die ich die ganze Zeit über geschlossen gehabt hatte.
»Du hast mich nicht ernstlich verletzt, Bruder Falk.«
»Nicht? Aber du hast zum Ahnenerbarmen gestöhnt und …«
»Das Stöhnen galt nicht meiner blutenden Nase, sondern
Weitere Kostenlose Bücher