Die Terranauten 081 - Treiber-Piraten
nicht, was mit mir los war, aber ich bedauerte längst, daß ich mich ohne Falk auf den Weg gemacht hatte. Selbst wenn ich oben ankam – was wollte ich da in dieser körperlichen Verfassung schon groß anfangen?
Es hatte keinen Zweck mehr, ich mußte umkehren, sosehr ich mich auch innerlich dagegen sträubte.
Aber ich kam nicht mehr dazu, diesen Vorsatz zu verwirklichen. Atembeschwerden und Kopfschmerzen hatten einen unerträglichen Höhepunkt erreicht. Dazu kamen nun auch noch dieselben Schwindelgefühle, die ich schon vom Krakata-Aufstieg kannte.
Ich stieß noch einen röchelnden Schrei aus und klappte zusammen.
*
Irgend jemand rüttelte mich unsanft.
Blinzelnd schlug ich die Augen auf und blickte in das Gesicht meines Clanbruders.
»Falk, wie kommst du denn hierher?« fragte ich verblüfft.
Er knurrte nur etwas Unverständliches, das sich nicht unbedingt freundlich anhörte.
Ein paar Augenblicke später erkannte ich, daß ich mich geirrt hatte. Falk war mir nicht nachgekommen. Ich fand mich wieder in dem Raum, den man uns bei unserer Ankunft zugeteilt hatte.
»Du bist ein Dummkopf, Bruder Thor«, sagte Falk böse. »Ein selbstmörderischer Dummkopf, wenn du es genau wissen willst. Wenn dich die Himmelswächter nicht zufällig gehört und gefunden hätten, wärst du inzwischen tot!«
»Tot?« Ich schluckte.
»Ja, das haben sie gesagt. Du hast den unverzeihlichen Fehler begangen, ohne brennende Fackel durch die Gegend zu wandern.«
Verständnislos schüttelte ich den Kopf. »Verstehe ich nicht. Was hat diese blödsinnige Fackel …?«
»Weiß ich auch nicht«, unterbrach mich mein Clanbruder. »Jedenfalls haben mir die Gelbkutten erzählt, daß Feuer ein Lebensspender ist, ohne dessen Nähe man unweigerlich sterben muß.«
Er machte eine Pause und blickte mich böse an. »Weißt du, daß ich dich am liebsten so verprügeln möchte, daß du nicht mehr sitzen, stehen und liegen kannst?«
Wieder schluckte ich. Schwindelgefühle, Kopfschmerzen und Atembeschwerden plagten mich inzwischen nicht mehr, aber ich fühlte mich doch noch ziemlich matt. Falk würde leichtes Spiel mit mir haben, wenn er wirklich vorhatte, mir eine Abreibung zu verpassen.
»Warum?« fragte ich ein bißchen kläglich.
»Das fragst du?« empörte er sich. »Durch deinen unbeherrschten Alleingang hast du uns in eine bedauerliche Situation gebracht. Geh mal zur Tür, dann weißt du, was ich meine.«
Ich sparte mir den Weg, denn ich ahnte schon, was die Gelbkutten getan hatten.
»Sie haben uns … eingeschlossen?«
»So ist es«, bestätigte mein Clanbruder grimmig. »Die Himmelswächter sind wegen deines Ungehorsams und deiner Eigenmächtigkeit zu der Überzeugung gelangt, daß wir noch nicht würdig sind, in ihren erlauchten Kreis aufgenommen zu werden. Erst wenn wir alles, was in ihren heiligen Schriften steht, zu unserer Herzenssache gemacht haben, sieht die Sache wieder anders aus.«
»Soll das heißen, daß wir so lange hier eingesperrt bleiben?« wollte ich wissen.
»Du hast es erfaßt, Bruder Thor. Und den Augenblick des Jahrhunderts dürfen wir auch nicht miterleben!«
»Den … Augenblick des Jahrhunderts? Was meinst du damit?«
»Stell dich nicht so dämlich an«, schnaubte Falk. »Damit ist natürlich die Ankunft des Sternenschiffs gemeint, das du in deiner Vision gesehen hast.«
»Das … Das darf doch nicht wahr sein«, stammelte ich niedergeschmettert.
Das Licht der Erkenntnis hatte mir gezeigt, daß die Himmelswächter Jelinas Scheiterhaufen in dem Augenblick anzünden würden, in dem das Sternenschiff in der Stadt landete. Und das bedeutete …
»Wir müssen hier raus!« schrie ich und sprang auf die Füße.
Falk lachte unfroh auf. »Na, dann versuch doch mal, Tür oder Fenster zu öffnen.«
Das mit der Tür glaubte ich Falk unbesehen. Aber das Fenster …
Bei den Ahnen, die Scheibe war fest mit den Wänden verbunden! Es gab überhaupt keinen Öffnungsmechanismus. Aber ich ließ mich dadurch noch nicht beirren. Fensterscheiben konnte man schließlich einschlagen.
Falk schien meine Gedanken geahnt zu haben. Er reichte mir sein Gewehr.
»Hier, Bruder Thor, versuch es damit!«
Ich nahm das Gewehr.
Schießen?
Nein, das wäre zu laut und zu auffällig gewesen. Dieser Überlegung folgend drehte ich das Gewehr um und stieß mit dem Kolben leicht gegen die Scheibe.
Nichts geschah.
Ich stieß etwas härter zu.
Und noch immer geschah nichts. Die Scheibe dachte gar nicht daran, einen Sprung zu
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