Die Terranauten 083 - Chaos über Sarym
versucht …«
Ihre Worte waren kaum verhallt, als sich der Gang zusammenzuziehen begann. Vor und hinter ihnen entstanden Faserlappen. Sie wuchsen mit einem atemberaubenden Tempo aus den Wänden und vereinten sich, um den Korridor zu unterteilen.
Ein weiterer Pulsationszyklus.
Die Wände kamen näher.
*
»Sie haben es gehört«, beendete Asen-Ger seinen Vortrag vor dem Rat. Mehr als zweihundert Gesichter betrachteten ihn: die der von den Stummen Treibern, Terranauten und Surinen gewählten Vertreter, die in den Ratsversammlungen stellvertretend für sie an Entscheidungen mitwirkten.
Stimmengemurmel.
»Wir befinden uns also in einer ausgesprochenen Notsituation«, fuhr Asen-Ger leise fort. Seine Worte wurden von den Lautsprechern an den Wänden übertragen. »Das Norvo-System beginnt, sich abzuschotten. Wie damals Rorqual. Allerdings nimmt hier die Form der Isolierung eine andere Gestalt an. Wir haben es mit Kosmischen Sporen zu tun, auf die wir früher schon gestoßen sind. Diese Sporen fungieren als Lebensform-Veränderer. Sie modifizieren alles organische Material zu einem Blüten- und Pflanzengewächs, das seinem genetischen Programm entsprechend bestens an die Existenz im freien Raum angepaßt ist und sich dort von energetischen Emissionen ernährt. Damit wird das Norvo-System zu einer Raumfalle. Flugverkehr außerhalb des PSI-Schirms, der Sarym bislang noch vor den Sporen schützt, ist nicht mehr möglich.«
»Wie lange kann der PSI-Schirm noch aufrechterhalten werden?« fragte jemand.
»Um ganz ehrlich zu sein: Das weiß ich nicht. Wir haben jeden Kontakt zu Lyda Mar in der PSI-Aura der maritimen Korallenstadt verloren. Und sie sagte schon vor Stunden, daß ihr die Kontrolle über die Aura entgleitet.«
»Also«, eine junge Frau erhob sich, »müssen wir damit rechnen, daß früher oder später Sporen auch die Oberfläche Saryms erreichen?«
Asen-Ger nickte langsam. Sein Innerstes war kalt. Sie hatten den Stummen Treibern eine sichere Heimat versprochen. Und jetzt …
»Entweder aus dem Raum – oder aus den Brutgewölben unter den Ruinen der Korallenstadt hier auf dem Südkontinent. Eine Einsatzgruppe unter Nayala und Mandorla versucht, sich einen Zugang zu diesen Gewölben zu verschaffen, um die Gefahr möglichst auszuschalten, bevor sie akut wird. Aber wir haben auch zu dieser Einsatzgruppe den Kontakt verloren.«
Das Stimmengemurmel verstärkte sich.
»Ich schlage vor, unmittelbar im Anschluß an diese Tagung Sicherungsgruppen zu bilden. Kleine Einheiten von jeweils fünf Mann, die aus den Depots bewaffnet werden und ihnen zugeteilte Sektoren von Neu-Thule kontrollieren. Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Wenn Sporen oder Ableger von ihnen auftauchen, sind sie sofort zu zerstören. Ich bitte die Räte von Surin, solche Maßnahmen auch für den Südkontinent zu ergreifen.«
»Liegt eine Nachricht von David terGorden, Narda oder Aura Damona vor?« erkundigte sich eine nervös klingende Stimme.
Asen-Ger schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Was ist, wenn sie es nicht schaffen, den Sammler zu reaktivieren, einen Informationsspeicher zu beeinflussen und so die PSI-Auren und damit das PSI-Netz umzuprogrammieren?« Der Sprecher sprang auf. »Der Fall ist klar: Dann sind wir erledigt. Alle die hier sitzen. Und knapp sechzigtausend andere.«
Äsen Ger hob beschwörend die Hände. »Noch ist es nicht soweit. Lyda Mar ist nach wie vor aktiv. Vielleicht gelingt es ihr, Sarym von dem Netz der anderen Auren zu isolieren.«
Zehn Minuten später löste sich die Versammlung auf. Asen-Ger wischte sich den Schweiß von der Stirn, als er den Tagungssaal verließ. Heiß brannte die Sonne Norvo auf Neu-Thule hinab. Er lenkte seine Schritte dem Medo-Zentrum entgegen. Llewellyn, Drag und Maya waren noch einmal davongekommen. Lyda Mar? Hatte sie eingegriffen?
Er fragte sich, ob es richtig war, den Rat von den Vorgängen in allen Einzelheiten zu informieren. Aber andererseits: Wenn es zum Äußersten kam, dann mußten sie darauf vorbereitet sein.
Wenn nur keine Panik unter der Bevölkerung ausbrach. Das war das Letzte, was sie in dieser Situation brauchten.
Als er das Medo-Zentrum betrat, mußte er unwillkürlich an die TAMERLAN denken. Es blieb nur noch eine winzige Zeitspanne, bis die Hibernations-Überwachung die Noterweckung der Schläfer einleitete …
*
Das allgegenwärtige, ewige Raunen der Quelle war verstummt. Und doch: Die Welt existierte weiter. Sie ging nicht unter. Die alten
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