Die Terranauten 085 - Valdecs Rückkehr
nicht bald etwas geschieht und verstärkt Lebensmittel nach NORDAM eingeflogen werden …«
Er machte eine hilflose Geste.
»Wie ist die Lage in Perth, Ignazius?«
Tyll winkte ab.
»Wie ich sagte: Explosiv. Hogberg hält an der Aussperrung fest. Und draußen auf dem Hafen warten Abertausende Tonnen Nahrungsmittel auf die Löschung.«
»Können Sie die im Parkorbit kreisenden Container nicht zum Ural oder nach Kilimandscharo umdirigieren?«
»Der Zentralverteiler von Stojska Interstellar ist vom Agrospace-Werkschutz besetzt worden. Hogberg drohte den Arbitern, auf sie zu schießen.« Tyll zupfte mürrisch an seinen Nasenhärchen. »Dieser Idiot gefährdet die Nahrungsmittelversorgung des ganzen Planeten. Ich frage mich, warum Chan de Nouille nicht eingreift.«
»Die Große Graue«, entgegnete Lucci, »will nur handeln, wenn der Notstand ausgerufen wird. Die F.F.D.E. ist – genau wie die Gewerkschaften – aus gutem Grund dagegen.«
Der hochgewachsene, dünne alte Mann runzelte die Stirn. »Halten Sie es für möglich, daß Chan mit den Konzernen gemeinsame Sache macht?«
»Chan mit den Konzernen?« Lucci lachte humorlos. »Früher vielleicht, aber die Graue betrachtet Chelskij und Komplizen ebenso als Gegner wie uns.
Ich nehme an, sie will warten, wer aus dieser Auseinandersetzung als Sieger hervorgeht. Und dann …«
Tyll nickte.
»Ich verstehe«, knurrte er. »Und Kilimandscharo?«
»Die Kapazitäten des hiesigen Netzes sind verhältnismäßig gering und reichen nicht einmal aus, ganz Afrika mit Lebensmitteln zu versorgen.
In den Küstenstädten, die an die transkontinentalen Netze angeschlossen sind, kam es schon zu kleineren Unruhen. Es wird noch schlimmer werden.«
Luccis Gesicht war blaß vor Übermüdung. Schatten lagen unter seinen Augen.
»Also«, stellte Tyll fest, »gibt es keine andere Lösung. Die Gewerkschaften müssen sich mit Agrospace einigen.«
»Die australischen Gruppen der F.F.D.E. könnten das Perther Verteilerzentrum freikämpfen«, schlug Lucci zögernd vor. »Ich habe die Verantwortlichen bereits angesprochen und …«
»Nein«, wehrte Ignazius Tyll ab. »Chan würde das niemals dulden und der F.F.D.E. Bruch des Genfer Abkommens vorwerfen. Ein neuer Bürgerkrieg wäre die Folge.«
Lucci zuckte die Achseln.
»Wie Sie meinen. Ich kümmere mich weiter um den Zweiten Frühling. Halten Sie mich auf dem Laufenden, Tyll.«
»Nur, wenn Sie die horrenden Kosten für die Videoverbindung übernehmen«, brummte Tyll.
Lucci lächelte ironisch und schaltete ab.
Mit einem lästerlichen Fluch erhob sich Tyll von dem Sitz und verließ den Gleiter.
Draußen erwartete ihn bereits Techniker Tsunga, der australische Obmann des irdischen Gewerkschaftsverbandes.
Der untersetzte Mann mit der kränklichen Hautfarbe blickte Tyll erwartungsvoll entgegen.
»Ich habe die Große Graue nicht erreichen können«, erklärte Tyll.
»Und nun?« Tsunga wies auf die Menschenmenge. »Was soll ich meinen Kollegen sagen? Daß das Wiederaufbau-Gremium sich nicht einen Deut um die Nahrungskrise kümmert, die durch Agrospace ausgelöst wurde?
Es gibt genug Stimmen, die für eine Besetzung des Verteilernetzes sprechen.« Tsunga lächelte matt. »Und sie haben gute Argumente.«
»Das wäre noch zu früh.« Tyll legte dem untersetzten Mann bittend die Hand auf die Schulter. »Hogberg wartet nur darauf. Wir müssen damit rechnen, daß in einem derartigen Fall die übrigen Konzerne ebenfalls aussperren.«
»Sie meinen«, fragte Tsunga verblüfft, »die Konzerne steuern auf eine offene Konfrontation zu?«
»Ja«, bestätigte Tyll knapp. Und er dachte: Vielleicht, weil sie ebenfalls Valdecs Rückkehr erwarten. Vielleicht hat Chelskij durch Chan davon erfahren. Aber was haben die Generalmanags von einer Machtübernahme Valdecs zu erwarten?
Glaubten sie wirklich, der Lordoberst würde das Konzil in seiner alten Form wiedererrichten? Keiner konnte so naiv sein.
Tsunga riß ihn aus seinen Überlegungen.
»Ich habe mit der Gewerkschaftszentrale gesprochen«, berichtete er. »Wir werden weiterkämpfen. Morgen vormittag finden auf der ganzen Erde zweistündige Warnstreiks statt. Wenn sie erfolglos bleiben und Hogberg auf seinem Standpunkt beharrt, kommt es zum Generalstreik und übermorgen zu einer Kundgebung auf dem Platz vor der alten Genfer Konzilsverwaltung.
Die F.F.D.E. hat sich solidarisch erklärt und übernimmt den Schutz der Kundgebung.«
»Übermorgen«, murmelte Tyll.
»Wenn das Wiederaufbau-Gremium
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