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Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Titel: Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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empor.
    Goliath setzte vorsichtig den rechten Fuß auf den Fels der Brücke. Es knirschte irgendwo, aber die Brücke hielt.
    »Wenn sie mein Gewicht trägt«, sagte der rund dreihundert Pfund schwere Treiber, »dann könnt ihr euch bedenkenlos hinauswagen.«
    Narda setzte zu einer Erwiderung an, doch Goliath schritt bereits vorsichtig über die Felsbrücke hinweg. Dann und wann knirschte es bedrohlich, aber das war alles. Nach einigen Minuten hatte er den gegenüberliegenden, rund hundert Meter entfernten Rand erreicht, winkte und rief: »Na, los doch! Jetzt oder nie!«
    Prime folgte. Dann Aschan Herib und Suzanne Oh. Dann Narda. Onnegart Vangralen und David terGorden folgten zum Schluß. Die Felsbrücke war nicht breit. Vielleicht anderthalb Meter. Vielleicht auch etwas weniger. Und sie war nicht eben, sondern leicht nach unten gewölbt. Und die Oberfläche war verwittert und brüchig. Der Abgrund selbst war fast wie ein Magnet, der sie unwiderstehlich anzog. Vangralen blieb etwa in der Mitte der Felsbrücke stehen, ging vorsichtig in die Knie und schloß die Augen.
    »Nicht hinuntersehen«, riet David. Leicht gesagt. Es knirschte. »Weiter.«
    Vangralen wollte sich gerade wieder erheben, als sich die Felsbrücke schwankend zu bewegen begann. Die Terranauten am noch fünfzig Meter entfernten Schluchtrand hatten Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
    »Beeilt euch!« rief Narda. »Ein Beben. Macht, daß ihr da runterkommt. Ich weiß nicht, ob die Felsbrücke noch ein paar harte Erdstöße aushält.«
    Das Knirschen verstärkte sich.
    Und dann begann sich die Felsbrücke aufzulösen. Risse wanderten knisternd durch den Stein. Vangralen setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und hastete auf den nicht mehr fernen. Halt versprechenden Rand zu. David folgte ihm, so rasch er konnte.
    Doch sie waren nicht schnell genug. Knapp zwei Dutzend Meter vor ihrem Ziel brach die Felsbrücke auseinander. Und zusammen mit ihren Trümmern stürzten Onnegart Vangralen und David terGorden in die bodenlose Tiefe. Der langgezogene Schrei Nardas verklang irgendwo weit über ihnen …
     
    *
     
    Erst war es nur das Flüstern einer fernen, undeutlichen Stimme, die Kadirs Aufmerksamkeit erregte. Dann bemerkte der Kontakter die erneute Veränderung der Traumstatt. Das stumpfe Grau verwandelte sich in ein purpurnes Rot. Rot wie Rubin. Rot wie Blut …
    Dann erhob die Welt ihre zornige und wütende Stimme.
    Der Boden grollte. Und die Traumstatt wurde wie von einem Hitzemantel eingehüllt, der ihre Konturen verschwimmen ließ. Kadir wich unwillkürlich zurück. Er stimmte den Lobgesang auf die zurückgekehrten Schöpfer an, doch Klippenstürzer, Errichter und Träger wichen weiter zurück und reagierten nicht auf seine Hymnen. Vircho kroch an seine Seite, mit weit aufgerissenem Maul, mit kratzenden Kiefern.
    »Vielleicht«, sagte Vircho unsicher, »hatte Janan recht. Vielleicht bedeutet das Erwachen der Schöpfer tatsächlich den Untergang der Welt.«
    »Nein!« entgegnete Kadir entschieden und richtete seine Spähaugen einmal auf den anderen Kontakter, dann auf die Felsklippen und die aufragenden Wände der Traumstatt.
    Der Boden bebte.
    Er warf sich ihnen entgegen, und Kadir fuhr unwillkürlich seine Saugarme aus, um irgendwo nach Halt zu suchen. Schreie ertönten und gingen in dem Knirschen unter, mit dem der Gemeinsame Hort in sich zusammenstürzte. Der Himmel stand in Flammen. Die heiße, lebensspendende Fackel über ihnen war nur noch ein Gleißpunkt unter vielen anderen. Ein filigranes Netz aus Feuer und Glut zog sich von Horizont zu Horizont.
    Und wieder das Grollen. Die Welt erzitterte. Und die Klippen neigten sich.
    Kadir konnte nicht glauben, was er sah. Klippenstürzer rannten auf ihren Stummelbeinen an ihm vorbei, die Netzmembranen an ihren Flanken wie feine Gespinste aus weichem Licht.
    Seden trippelte näher. Seine Außenhaut hatte sich vor Furcht verfärbt.
    »Sieh nur!« rief er.
    Breite Risse zogen sich durch die Klippen. Und das Knirschen und Grollen nahm immer weiter zu.
    »Janan hatte recht! Janan hatte recht!« ertönte es aus allen Richtungen. Mehrmütter mit prall gefüllten Gedeihkammern hasteten vorbei. Errichter, deren schlanke Leiber vibrierten. Klippenstürzer mit weit aufgerissenen Kiefern. Seden, Vircho, Kadir und einige andere Kontakter versuchten, sie mit der Kontaktstimme zu beruhigen, doch es war, als stemme sich ihnen eine dunkle Mauer entgegen, die ihre Bemühungen vereitelte. Und die sphärenhaften Stimmen aus der

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