Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Titel: Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
Richtung der Traumstatt intensivierten sich.
    »Die Schöpfer«, sagte Kadir voller Ehrfurcht und duckte sich an den Boden.
    Der Boden war heiß. So heiß, daß er seine Laufbeine zu versengen drohte.
    In der Ferne, am südlichen Ausgang des Felsentals, stürzte die erste Klippe in sich zusammen. Hunderte von Tonnen Staub und heißem Sand warfen sich in den Himmel und verfinsterten das Angesicht der Sonne. Der Boden bebte erneut.
    »Wir müssen das Tal verlassen«, sagte Vircho drängend. Seine Außenhaut verfärbte sich. Zeichen seiner Unsicherheit. »Wenn die Felsen zusammenstürzen, werden sie uns erschlagen.«
    Doch Kadir regte sich nicht. Spalten wanderten durch den Boden. Hitze entströmte ihnen. Und zähflüssiges Gestein. Es war, als öffne die Unterwelt ihre Pforten.
    »Die Fremden«, klickte Kadir leise mit seinen Kiefern. »Sie waren es. Janan hatte unrecht. Die Schöpfer würden niemals das Unheil über die Welt und ihre Diener bringen. Es waren die Fremden. Die, die wir in die Traumstatt hineinschickten, um ihnen Gelegenheit zu bieten, sich Ehre zu verdienen. Sie haben Schuld auf sich geladen. Sie haben die Schöpfer verwirrt. Sie sind für den Untergang unserer Welt verantwortlich.«
    Schmerz war dort, wo vorher die Kraft seiner Kontaktstimme gewesen war. Dennoch rief Kadir mit aller Kraft nach seinen Hortbrüdern und induzierte Folgsamkeit. Die anderen Kontakter stimmten in den Ruf mit ein.
    »Wir verlassen das Tal!« riefen sie. »Wir brechen auf und entfliehen dem Tod. Wir lassen unsere Heimat zurück. Und wir suchen die Fremden, die die Verantwortung für das Unheil tragen. Wir werden sie bestrafen. Wir werden Sühne bringen.«
    Weitere Klippen stürzten mit donnerndem Getöse in sich zusammen. Errichter wurden unter den Trümmern begraben. Mehrmütter starben, noch bevor sie ihre Leibesfrüchte gebären konnten. Träger wurden zerschmettert.
    Und die Überlebenden machten sich auf. Auf ihren Laufbeinen krochen sie in Richtung Traumstatt, dem Hort der Schöpfer. Sie kletterten über die niedergestürzten Felsen hinweg, an der purpurnen Wand des Hortes vorbei.
    Die Hitze nahm rapide zu. Sie drang aus der Unterwelt, kroch durch Spalten und Ritzen empor. Und sie sickerte vom brennenden Himmel.
    Die Welt bebte. Grollend und krachend und rumorend.
    Die Traumstatt blieb zu ihrer Linken. Eine verrinnende Hoffnung. Über neunhundert Klippenstürzer, Errichter, Träger und Verwerter hatten versucht, die Schöpfer zu wecken. Es war gescheitert. Immer wieder. Und niemals war einer derjenigen, die in die Traumstatt hineingeschickt worden waren, wieder aufgetaucht. Alle waren verschwunden.
    Aber den Fremden war das Unmögliche gelungen.
    Das Felsenland schloß sich an das Klippental an. Eine öde Zone, in der nichts wuchs. Jetzt auch eine heiße Zone, die die Wasservorräte unter den Außenhäuten verdunsten ließ und damit raschere Alterung verursachte.
    »Wir werden die Fremden zur Rechenschaft ziehen«, intonierte Kadir, und die anderen Kontakter wiederholten seinen Sühneruf. »Wir werden sie bestrafen. Und wir werden uns damit das Wohlgefallen der Schöpfer zurückerobern.«
    »Ja!« lautete die vielstimmige Antwort. »Das werden wir.«
    Seden näherte sich Kadir. Seine Laufbeine hatten sich verfärbt. Die Temperatur des Bodens stieg weiter.
    »Hörst du es auch?« fragte er.
    Kadir horchte mit seiner Kontaktstimme. Der damit verbundene Schmerz stieg rasch und verschleierte das Bild, das er mit seinen Spähaugen wahrnahm. Ein bizarrer Gedankenhauch voller Fremdartigkeit. Durchtränkt von den näheren Impulsen aus Verwirrung und Angst und Wahn. Ehrfurcht entstand in Kadir. Das waren die Schöpfer, die in der Traumstatt erwacht waren. Sie waren voller Zorn auf die Fremden, und in ihrem Zorn verwüsteten sie die Welt. Der andere Hauch aber … Das waren die Schuldigen.
    Am Horizont machte Kadir einige sich bewegende Punkte aus. Nicht mehr als diffuse Schatten in der flirrenden Hitze.
    »Ja«, klickte er mit seinen Kiefern. »Das sind sie.«
    Und erneut stimmte er den Sühneruf an und spornte die Überlebenden des Gemeinsamen Hortes an, das Marschtempo zu erhöhen.
    »Wir haben sie bald erreicht!« rief er. »Und wenn wir Strafe gebracht haben, werden uns die Schöpfer wieder wohlgesonnen sein.«
    »Es ist Beweis genug«, fügte Vircho hinzu. »Die Fremden sind die einzigen, die jemals wieder die Traumstatt verlassen haben. Seht nur, wie sie fliehen! Sie wissen um die Schuld, die sie auf sich geladen haben. Sie

Weitere Kostenlose Bücher