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Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Titel: Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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war der Grund der Schlucht nicht auszumachen. Es war, als zöge sich dieser gewaltige Einschnitt quer durch den ganzen Planeten. Heiße, schweflige Dämpfe stiegen empor. David hustete. Seine Augen tränten.
    Er hob den Kopf. Das Netz aus den dicken, schwarzen und klebrigen Seilen zog sich von Schluchtwand zu Schluchtwand.
    »Sieht wie ein riesiges Spinnennetz aus«, meinte Vangralen dumpf und kletterte vorsichtig über die Maschen in Davids Richtung. »Es hat uns das Leben gerettet.«
    David sah sich um. Sie befanden sich etwa in der Mitte des Netzes. Die beiden Schluchtwände waren gleichweit entfernt – rund dreißig oder vierzig Meter. Der Einschnitt war hier unten offenbar etwas enger als oben. Er blickte hinauf. Die Schlucht war wie ein gewaltiger Schacht. Ganz oben war ein heller Fleck zu erkennen. Der Himmel. Und die Oberfläche der Welt. Er deutete auf die Wände. Sie waren glatt, fast ohne Vorsprünge.
    »Meinst du, wir könnten hinaufklettern?«
    Vangralen zuckte mit den Achseln. Er hatte David jetzt fast erreicht. »Ich bin kein Bergsteiger. Ich hatte auch nie Ambitionen in dieser Richtung.«
    Etwas rumorte. Das Netz bewegte sich, schwang nach unten, dann wieder hinauf, wie eine zitternde Membrane.
    »Die Beben«, meinte David besorgt. »Wir müssen vom Netz runter.«
    Vorsichtig kletterten sie über die Maschen hinweg auf die rechte Schluchtwand zu. Bald schon waren ihre Körper mit einer dünnen Schicht aus der zähflüssigen und klebrigen Masse bedeckt, von der die Seile durchtränkt waren.
    »Wie ein Spinnennetz«, wiederholte Vangralen. »Ich hoffe nur, die Spinne taucht nicht auf.«
    Sie tauchte auf.
    Aber es war nicht das, was sie sich unter einer Spinne vorstellten. Es war ein amorphes Geschöpf, dessen Oberfläche schimmerte und schillerte. Es glitt an einem der Stabilisierungsseile empor, die von den Rändern des Netzes ausgingen und weiter unten mit dem Fels der Schlucht verbunden waren. Kaum hatte es die ersten Netzmaschen erreicht, da löste es sich in eine Vielzahl von Einzelkörpern auf. Flache, mit Facettenschuppen gepanzerte Körper, die auf Hunderten von Beinen weiterkrochen.
    »Ein Kollektivinsekt«, brachte Vangralen hervor. Sie krochen davon. Hastig, eilig. Das Netz schwankte. In den Schluchtwänden rumorte es.
    »Es muß irgendwo weiter unten seinen Schlupfwinkel haben!« rief David. »Wir haben es vorher nicht gesehen. Vielleicht eine Höhle.«
    Er packte den Strahler, legte an und feuerte. Der erste Kollektivkriecher zerbarst in einer Feuerlohe. Der gleißende Blitz aus der Waffe fraß sich weiter, leckte über eins der Seile hinweg und verbrannte es.
    Das Netz sackte einige Meter durch. Vangralen hatte Mühe sich festzuhalten.
    »Hör auf!« schrie er. Sie hangelten sich weiter. Und die Kriechgeschöpfe kamen rasch näher. Es war eine unübersehbare, wimmernde Masse.
    David und Vangralen erreichten die Schluchtwand, ließen sich vorsichtig durch eine der Netzmaschen hinab und griffen nach dem Stabilisierungs- und Halteseil, das weiter in die Tiefe führte. Die Felswand war hier ein wenig gewölbt, so daß sie die tieferen Bereiche nicht erkennen konnten.
    Vangralen ließ sich als erster hinab. Dann folgte David.
    »Du hast recht gehabt!« rief Vangralen von unten. »Hier ist tatsächlich eine Höhle. Schnell. Beeil dich.«
    Er hatte jetzt ebenfalls die Waffe gezogen und legte an. David sah kurz hinauf. Die ersten der Kollektivkriecher hatten inzwischen das Stabilisierungsseil erreicht und ließen sich ebenfalls daran herab. David konnte die feinen Vibrationen spüren. Er hangelte sich weiter hinunter und war kurz darauf an der Seite Vangralens. Jetzt, da er sich unterhalb der Felswölbung befand, sah er die Höhle ebenfalls. Sie war ein breites, dunkles Loch in der Schluchtwand. Und David vernahm dumpfe, mahlende Geräusche. Es waren nicht die Beben. Es war etwas anderes.
    Vangralen feuerte. Der lodernde Strahl kochte über die Kriecher hinweg, verbrannte die Halteseile, leckte über den Fels. Das Netz vibrierte stärker. Maschen rissen. Einige der Kollektivkriecher stürzten mit mahlenden Kiefern an ihnen vorbei in die Tiefe. Die Verankerungspunkte des Fangnetzes rissen. Ein kurzes, heftiges Knirschen, und das Netz fiel in sich zusammen und riß die Kriecher mit sich. Vangralen atmete hörbar auf. Von hoch oben drang das Pfeifen von verdrängter Luft zu ihnen herab.
    David beugte sich vorsichtig vor, um hinaufzublicken. Der leuchtende Fleck des Himmels war so fern. Aber die

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