Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens
Klimaanlage summend abgesaugt.
Einer der Sarym-Projektoren ist hin, meldete Odin. Jetzt der andere.
Sie wanden sich auf dem Boden hin und her. Mittelschwere Lasergeschütze eröffneten das Feuer auf sie. Osiris vernachlässigte für den Bruchteil einer Sekunde seine Egoabschirmung. Die Glut verkochte seinen linken Arm. Unwichtig. Er konnte sich selbst regenerieren, wenn alles vorbei war. Er konnte den Arm nachwachsen lassen.
Und sie schlugen das zweite Mal mit aller Kraft zu. Erst schien es, als sollte ihr Ansturm an dem Abwehrfeld des zweiten Projektors abgleiten, dann jedoch fanden sie eine instabile Zone, erweiterten, brachen auf.
Wieder hallte Donner durch den Raum. Gefolgt von sengendheißen Trümmerstücken, die weitere Wunden rissen. Der Regenerationsfaktor wurde aus einem Reflex heraus aktiv, stoppte Blutungen, ersetzte zerfetzte Organe, heilte. Es kostete nur wenig Kraft. Und jetzt, da die Abschirmfelder zusammengebrochen waren, war nicht mehr viel Kraft erforderlich: Die Schatten waren ihnen trotz PSI-Verstärkung und Multisensorischen Masken vergleichsweise hilflos ausgeliefert. Sie nahmen nun auch wieder die Gedankenstimme des Lockers wahr, und sie stellten fest, daß der Locker die ganze Zeit über von seiner Beschattung gewußt hatte. Es war tatsächlich eine Falle gewesen, wie Phönix bereits von Anfang an vermutet und befürchtet hatte. Chan de Nouille hatte die Schatten ausgeschickt, um mit ihrer Hilfe die stärkste Waffe ihres Widersachers Valdec auszuschalten: die Supertreiber.
Es war mißlungen.
Odin, Phönix und Osiris sammelten Daten. Sie eliminierten mentale PSI-Abschirmungen. Sie nahmen keine Rücksicht. Doch die Schatten verfügten über keine wichtigen Informationen. Das Bedeutendste war weiterhin ungewiß: der Ort, an den sich die ehemalige Große Graue mit der 4. und 5. Kampf flotte zurückgezogen hatte.
Die Schatten starben.
Und die Supertreiber zogen sich aus den erlöschenden Bewußtseinen zurück.
Dabei machte Osiris eine seltsame Entdeckung. Er nahm eine dünne, hauchzarte Linie wahr: den Schatten einer Spur.
Seht ihr das auch? fragte er. Schnell, verstärkt mich.
Zwei weitere mächtige Denksphären gesellten sich der seinen hinzu und wuchsen dann mit ihm zusammen. Die Spur war nun etwas deutlicher auszumachen. Osiris sandte ein Teilego seines Ichs aus und ließ sich an der dünnen Linie entlangtreiben.
Die Geschwindigkeit war enorm.
Und das bedeutete, daß auch die Länge der psionischen Schattenspur enorm war.
Es riß das Teilego von Osiris davon, über Genf hinweg, dann in den freien Raum, durch das Sonnensystem hindurch. Ein Bild formte sich: eine humanoide Gestalt mit grünem Körperflaum und nur einem Auge. Ein Name: Cantos. Eine Bezeichnung: Genessaner.
Und es ging weiter. Immer weiter fort. Das Teilego Osiris’ ließ sich bereitwillig von dem stärker werdenden psionischen Sog mitzerren. Es überwand Knoten in der dünnen Spurlinie, folgte Sackgassen und kehrte zurück, suchte und fand: eine bizarre Welt tief im Herzen der Milchstraße. Der Ursprungsplanet von Cantos. Jetzt stemmte sich Osiris dem Sog wieder entgegen. Und er kehrte zurück. Binnen weniger Augenblicke.
Phönix und Odin blickten ihn erstaunt an.
»Diese Entdeckung«, sagte Osiris stolz und ließ seinen verkohlten Arm nachwachsen, »ist viel bedeutender als die Ausschaltung der Agenten Chan de Nouilles …«
*
Cosmoral Yazmin atmete tief durch, blickte noch einmal auf ihre Unterlagen und sagte dann: »Wir können die KK-Raumfahrt nicht einstellen. Es ist völlig ausgeschlossen. Die Lage auf der Erde und den zum Zentrumssektor gehörenden Welten …«
Lordoberst Valdec winkte müde ab. Sein Blick klebte an einem Punkt, der jenseits der Scheibe aus Transparentprotop lag.
»Wir alle kennen die Lage auf der Erde«, sagte er kühl.
Yazmin nickte und fuhr dennoch fort: »Die Relax sind wieder ruhig. Nicht zuletzt geht das auf die verbesserte Versorgungslage der letzten Wochen zurück. Die Automatküchen bieten derzeit ein Programm an, das keineswegs den gegenwärtigen Versorgungsumständen entspricht.« Sie beugte sich vor. »Lordoberst, wenn wir den derzeitigen Zustand auch nur wenige Wochen aufrechterhalten wollen, dann brauchen wir mindestens einhundert neue Schiffe, die sofort in Dienst gestellt werden. Wir wissen alle, daß das unmöglich ist. Aber gar eine weitgehende Einstellung der KK-Raumfahrt …?«
Valdec blickte auf die Haut seines Unterarms. Sie war noch immer leicht
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