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Die Terranauten 096 - Planet der Illusionen

Die Terranauten 096 - Planet der Illusionen

Titel: Die Terranauten 096 - Planet der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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brüllte noch immer. Muskeln und Nerven zitterten. Aus dem intensiven Leuchten des Kristalls formte sich eine immaterielle Lanze, die knisternd über die breite Brust des Behüters glitt und ihn zurückstieß.
    Die Schreie verstummten.
    Tremaynes zarter, zerbrechlicher Körper sank langsam zur Seite. Jana schnappte hörbar nach Luft.
    »Bei Yggdrasil!« brachte sie hervor. Sie war noch immer blaß. »Kiram, tu das nie wieder. Nie!«
    Aber Kiram antwortete nicht. Für einen Augenblick herrschte Stille. Nur der Sharan schnaubte aufgebracht, und die hölzernen Räder des Wagens mahlten durch den Sand. Der Wind wehte leise.
    Die Zartmutter zitterte am ganzen Leib. »Kiram?« Eine schwache, undeutliche Stimme, so leise wie das Flüstern des Windes im Purpurland. Noch immer keine Antwort. Tremayne richtete sich wieder auf. Narda half ihr dabei und stützte sie.
    Kiram hatte die Augen weit aufgerissen, und die Katzenpupillen waren klein, nur zwei von Gelb eingefaßte Punkte. »Was …?« begann Tremayne. »Was ist mit … ihm?« Der Sharan schnaubte. Der Wagen ruckelte, als zwei der vier Räder über einen kleinen Felsbrocken hinwegrollten.
    »PSI-Schock«, sagte Jana leise. Sie sah Kiram an, dann wieder Llewellyn. »Er hätte tot sein können …«
    »Tot?« wiederholte Tremayne. Und klammerte sie sich an den erstarrten Körper ihres Behüters. Seine Haut war kalt. Ihre Hände berührten sein Gesicht, streichelten, liebkosten. Ihre Lippen spendeten Wärme auf seinen kühlen Wangen. David horchte in sich hinein. Die Gedanken des Behüters hatten sich eingekapselt. Ein Quasirealer, der in einer quasirealen, nur scheinbaren Welt gefangen war. Sein Zustand aber war nicht so ernst wie der Llewellyns.
    Kannst du helfen?
    David war müde. Wann hatte er zum letztenmal geschlafen?
    Die Zeit der Ruhe ist noch nicht gekommen, entgegnete die Flüsterstimme sanft. Ja, ich kann helfen. Ich werde es versuchen …
    Und David spürte, wie sich seine Kräfte wieder regenerierten. Vorsichtig erweiterte er seinen Geist und suchte nach Lücken in den Barrieren, mit denen sich das Ego des Behüters selbst umgeben hatte. Er fand einen winzigen Spalt und ging daran, ihn zu erweitern. Der Geist Kirams stemmte sich ihm entgegen, und David saugte den Widerstand in sich auf und drängte ihn beiseite. Er stieß vor in die Bereiche der illusionären Welt und löste die Knoten der Verwirrung auf.
    Kiram atmete schwer und blinzelte. Tremayne klammerte sich an ihn. Tränen glitzerten in ihren großen gelben Augen. Salzige Juwelen, glitzernd und schimmernd.
    »Was …?« begann der Behüter kehlig. David setzte seine Bemühungen fort und tilgte die Bereiche, in denen der psionische Schock Fuß gefaßt hatte. Die gelben Katzenaugen des Behüters richteten sich auf David.
    »Deine Macht ist groß«, sagte er ruhig. Ein kurzer Blick auf den Kristall. »Eure Macht ist groß. Du hast mir ein zweites Mal geholfen. Das festigt den Schwur; den ich leistete.« Er knurrte. »Ich stehe tief in deiner Schuld, Kampfesbruder.« Er warf Tremayne einen undefinierbaren Blick zu. »Ich habe einen Auftrag auszuführen. Doch ich schulde dir zweimal mein Leben. Nach den Ehrprinzipien der Behüter bin ich dadurch in erster Linie dir verpflichtet, David. Nun gut.« Ein ernstes Lächeln. »Ich werde mein Leben für dein Leben geben, sollte das einmal notwendig werden. Aber versprich mir eins.«
    David hob die Augenbrauen. Er wußte nicht, was er sagen sollte.
    »Versprich mir, daß du die zukünftige Zartmutter Tremayne zu DrenAhr ins Stille Tal bringst, sollte ich nicht mehr dazu in der Lage sein.«
    Der Sharan schnaubte. Wieder herrschte für einen Augenblick Stille. David überlegte genau, bevor er sprach. Und er antwortete: »Du mußt eins wissen, Behüter und Kampfesbruder: Dies ist nicht die Welt, die du kennst und von der du stammst. Das Schicksal hat dich hierher verschlagen. DrenAhr ist fern. Und wenn du meine Meinung hören willst: Ich glaube, es ist ziemlich unwahrscheinlich, daß du das Düsterland und die Ebene der Langen Schatten jemals wiedersiehst.«
    Narda warf David einen warnenden Blick zu. Sag ihm nicht alles. Wir wissen nicht, wie er darauf reagiert. Und wir brauchen seine Hilfe. Nur er kann die verschiedenen Welten hier voneinander unterscheiden. Das kann nicht einmal der Konnexkristall.
    Davids Antwort war gedankliche Zustimmung.
    Tremayne sah David hoffnungsvoll an. »Du meinst … du meinst, wir haben keine Möglichkeit zurückzukehren?«
    David nickte

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