Die Terranauten 098 - Duell der Träume
war sie kalt wie Packeis, kalt, wie es eine Queen zu sein hatte.
Und sie war loyal.
Nicht nur die Schnitte im Hirn sorgten dafür; auch die Macht, an der sie teilhatte.
Yazmin sagte nichts auf Valdecs Worte.
Der Lordkaiser drehte den Kopf und blickte durch das breite Fenster aus transparentem Panzertrotop.
Wie seit langen Jahrzehnten schon überragte der stahlblaue Doppelturm der Kaiser-Zentrale das Häusermeer von Berlin.
Der Doppelturm hatte sich nicht verändert, nur Berlin war gewachsen.
Die Stadt in Mitteleuropa war das Zentrum eines Spinnennetzes, das inzwischen fast achttausend Lichtjahre umfaßte.
Immer weiter wurden die Grenzen des Reichs hinausgeschoben. Immer tiefer hinein in das Sternenmeer der Milchstraße reichten die Speerspitzen des menschlichen Expansionismus.
Zuerst kamen die Scouts; vollcomputerisierte, hochmoderne Kaiserkraftschiffe, die die fremden Sonnensysteme erforschten und katalogisierten und jede erdähnliche Welt dem Kaiser-Erde-Trust meldeten.
Dann folgten die Terraform-Kommandos, begleitet von Einheiten der Kaiser-Garden, und schließlich die Kolonistentransporter.
Und stieß man irgendwo auf extraterrestrische Rassen, auf Widerstand außerirdischer Kreaturen …
Die Menschheit, dachte Valdec sinnend, brauchten Lebensraum. Sie ist jung, tüchtig, unverbraucht. Was interessieren uns die Aliens? Es gilt das Recht des Stärkeren, und deshalb ist das Recht auf unserer Seite.
Wir haben es allen gezeigt.
Den Terranauten, an die sich nun keiner mehr erinnert, den Genessanern, den aufmüpfigen Kolonisten, den Mushni, den Entitäten, sogar dem Alten Wald, der Pflanzenzivilisation.
Und der Zarkophin-Schild hat uns die richtige Waffe m die Hand gegeben – aber nicht nur das. Der ZS hat die Probleme der Kaiserkraft-Raumfahrt ein für allemal beseitigt.
Was kümmert es uns, wenn durch die per Blitzableiter abgestrahlte Restenergie in fünfzig- oder hunderttausend Lichtjahren Entfernung verseuchte Raumsektoren entstehen?
Das Reich vergrößert sich ständig. Ganze Flotten Containerschlepper wickeln den Handel ab und sorgen für den notwendigen Rohstoffnachschub, und jeder Flug mehrt die Macht und den Reichtum Kaisers …
Er sah über die Dächer der Stadt, auf denen die Metallpilze der Solarenergiekollektoren glitzerten, er sah die Hochstraßen und Protoptürme, die Gleiter, die wie Insekten durch die Flugschneisen huschten. Berlin pulsierte. Berlin war das Herz des Zweiten Reiches, und die Kaiser-Zentrale war das Gehirn.
Valdec seufzte.
Er fühlte sich erschöpft. Eine lange Nacht lag hinter ihm. Anstrengende Stunden, die er zusammen mit der Cosmoralität verbracht hatte, um die logistischen Probleme des Feldzugs gegen die Mushni zu lösen und Vorentscheidungen für die Besiedlung der südlichen Sternhaufen zu treffen.
Er räusperte sich und richtete seinen Blick wieder auf Yazmin.
»Ich habe den Kurierbericht der Queen Rovenna studiert«, murmelte er. »Was halten Sie davon, Cosmoral?«
Yazmin beugte sich leicht nach vom.
»Es bestehen keine Zweifel mehr«, erklärte sie sachlich, »daß auf Tonteran kurzfristig ein künstliches Triadisches Monochord entstanden ist. Die Identität der Hintermänner liegt nach wie vor im dunkeln. Vielleicht war Tonteran nur ein Testfall für weitere derartige Aktionen. Ich habe vorbeugend Gelb-Alarm für die Kaisergarden gegeben und die Flotte im Tonteran-Sektor verstärkt.
Und was diesen Fremden betrifft …«
»Ja?«
In Valdecs Augen blitzte Interesse auf.
»Es klingt unglaublich, aber der Fremde ist nicht im Zentralcomputer gespeichert«, fuhr Yazmin fort. Noch immer war ihre Stimme emotionslos. »Zweifellos ist er ein Mensch, und obwohl der Großrechner in Berlin Daten über jeden Bürger des Reiches besitzt, konnte seine Identität nicht ermittelt werden.«
Valdec verschränkte die Arme.
»Und die Verhöre?«
»Ohne Resultat«, gestand Yazmin. »Der Fremde reagiert weder auf Drogen, noch auf elektronische Verhörmethoden. Als einzige Alternative bleibt noch psychophysische Folter …«
»Nein«, wehrte der Lordkaiser ab. »Behalten wir uns diese Möglichkeit für später vor. Möglicherweise ist uns der Fremde noch von Nutzen, und ein körperliches und seelisches Wrack …«
Es war ungewöhnlich, es geschah selten, doch Yazmin fiel ihm ins Wort.
»Aber er ist über die Parakletische Madonna informiert, Herr! Seine ersten Worte, als er durch die Garden entdeckt wurde, betrafen die Parakletische Madonna!«
Valdec schwieg.
Ja,
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