Die Terranauten 098 - Duell der Träume
das ist seltsam, dachte er. Seltsam und … erschreckend. Bis auf eine Handvoll Männer und Frauen in den höchsten Führungsrängen und die Kommandeusen der Kampfflotten ist niemand im Reich über das Madonna-Problem informiert.
Und dann taucht dieser mysteriöse Fremde auf und spricht über das bestgehütete Geheimnis des Zweiten Reiches. Über eine Angelegenheit, die so wichtig für die Menschheit ist, daß wir schon Hunderte von Milliarden VE ausgegeben haben, um das Problem zu lösen.
»Er sagt, Herr«, fuhr Reichscosmoral Yazmin leiser fort, »daß er nur mit Ihnen sprechen will.«
Valdec runzelte die Stirn.
»Ihre Meinung?«
»Es ist einen Versuch wert«, sagte Yazmin. »Ich bin überzeugt, er weiß mehr über die Madonna, als er bislang – trotz der intensiven Verhöre – zugegeben hat.
Sprechen Sie mit ihm.
Es ist eine Chance, auch wenn sie nur gering erscheinen mag. Aber selbst der winzigste Hinweis ist einen Versuch wert.«
Der Lordkaiser nickte.
»Sie haben recht«, erklärte er.
»Und die Zeit wird knapp. Die Experten geben uns noch maximal zwei Jahre. Und zwei Jahre sind nicht viel.«
»Nein«, bestätigte Yazmin.
»Wo ist er jetzt?«
»Der Fremde?« Yazmin tastete automatisch nach ihrem Communer. »Ich habe die Schatten angewiesen, ihn bereitzuhalten.«
»Lassen Sie ihn herschaffen«, befahl der Lordkaiser. »Unter den üblichen Sicherheitsvorkehrungen natürlich. Vielleicht ist es auch nur eine Falle. Die ganze Geschichte ist verdammt mysteriös und wir dürfen uns keinen Fehler erlauben.«
Yazmin nickte nur und sprach leise in das Mikrofon des Communers.
Valdec warf einen Blick auf den in seinem Communer integrierten Chronometer.
Der elektronische Terminkalender signalisierte durch die Digitalanzeige auf dem Minibildschirm, daß er in zwanzig Minuten zu einer Konferenz mit den Präfekten der 83. und 88. Sternprovinz erwartet wurde.
Durch diese Provinzen wurde ein Großteil des militärischen Nachschubs für die jenseits der Reichsgrenzen operierenden Flotten abgewickelt. Durch die enorme Beanspruchung der Transportkapazitäten durch die Kaisergarden war es im Lauf der letzten Monate zu Versorgungsengpässen im zivilen Bereich gekommen.
Zwei Stunden später mußte Valdec nach Perth, um die neu errichteten Zweigbetriebe der Ziolkowski-Werft einzuweihen. Das Flottenbauprogramm besaß für die Politik des Reiches höchste Priorität.
Nur starke militärische Präsenz, so war Valdecs Kalkül, konnte die verstreuten Reste der Extraterrestrier davon abhalten, eine gemeinsame Front zu bilden.
Der Präventivschlag Anfang des Jahrhunderts gegen die Entitäten hatte die Schwellenmächte entscheidend geschwächt. Doch noch immer gab es periodisch Guerilla-Aktionen.
Und der technische Standard mancher Fremdrassen war hoch; von ihrer psionischen Potenz ganz zu schweigen.
Trotz des jahrzehntelangen Krieges war der Sieg noch nicht errungen. Und ohne die Kaiserkraft-Blitze wäre die Menschheit vermutlich bereits untergegangen.
Die Parakletische Madonna, dachte Max von Valdec versonnen. Wenn wir sie in unsere Hände bekommen würden … Sie zu manipulieren, dürfte für die PSI-Mechaniker kein allzu großes Problem sein.
Damit ließen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Die Aliens mußten unter diesen Umständen ihren Abwehrkampf einstellen … Denn wer konnte noch kämpfen, wenn ihn Schwingungen der Liebe und des Friedens einlullten?
Und auch die größere, die ungeheuerliche Gefahr ließe sich bannen.
Die psychische Verödung einer ganzen Galaxis … Die Abnahme von Lebenswillen, Kreativität und Tatkraft, die sich immer einstellt, sobald die subpsionischen Vibrationen verstummen, mit der eine Parakletische Madonna ihre Sterneninsel erfüllt.
Die Daten, überlegte Valdec, die wir bei der Eroberung Shondykes erbeutet haben, lassen keinen anderen Schluß zu. Die Informationen, die über die Doppelgalaxis Codecyn vorliegen, sind zu erschreckend, um sie zu ignorieren.
Und bei dem Präventivschlag gegen die Entitäten, insbesondere gegen die Varen Navtem, ist unsere Parakletische Madonna verschwunden.
Verschwunden und verstummt.
Wir müssen sie finden, um jeden Preis, und sie für unsere Zwecke einsetzen. Uns bleibt keine andere Wahl.
Ein Summen ertönte.
Unwillkürlich fuhr der Lordkaiser zusammen.
Eine seltsame Spannung bemächtigte sich seiner, und mit milder Belustigung stellte er fest, daß seine Handflächen feucht geworden waren.
Er lehnte sich in seinem Servosessel
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