Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix
veralteten Ausführungen um einen Faktor zehn übertrifft. Es besteht keine Gefahr. Selbst dann nicht, wenn wir seine Bedingungen erfüllen und ihm jedes PSI-Talent übergeben, das wir entdecken.«
»Was wir natürlich nicht tun werden«, fügte Chan de Nouille hinzu. »Jedenfalls nicht alle. Wir brauchen selbst Nachschub.«
Ihre Gedanken bewegten sich noch immer im Kreis. Sie gab sich einen inneren Ruck. Es hatte keinen Zweck, länger über dieses Problem nachzugrübeln, solange wichtige Daten für eine umfassendere Analyse fehlten.
Das Schott öffnete sich, und eine in ein weißes Gewand gekleidete Gestalt trat ein.
»Sie sollten die Sondierungsversuche unterlassen«, sagte der Botschafter des Grünen Phönix glatt und lächelte verbindlich. »Man könnte es für aktives Mißtrauen halten, Chan de Nouille.«
»Ich kann mich nicht erinnern«, gab die Herrin der Grauen Garden scharf zurück, »Sie um Ihre Meinung gefragt zu haben.«
Der Phönixjünger verneigte sich. »Verzeihen Sie, Chan. Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu beleidigen.« Er sah wieder auf und lächelte. Chan haßte dieses Lächeln. Es war hintergründig und geheimnisvoll, sicher. Einfach zu sicher, wie sie fand. »Sind Sie mit dem Zustand der gelieferten Misteln zufrieden?«
Mater Rea trat vor. Eine dickliche, häßliche Frau von undefinierbarem Alter. »Es gibt keine Beanstandungen«, sagte sie. »Ja, wir sind zufrieden.«
»Dann«, gab der Phönixjünger freundlich zurück, »besteht wohl kaum Veranlassung, noch länger an diesem so unfreundlichen Ort zu verweilen.« Er deutete auf die Außenbildschirme, auf denen die wolkenverhangene Kugel Lyseitons deutlich zu erkennen war.
Chan wandte sich zu ihrer Kommandeuse um. »Starten Sie zum vereinbarten Koordinatenpunkt. Und sorgen Sie dafür, daß die Frachter die nötige Menge an Rohmineralien abholen. Es muß schnell gehen. Wir sind dem Innensektor hier viel zu nahe, und eine vorzeitige Entdeckung wäre nicht wünschenswert.«
»Ich höre und gehorche«, sagte Ticia.
Chan schritt schweigend an dem Botschafter des Grünen Phönix vorbei, verspürte ein kurzes Prickeln an ihrem Nacken und war dann auf dem Korridor, der zu ihren Privatgemächern führte. Leise, einschmeichelnde Musik erwartete sie in ihrer Zimmerflucht. Gedämpftes Licht, teure Dunstteppiche, Holografiegemälde an den Wänden. Bildnisse der Grauen Arda. Sie entkleidete sich und ließ sich von einem Servo den Körper einreiben. Sie war nicht ganz bei der Sache. Noch immer grübelte sie über die sonderbare Begegnung nach. Der Phönix machte sie unsicher. Und sie haßte Unsicherheit.
»Du bist wieder da«, sagte eine volltönende Stimme in ihrem Rücken. Sie wandte sich um.
»Ja, Melron. Ich bin wieder da.« Sie betrachtete seinen perfekten Körper. Kein Gramm zuviel. Alles wohlabgestimmt. Sie spürte, wie Erregung in ihr entstand. Er nahm sie in die Arme und zog sie langsam zur Liege. Sie genoß seine Berührungen. Seine warmen Hände, die ihren Körper erkundeten – zum wievielten Male? –, ihre Brüste streichelten und die Wärme zwischen ihren Schenkeln kosteten. Er stöhnte, als er in sie eindrang. Er war groß und stark. Alles wohlabgestimmt.
Auch die biologisch genetische Forschung hatte in den vergangenen fünf Jahren nicht stillgestanden. Fortschritte auf diesem Sektor waren notwendig in einer Zeit, da die Gefahr nicht von Technik, sondern vielmehr von organischen Materialien ausging.
Valdec, dachte Chan de Nouille. Was hast du nur angerichtet!
Melron arbeitete in ihr.
Er war ein wirklich perfektes Realsimulacrum, besser, als es jeder Mann sein konnte. Schade nur, daß die Lebenserwartungen dieser vollintelligenten und vollkontrollierten Hybriden bei nur höchstens drei Jahren lag.
Chan stieß Melron von sich. Der Phönix ging ihr einfach nicht aus dem Kopf.
»Verzeih mir, Herrin. Habe ich einen Fehler gemacht?«
»Nein.« Sie brauchte Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Die Maschinen der ARDA summten. »Geh bitte, Melron. Ich bin nicht in der richtigen Stimmung.«
»Oh«, machte Melron und lächelte verschmitzt. »Ich kenne Mittel und Wege, dich in die richtige Stimmung zu bringen.«
Sie blickte ihn an. Seine Erektion war noch immer beeindruckend. Er drang erneut in sie ein, und diesmal verdrängte sie alle anderen Gedanken. Es war ohnehin sinnlos. Alle Vorteile waren eindeutig auf ihrer Seite.
Dennoch begann sie sich wie ein Werkzeug zu fühlen.
IV
Du bist der Grüne Phönix. Du bist mein vollstreckender
Weitere Kostenlose Bücher