Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix
Höhe und trieb langsam der Oase entgegen, in der die Konferenz stattfinden sollte. In die weiße Decke war Bewegung gekommen. Wellen türmten sich wie in Zeitlupe auf und rollten an die Gipfel der Berge, die aus diesem Ozean herausragten.
»Wer immer auch diesen Anschlag durchgeführt, er hat an alles gedacht.« Nayala blickte starr hinunter. Ihr Gesicht war ausdruckslos. »Er wußte, daß wir nur einen Teil unserer PSI-Kräfte einsetzen können.«
Sie begannen wieder zu sinken. Ganz langsam, dem Weiß entgegen. Ihr Ziel war nur noch sieben- oder achthundert Meter entfernt – unüberbrückbar weit.
Von den Lichthäusern ausgehend ertönte ein langgezogener dumpfer Laut. Winzige Punkte lösten sich von einer Anlegestelle an der Hängebrücke und trieben ihnen langsam entgegen.
Asen-Ger konnte wieder etwas leichter atmen. »Sie haben uns gesehen«, sagte er. »Das sind Luftboote, die uns zur Hilfe kommen.«
Narda erhob sich und winkte. Wieder ertönte der Laut – als bliese jemand in ein Horn.
Weitere Wellen türmten sich auf und rollten ihnen entgegen.
Narda wurde blaß. »Wenn wir erneut versuchen, das Boot mit Hilfe von PSI-Kraft in höhergelegene Regionen zu bringen, verursachen wir weiteren Gischtaufruhr.« Sie überlegte angestrengt, während Asen-Ger abwechselnd auf die sich ihnen nähernden Wogenkämme und auf den jungen Piter VanLoren sah. Piter war einer der besten Biotechniker der Erde und lange Zeit unmittelbar mit den Forschungen für die Biotechnologisierungen anderer Welten beschäftigt gewesen. Er war zwei Jahre jünger als Narda, die er sehr verehrte, und er war fast mädchenhaft zart. Er war ein eher furchtsamer Charakter, aber seine Ängstlichkeit bestand nicht ganz ohne Grund: Er war äußerst empfindsam, was Körper und Geist betraf, und vielleicht hing diese Sensibilität mit seinen enormen Fähigkeiten als Biotechniker zusammen. Wenn sie nicht bald die Gefahrenzone verlassen hatten, bestand für Piter VanLoren keine Chance mehr.
Behutsam setzten Narda und Nayala erneut ihre PSI-Kräfte ein. Telekinese. Ihr vereinter Mentalarm umfaßte das Luftboot und hob es in die Höhe. Wellen zerbrachen, bildeten sich neu und bauten sich höher auf als zuvor. Die näher kommenden Luftboote der Nebbianer schwankten heftig in den anrollenden Wogen. Manche waren nicht sichtbar, brachten nur plötzlichen Druckabfall. Andere waren wie eine Wand aus Weiß.
Nayala schüttelte den Kopf.
»Das ist genau das, was der Attentäter beabsichtigt hat«, brachte sie heiser hervor. »Wir gefährden die Nebbianer der nahegelegenen Atemoasen, wenn wir weiterhin PSI einsetzen. Damit wird die Konferenz zu einer Farce.«
Das Luftboot begann nun wieder zu sinken. Eine Gischtwelle rollte heran, und Asen-Ger rief: »Luft anhalten …!«
Sie rollte über sie hinweg, legte das Luftboot auf die Seite und zerfetzte das Segel. Winzige Regionen aus Hochdruck-Hohlknochen brachen, und letztes darin enthaltenes Wasserstoffgas entwich fauchend. Das Boot sackte ab.
»Ho!« riefen die Stimmen der Nebbianer. Die anderen Boote waren nun sehr nahe, doch der aufgewühlte Wolkenozean trieb die Gefährte immer wieder auseinander. Ein Nebbianer schrie auf, fiel über die Reling und stürzte in die Tiefe.
Narda preßte die Lippen aufeinander.
Ankertaue wurden mit Gaskatapulten abgefeuert. Die ersten waren unerreichbar für sie, doch dann durchschlug einer der Knochenanker eine Bespannungsfläche und hakte sich an einem Gerüst fest. Asen-Ger winkte.
Die Segel der Rettungsboote blähten sich auf, als sie in den Wind gedreht wurden. Das Tau straffte sich, und die Streben aus Hohlknochen begannen bedrohlich zu knirschen und zu knistern, als sich die Fahrt der anderen Boote über das Seil auf sie übertrug. Nur wenige Augenblicke vergingen, und sie waren aus der unmittelbaren Gefahrenzone heraus und schwebten den Lichthäusern entgegen: strahlende Glanzflecke in nun einsetzender Dämmerung.
»Wie geht’s ihm?« fragte Narda besorgt und deutete auf Piter, der sich nicht rührte.
»Er ist dem Tod näher als dem Leben.« Asen-Gers Stimme klang dumpf. Er hustete.
»Ein interessanter Auftakt für eine Konferenz, die zum Frieden führen soll.« Nayala legte den Kopf auf die Seite. Ihr langes schwarzes Haar wirkte wie ein Banner aus Seide. Sie blickte die Gefährten an. »Wer für diesen Anschlag verantwortlich ist, dürfte auf der Hand liegen.«
Eine Weile schwiegen sie. Piters Atem ging allmählich wieder regelmäßiger. Seine Augenlider
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