Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix
zitterten.
»Irgendein Gesandter der Technowelten.« Narda schnitt eine Grimasse. »Das kann ja noch heiter werden …«
*
Chan de Nouille atmete unwillkürlich auf, als der Ringo in die hell erleuchtete Schleuse der ARDA hineinschwebte und sich elektromagnetisch am Boden verankerte. Es war wie eine Heimkehr nach Hause. Im Innern des Raumschiffes des Grünen Phönix hatte sie sich alles andere als wohl gefühlt.
Die drei Graugardisten der Hangarwache salutierten, als sie den Ringo verließ und den Lift betrat, der sie zur Zentrale brachte.
Ihre Gedanken bewegten sich im Kreis.
Natürlich war sie sich darüber im klaren, daß der Grüne Phönix ihr nicht seine wahren Motive genannt hatte. Wenn er einen vernichtenden Sporenangriff auf die Variökologie der Erde durchführte, dann nicht nur, um die Herrin der Grauen Garden zu unterstützen, sondern vielmehr, um einen eigenen, weiter reichenden Plan zu verfolgen. Die Frage war, wie dieser Plan beschaffen war.
Als Chan de Nouille die Zentrale der ARDA betrat, schritt ihr die Kommandeuse Ticia entgegen – eine schlanke, zierliche Frau in schmuckloser grauer Uniform. Ihr Gesicht war schmal, die Augen groß und so grün wie die Chans.
»Alle Systeme einwandfrei. Startvorbereitungen durchgeführt. Wir erwarten Ihre Anordnungen.«
»Keine Fremdortungen in einem Bereich von zehn Astronomischen Einheiten«, meldete ein Graugardist.
Chan de Nouille nickte und nahm schweigend in ihrem Sessel vor dem Hauptkontrollpult Platz. Nur wenige Meter entfernt befand sich der Behälter mit der Mistel: Ein milchig-gelber Glanz ging davon aus. Die Grauen Treiber der ARDA-Loge standen im Hintergrund und unterhielten sich leise. Auf den Außenbildschirmen war die Farbenpracht des Kaiserkraftkonglomerats deutlich zu erkennen. Chan dachte kurz an die Schwellenfeldgeneratoren tief im Leib des Schiffes. Nutzlos. Es sei denn, man ging das Risiko einer erneuten Freisetzung entropiebeschleunigender Kraft ein. Doch nur ein Wahnsinniger hätte ernsthaft an diese Möglichkeit gedacht.
Chan de Nouille aber war alles andere als wahnsinnig. Sie drehte sich um.
»Haben Sie ein Szenario erstellt? Sind alle von mir übermittelten Daten berücksichtigt worden?« Sie tastete kurz an ihr Ohrläppchen. Ein winziges elektronisches Implantat befand sich dort und hatte jedes einzelne Wort und jede noch so geringe Mimik an die Empfänger an Bord des Schlachtschiffes weitergeleitet.
Der Graugardist nickte.
»Die Auswertung erwies sich als ausgesprochen schwierig«, sagte der Mann. »Und selbst jetzt können wir ihr noch nicht völlig vertrauen.«
»Was hat der Phönix vor?«
»Aus der Analyse seines Gebarens und unter Einbeziehung von Tonfall und Stimmlage sind wir zu dem eindeutigen Schluß gekommen, daß seine Aussagen der Wahrheit entsprechen.«
Und genau das, fügte Chan de Nouille in Gedanken hinzu, ist unmöglich. Er will das zerstören, was er erstrebt. Und dadurch gibt er mir Macht über einen Großteil der Welten in der Außenzone.
»Wir sind uns sicher«, fuhr der Computerspezialist gelassen fort, »daß sich der Phönix darüber klar ist, daß er durch eine solche Aktion einen großen Machtfaktor schafft, der ihm zu späteren Zeiten eher hinderlich ist. Mit anderen Worten: Er produziert einen Langzeitfeind.«
Chan de Nouille nickte. Queen Ticia trat an ihre Seite.
»Wenn Sie mich fragen, Herrin: Wir sollten ihm nicht vertrauen.«
Chan sah auf und blickte zu den Grauen Treibern. »Die Abschirmung steht?«
»Sie ist dicht und undurchdringlich. Niemand kann erfahren, was hier geschieht. Niemand kann Ihre Worte verstehen.«
»Gut. Ich stimme Ihnen zu, Queen. Und wenn der Phönix das Risiko eingeht, eine Macht zu konsolidieren und zu festigen, die ihm Schwierigkeiten machen kann, dann muß er sich sicher sein, über eine Möglichkeit zu verfügen, diese Gefahr jederzeit ausschalten zu können. Darauf gibt es nur eine Antwort.«
Der Analysespezialist nickte zustimmend. »Die Antwort heißt PSI.«
»Richtig.« Sie nickte sich selbst zu. »Er verfügt über keine bewaffneten Raumschiffe und keine Basen. Er hat nur dieses … komische Ding da draußen und seine Jünger: allesamt PSI-begabt.« Sie nickte erneut.
»Queen?«
»Ja?«
»Stellen Sie eine Verbindung zum Phönix her. Sorgen Sie für eine sofortige Analyse des Gesprächs.«
Sie neigte den Kopf. »Ich höre und gehorche, Herrin.«
Nur wenige Augenblicke später erhellte sich der Bildschirm der externen Kommunikation. Das
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