Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix
starrte Llewellyn 709 auf die Überbleibsel all seiner Hoffnungen. Das Gewebekonglomerat, das noch vor wenigen Stunden in einem kräftigen Grün geschimmert hatte und aus unzähligen winzigen Blättern zusammengesetzt war, war nun gelb und braun. Es verwelkte. Die in goldene Riemen gehüllte Gestalt ballte die Fäuste, und sie dachte an die komplizierte Arbeit, die notwendig gewesen war. Alles umsonst. Zerstört in einem Augenblick. Wut entstand in Llewellyn. Er wandte sich ab.
»Es tut mir leid«, sagte der Biotechniker Arjan DiKarim. »Wir können ihn nicht wieder regenerieren.«
»Ich weiß.« Es wäre eine Hoffnung gewesen, die Riemen abzulegen, die die für andere Menschen tödliche PSI-Strahlung seines Körpers absorbierten. Eine Hoffnung, ein halbwegs normales Leben führen zu können. Eine Hoffnung, jemand lieben, jemand wirklich lieben zu können.
»Ich kann mir vorstellen, was jetzt in Ihnen vorgeht«, sagte Arjan. Er deutete auf die Pflanzen- und Nährkulturen. Andere Biotechniker waren damit beschäftigt, sie zu untersuchen. Sie alle ahnten die Ergebnisse. »Die Arbeit eines ganzen Jahres. Der Saboteur wußte genau, wo er ansetzen mußte. Die Technowelten …«
»Ich weiß«, sagte Llewellyn erneut, und diesmal klang es härter, schroffer. »Jemand anders kommt wohl kaum in Frage.«
Er wandte sich endgültig von seinem zerstörten Blattsymbionten ab, der die Funktion seiner goldenen Riemen hatte übernehmen sollen, und schritt zu den anderen Biotechnikern.
»Die Sporen sind zerstört«, sagte jemand. »Jene, die wir extra für die Ökologisierung der Welten der Grünen Föderation geschaffen haben.«
»Ist noch etwas zu retten?«
Kurzes Schweigen.
»Um ganz ehrlich zu sein … ich glaube nicht.« Die Frau mit der grünen Haut – sie stammte von Sarym – schüttelte bedauernd den Kopf. Betroffenheit war in ihren Zügen zu lesen. »Der Saboteur hat eine synthetische Droge eingesetzt, die die genetische Struktur der Veränderungssporen aufgebrochen hat. Unmittelbar darauf ist die Droge zu einem integralen Bestandteil der molekularen Struktur des betroffenen organischen Materials geworden.« Sie hob die Augenbrauen. »Offenbar steht die biologisch-genetische Forschung auf den Technowelten nicht still.«
»Offenbar«, knurrte Llewellyn. »Können Sie die … Drogen analysieren?«
»Um mit Hilfe unserer Planzenfreunde ein Gegenmittel herzustellen?« Sie schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. »Wir versuchen es, aber ich glaube, es ist zwecklos. Es gibt nur eine Möglichkeit.«
»Wir müssen den Saboteur entlarven und unschädlich machen.«
»Ja. Nur so können weitere Sabotageakte verhindert werden. Die Arbeit mit den Veränderungssporen ist alles andere als einfach. Damals, als die Kosmischen Sporen der Erde den Öko-Schock brachten, waren sie auf eine gezielte und für uns Menschen ungefährliche Biotechnologisierung der gesamten Erdoberfläche programmiert. Wissen Sie, jede Welt hat ihre eigenen ökologischen Charakteristiken. Wir können nicht einfach die Veränderungssporen nehmen, über die wir verfügen, und sie über einem x-beliebigen Planeten abwerfen. Wir würden damit ein Chaos heraufbeschwören und kein grünes Paradies, sondern eine grüne Hölle schaffen. Die Sporen müssen exakt auf die jeweilige, zu verändernde Biosphäre abgestimmt sein. Diese Arbeit ist für uns noch immer Neuland.«
Er sah sie durchdringend an. Irgendwo in ihm war Mutlosigkeit. Die Lage im ehemaligen Sternenreich strebte einem neuen, bedrohlichen Höhepunkt entgegen. Und Forschungen für die Biotechnologisierung von Planeten, die der Technik entsagt hatten, traten auf der Stelle. Mit dem Öko-Schock sympathisierende Welten hielten die Versprechungen der Erde und Saryms allmählich für leere Phrasen, und die Technoplaneten hielten diese Versprechungen für eine existentielle Bedrohung womit sie natürlich so unrecht nicht hatten.
»Der Südkontinent Saryms konnte ebenfalls in die Variökologie mit einbezogen werden«, erinnerte der Riemenmann ungehalten. Gleich darauf taten ihm die barschen und viel zu harten Worte leid.
Die Biotechnikerin sah ihn verständnisvoll an. Kollegen sahen auf und setzten ihre Analysen dann fort.
»Auf Sarym war der Sachverhalt ein völlig anderer. Dort existierten damals schon Veränderungssporen, die auf die Biotope genau abgestimmt waren. Somit war eine Einbeziehung des Südkontinents kein Problem.« Sie berührte seinen Arm. Die goldenen Riemen raschelten und erinnerten
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