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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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ihn.
    Sie lauschte.
    Alles war still.
    Lautlos schlich sie weiter. Die beiden Aufputschtabletten aktivierten ihre körperlichen Kraftreserven und intensivierten die Empfindlichkeit ihrer Sinne.
    Der Eingang zur Zentrale war geöffnet.
    Rasch überflog sie die vertraute Einrichtung. Ihr Blick blieb neben der gläsernen Röhre des Zentralliftes haften. Ein Mann. Blauuniformiert. In embryonaler Haltung neben dem Liftschacht. Er rührte sich nicht.
    Calinca spürte, daß er tot war.
    Sie war eine Graue, gefühllos wie Stein, doch die unheimliche Atmosphäre an Bord des Schiffes überwand sogar die Barrieren ihrer psychischen Konditionierung und setzte dumpfes Unbehagen frei.
    Als sie sich dem toten Treiber näherte, schlug ihr auch von ihm diese Kälte entgegen.
    Vorsichtig berührte sie den Leichnam mit dem Lauf ihres Lasers.
    Ein Ton wie von zerspringendem Glas. Der Tote kippte zur Seite. Als er auf dem Boden aufprallte, zerschellte er in tausend Scherben.
    Die Queen biß die Zähne zusammen und setzte einen Fuß auf die unterste Stufe der Wendeltreppe, die sich um die Liftröhre schwang und hinauf zu der über der Zentrale gelegenen Treiberplattform führte.
    Wieder horchte sie.
    Schweigen.
    So sprang sie dann leichtfüßig von Stufe zu Stufe, von einer plötzlichen Ungeduld erfüllt, der schattenhaften Furcht, zu spät zu kommen, um noch etwas unternehmen zu können.
    Nach der zweiten Windung der Spiraltreppe stieß sie auf ein weiteres Mitglied der Loge.
    Eine Frau. Zart und schmal, so daß die blaue Uniform Falten um ihren kindlichen Körper warf. Aber das Gesicht war ganz und gar nicht kindlich. Es hatte nichts Menschliches mehr an sich.
    Es kündigte von einem Schrecken, der selbst die Queen Calinca nicht unberührt ließ.
    Wie eine stahlgraue Tätowierung klebte das Stigma an der Stirn der Treiberin; unmittelbar über der Nasenwurzel. Das Stigma besaß die Form eines Triadischen Monochords, eines verschnörkelten Dreiecks, das in der alten Zeit Symbol der freien Treiber gewesen war.
    Aber, dachte Calinca nüchtern, die Treiber sind nicht mehr frei. Seit Jahren schon nicht mehr. Seit dem Jahre 2499, der fehlgeschlagenen Treiberrevolte auf Syrta, seit dem Großen Fest, dem Gerechten Staatsstreich in Ardas Namen, dem Henkertod von Lordoberst Max von Valdec und der Zerschlagung des Konzils der Konzerne und dem Beginn des Zeitalters der Cosmoralität …
    Seitdem, erinnerte sich Calinca, während sie vorsichtig über die Tote hinwegstieg, seitdem tragen alle Treiber das elektronische Stigma, das sie Gehorsam und Demut gegenüber den Befehlen der Großen Grauen und der Cosmoralität lehrt.
    Fast unwirsch fragte sich die Queen dann, wieso ihr ausgerechnet in diesem Moment diese Selbstverständlichkeiten in den Sinn kamen.
    Sie mußte sich um andere Dinge kümmern.
    Um ihr Überleben und die Erfüllung ihres Auftrages. Dieses Schiff war ein Sarg, und in jeder Sekunde konnte auch sie der Tod ereilen.
    Calinca betrat die Mistelplattform.
    Ein kreisförmiger, nüchterner Saal. Boden und Wände bestanden aus blauem Kunststoff. Das Blau des irdischen Himmels. Im Zentrum des Saals gruppierten sich sieben Servosessel um die fünf Meter hohe Protopsäule, auf deren platter Spitze die Schüssel mit der Mistel ruhte.
    Das Goldlicht der Mistel war erloschen.
    Matter, fauliger Geruch erfüllte die Plattform. Wie von verdorbenem Salat.
    Die Mistel war abgestorben.
    Wenn die beiden Reservemisteln ebenfalls unbrauchbar waren, dann konnte die COSMORAL FAY GRAY gar nicht mehr in den Weltraum II eintauchen.
    Unsinn! dachte Calinca mit einem Hauch Widerwillen. Der Überlichtflug ist ohnehin verwehrt. Ohne Treiber …
    Sie musterte ausdruckslos die drei verkrümmten, blauuniformierten Gestalten neben den Servosesseln. Auch diese Treiber waren tot.
    Sechs Leichen.
    Doch eine Loge besaß stets sieben Mitglieder.
    Wo steckte der siebte Psioniker? Irgendwo in den Korridoren und Räumen des Schiffes? Zu Eis erstarrt, mit einer panikerfüllten Fratze und leblosen Augen …?
    Calinca war eine Graue, eine Soldatin, die äußerlich menschlich schien, aber im Innern mehr mit einer Maschine gemeinsam hatte. Und wie eine Graue reagierte sie dann auch, als sie hinter sich die Schritte hörte.
    Sie warf sich zur Seite.
    Noch im Sprung wirbelte sie um ihre eigene Achse, riß den Laser hoch und stand einige Sekundenbruchteile später geduckt und lauernd da.
    Erst dann entspannte sie sich.
    Ein Treiber, durchfuhr es Calinca. Der siebte Treiber. Und er

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