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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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einmal die Mittenzeiten gekannt hatten.
    Gefangen in Kerkern. Im Boot. Im Weltenraum, der Sphäre, in der Calhari um die grüne und die violette Sonne kreiste.
    Die Alten hatten sogar davon gesprochen, auf Calhari gefangen zu sein, obwohl dies Unsinn war, denn auf Calhari wurde niemand eingesperrt.
    Allein die Vorstellung war zu obszön, um zu Ende gedacht zu werden.
    Aber es war geschehen.
    Sayrin war gefangen in einer Kammer, zu eng, um zu leben, zu groß, um zu sterben, in einer Fremde aus grauer Wand und glattem Boden und lichterhellter Decke.
    Mit einem Ruck riß sie das Huftiermesser aus dem Gürtel.
    Nun, sagte sie sich angriffslustig, sie hatte dem Weber getrotzt. Sie hatte die Steilwand erklommen und ein Netz erhalten. Sie hatte mehr erreicht als alle anderen Bewohner des Devries-Tales, und sie war klug und stark und mutig.
    Sayrin horchte, und das Brummen mäßigte sich.
    Es wurde leiser. Dann ein Ruck. Dann Stille. Und in die Stille schnitt das sachte Tapsen ferner Schritte. Die Schritte kamen näher. Sie hörte sie ganz deutlich.
    Die Schritte waren jetzt so nah, daß allein die graue Wand sie noch von ihr trennen konnte.
    Sayrin verengte die Augen, und erst jetzt entdeckte sie den winzigen Riß in der Wand, der ein Viereck beschrieb. Eine Tür. Und die Schritte hatten vor der Tür verharrt.
    Man holte sie.
    Wer auch immer man war.
    Sayrin glitt in die Höhe, hielt den Kopf leicht geneigt, aus Furcht, die rauchlose, kalte Fackel zu berühren, und das Huftiermesser lag kühl und hart in ihrer Hand.
    Die Tür öffnete sich.
    Aber anders als jede Tür, die Sayrin kannte.
    Die Tür schob sich zur Seite und glitt in die Wand.
    In der Öffnung stand ein Mann. Der Mann war groß. Fast zwei Köpfe größer als sie. Er war breit. Er war so breit, daß seine massigen Schultern fast die ganze Türöffnung ausfüllten. Der Mann trug ein Gewand aus dunklem Grau, das nur das Gesicht unbedeckt ließ.
    Das Gesicht war braun wie gegerbte Huftierhaut. Es war so öde und teilnahmslos wie die Ebene. Die Augen waren helle Kreise ohne Leben.
    Dieser Mann, dachte Sayrin entsetzt, lebte nicht. Er war kein Calhare, kein Mensch. Ein Insektenhirn schien aus diesen Augen zu starren.
    Sayrin warf sich nach vom und stieß mit dem Messer aus Huftierknochen zu.
    Sayrin war flink. Im ganzen Devries-Tal gab es keine Frau und keinen Mann, die sich rascher und geschmeidiger als sie bewegen konnte.
    Der Mann war schon so gut wie tot, als sie sich zu dem Angriff entschloß.
    Aber Sayrin irrte sich.
    Sie stieß mit dem Messer zu, und sie stieß ins Leere und taumelte unter dem Schwung ihres Stoßes zwei, drei Schritte nach vorn.
    Der graue Mann tauchte wie ein Gespenst an ihrer Seite auf. Er hob einen Arm. Der Arm fuhr nach unten. Die Handkante traf ihr Gelenk.
    Alles in einer einzigen, blitzschnellen Bewegung. So schnell, daß Sayrin gar nicht wußte, was mit ihr geschah, bis der Schmerz heiß und boshaft durch ihre Hand, ihren Arm flutete.
    Sayrin schrie auf, und schon beim ersten Laut erhielt sie einen furchtbaren Schlag in die Hüfte, der sie in die Höhe hob und mit einem satten, schmatzenden Laut gegen die Wand schmetterte.
    Tränen flossen über ihre Wangen.
    Vor ihren Augen flimmerte es.
    Sie war besiegt, und sie wußte es. Nur wenige Sekunden hatte der Kampf gedauert, und sie war jetzt zu schwach, um einen erneuten Angriff zu wagen.
    Durch den Tränenvorhang sah Sayrin auf.
    An dem Mann empor, dem Grauen mit den Insektenaugen. Noch immer verriet sein kantiges Gesicht keine Emotionen. Weder Triumph, noch Grausamkeit oder Befriedigung.
    Auf eine sonderbare Weise war der graue Mann den Webern ähnlich.
    Er war stark und unnahbar und ganz und gar gefühllos.
    »Steh auf«, sagte der Mann.
    Sayrin war erstaunt, daß sie ihn verstehen konnte. Er sprach, wie man auf Calhari sprach, auch wenn er die Worte anders betonte und die Worte künstlich trennte, statt sie wie eine Melodie von den Lippen fließen zu lassen.
    Die barsche Sprache paßte zu seinem steinernen Wesen.
    Sayrin sagte nichts. Mühsam erhob sie sich und hielt ihre rechte Hand umklammert, die bereits anzuschwellen begann.
    »Geh«, befahl der Graue.
    Sayrin betrachtete den engen, kurzen Gang. Rechts befand sich die Tür zu ihrem Verlies, etwas weiter links eine Luke, hinter der merkwürdige, blitzende, metallene Gegenstände zu erkennen waren.
    Metall.
    Sayrin schauderte.
    Das kostbarste Gut auf ganz Calhari … Und in jenem Raum mußten sich ganze Säcke davon befinden. Eine

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