Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
Raum.
»Die Bruchstelle«, erläuterte Sin Hay sachlich, »wurde vor sieben Wochen während eines Tests entdeckt. Es handelt sich dabei um ein Oval von siebzig Metern Länge und maximal vierzig Metern Durchmesser.
Die Bruchstelle ist ein Tor in eine andere Welt. In eine Parallelwelt.«
Calinca hörte emotionslos zu.
»Auf der anderen Seite liegt ein Planet, der CC-298 bis ins winzigste Detail gleicht. Nur zwei Unterschiede gibt es. Zum einen besitzt diese Parallelwelt keinen Mond. Und zum anderen ist sie bewohnt.«
»Bewohnt?«
Sin Hay winkte ab.
»Die Population ist gering. Vermutlich sind es nicht mehr als zehntausend oder fünfzehntausend Menschen. Sie besitzen nur eine primitive Kultur. Keine technische Zivilisation. Wir haben ein Raumschiffswrack entdeckt. Möglicherweise handelt es sich bei ihnen um die Nachkommen von Schiffbrüchigen.«
Die beiden Queens stiegen wieder in den Schweber.
»Eine Patrouille«, fuhr Sin Hay fort, »hat eine Eingeborene aufgegriffen. Kurz vor Ihrer Landung, Kontrolleuse. Wollen Sie bei dem Verhör zugegen sein?«
»Gewiß«, sagte Calinca.
Sie zögerte. Der Schweber summte durch die Tunnel und näherte sich dem Lastenlift.
»Was ist mit diesem Mann?« fragte sie dann. »Mit dem Fremden, von dem in Ihrem Bericht an die Cosmoralität die Rede war?«
»Ja, der Fremde …«
Calinca war eine Graue mit reduzierten Gefühlen, doch ihr entging die plötzliche Besorgnis nicht, die Sin Hays Tonfall ausdrückte.
»Der Fremde«, murmelte Sin Hay, »stammt von drüben, aus dem parallelen Universum. Er erschien kurz nach der Stabilisierung der Bruchstelle.
Die AMCS entdeckten ihn und griffen ihn an, bevor die Queen, die den Test leitete, etwas unternehmen konnte. Der Fremde« – Sin Hays madonnenhaftes Antlitz wurde düster – »der Fremde hat binnen weniger Sekunden sieben AMCS des Modells 23 vernichtet.«
Calinca wölbte die Brauen.
»Vernichtet?« echote sie.
»Der Fremde ist ein Treiber«, fuhr die Kommandeuse fort. »Ein Treiber mit einem extrem hohen PSI-Potential. Wir haben ihn einen ganzen Erdtag lang gejagt, ehe es uns gelang, ihn mit einem Stunnerschuß auszuschalten.
Er ist ein Treiber – aber er trägt kein elektronisches Stigma.«
Kein Stigma? dachte Calinca verwirrt. Bedeutet dies, daß in diesem Paralleluniversum die Treiber noch frei sind? Unmöglich! Keine Cosmoralität – ob in diesem oder in einem anderen Universum – kann diesen Psionikern Gedankenfreiheit erlauben, ohne daß es zu Aufständen, Rebellionen kommt …
Die Folgerung war logisch.
Calinca fröstelte.
Die Folgerung war absurd, entsetzlich und obszön.
Die Tatsache, daß der fremde Treiber aus der alternativen Wirklichkeit kein elektronisches Stigma trug, bewies zweifelsfrei, daß jenseits der Bruchstelle die Grauen Garden nicht die Herrschaft über das Reich ausübten.
»Sie wissen, was das bedeutet. Sin Hay?« Calinca sah die Kommandeuse forschend an.
»Unsere Vermutungen sind identisch«, nickte Sin Hay. »Deshalb habe ich auch sofort per Kurier die Cosmoralität von dem Zwischenfall unterrichtet.«
»Eine kluge Handlungsweise«, lobte Calinca.
Und sie dachte: Die große Graue muß sich darum kümmern. Es muß etwas geschehen. Es geht nicht an, daß ein ganzes Universum ohne die segensreiche stählerne Faust der Garden existiert.
»Bringen Sie mich zu dem Fremden«, verlangte Calinca barsch. »Jetzt.«
»Ich höre und gehorche«, sagte die Queen Sin Hay.
Der Lastenlift tauchte vor ihnen auf. Der Schweber glitt auf die Plattform und wurde in die Höhe getragen.
»Sofort nach seiner Gefangennahme«, erklärte Sin Hay, »haben wir den Fremden mit Barbituraten und nullpsionischen Medikamenten betäubt. Ich glaube nicht, daß er in diesem Zustand noch eine Gefahr darstellt, doch sein psionisches Potential …
Nun, es ist tatsächlich extrem hoch.
Bei uns dürfte er in die A-Kategorie gehören.«
Calinca rieb ihre Augen. Trotz der autogenen Biokontrolle war ihre Müdigkeit zurückgekehrt.
»Haben Sie ihn schon verhört?«
»Nein.« Die Kommandeuse schüttelte den Kopf. »Wir wollten Ihre Ankunft abwarten. Und es erschien uns zu riskant, ein derartiges PSI-Talent aus der nullpsionischen Betäubung aufzuwecken.
Zudem war ich der Ansicht, daß dies ein Problem von derartigen Dimensionen ist, daß die Cosmoralität die Entscheidung treffen muß.«
»Sie haben recht«, bestätigte Calinca. »Sie haben sehr umsichtig gehandelt. Ich werde das in meinem Bericht vermerken.«
»Ich
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