Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
fort, »rechnet die Cosmoralität innerhalb der nächsten vier Jahre mit einem bewaffneten Konflikt zwischen dem Sternenreich und dem extraterrestrischen Volk, dessen Vertreter sich selbst als Mushni bezeichnen.
Der Expansionskeil der derzeitigen Kolonisationswelle reicht tief in die stellaren Gebiete hinein, in denen die Scoutschiffe verstärkt auf die PSI-Schalen der Mushni gestoßen sind.«
Sin Hay schwieg.
Ihrem Gesicht war nicht anzusehen, was sie dachte.
»Deshalb Ihre Inspektion«, stellte sie fest.
»Deshalb meine Inspektion«, bestätigte Calinca. »Die Cosmoralität verlangt einen Bericht über Ihre Fortschritte in Entwicklung und Produktion der AMCS-Waffe.«
Der Lastlift kam zum Stillstand.
Vor ihnen erstreckte sich ein breiter, hell erleuchteter Korridor. An der rechten Seite führten Flüssigkristallbänder entlang. Sie waren bunt wie die Farben eines Regenbogens. Der Mittelstreifen und die linke Seite waren Schwebern und den schmalen, motorradähnlichen Elektromobilen vorbehalten, die den Verkehr in den weitverzweigten Komplexen der unterirdischen Produktionsstätten aufrechterhielten.
Der Schweber glitt von der Liftplattform und summte stetig schneller werdend durch den breiten Tunnel.
Das Gebrumm unsichtbarer, großer Maschinen empfing die beiden Frauen. Trotz der Leere atmete der Korridor hektische Aktivität aus. Eine Aktivität, die sich im Vibrieren des Bodens, im Ozongeruch der Luft und dem gedämpften Lärm der Fabrikationssäle verriet.
»CC-298«, sagte die Queen Sin Hay, »wurde aus mehreren Gründen von der Cosmoralität als Produktionszentrum der AMCS-Waffe bestimmt.
Zunächst wegen der stellaren Nähe zu den Herrschaftsgebieten der Außerirdischen. Wenn es zum Krieg kommt, wird CC-298 den Kampfflotten als Reparatur- und Versorgungsbasis zur Verfügung stehen.
Die Anlagen sind inzwischen ausgebaut. Sie sind leistungsfähig genug, um pro Tag zehntausend AMCS-Einheiten zu produzieren.
Der zweite Grund ist die Rohstoffarmut des Planeten – so widersprüchlich dies auch klingen mag. CC-298 besitzt kaum Erzvorkommen. Die hohen Kosten für die regelmäßigen Rohstofftransporte werden aber durch den Zuwachs an Sicherheit ausgeglichen.
Niemand wird CC-298 für eine Industriewelt halten.«
Calinca wölbte die Brauen.
»Aber die Rohstofftransporter … Sie müssen Aufsehen erregen«, wandte sie ein.
»Außer Erz«, erläuterte die Kommandeuse ruhig, »liefern Sie auch Material zur Terraformung. Pflanzensamen, widerstandsfähige Baumschößlinge, Maschinen zur Landschaftspflege, Pump- und Bewässerungssysteme und so weiter. Auf der anderen Seite des Planeten verwandelt sich CC-298 in einen Garten.
Das muß jedem Kundschafter die laufenden Transporte schlüssig erklären.«
Sie gelangten in eine weitläufige Halle, von der zahllose weitere Tunnel ausgingen. Der Schweber stoppte, und Calinca und Sin Hay stiegen aus.
Die Kommandeuse näherte sich einem Schott, vor dem zwei Graugardisten postiert waren.
Ihre Laserkarabiner waren entsichert.
Drohend und rötlich funkelten die Fokuskristalle.
Die Wächter traten zur Seite, und das Schott öffnete sich.
»Treten Sie ein, Kontrolleuse«, forderte Sin Hay Calinca auf. »Wir haben alles für Sie vorbereitet.«
Wortlos schob sich Calinca an der um einen Kopf größeren Frau vorbei. Der Raum war hell und antiseptisch wie alles im unterirdischen AMCS-Produktionszentrum.
Bis auf das AMCS war er leer.
Nur an den Wänden zogen sich Monitorreihen und eine verwirrende Vielzahl diodenbesetzter Schalttafeln entlang.
Calinca blieb stehen, verschränkte die Arme und betrachtete stumm das AMCS.
Das AMCS war groß wie ein durchschnittlicher Mensch. Es ähnelte einem silbernen Metallkegel, dessen Grundfläche einen Durchmesser von zwei Metern besaß. Ungefähr ein Dutzend multifunktioneller Extremitäten waren ringförmig über den Metallkörper verteilt.
Das AMCS wirkte kalt, brutal, unüberwindlich.
»Dies«, sagte die Queen Sin Hay laut und trat neben Calinca, »ist Modell 23 aus der Entwicklungsreihe der Armierten Mobilen Computer-Systeme. Es ist das neueste Modell und voll ausgereift.
AMCS-23 ist mit einem miniaturisierten Energiespeicherelement ausgerüstet, das eine Kapazität von einhundert Stunden Dauerbelastung besitzt. Das magnetohydrodynamische Triebwerk verleiht dem AMCS eine Höchstgeschwindigkeit von rund fünfhundert Kilometern pro Stunde.
Defensivwaffen sind ein Prallfeldgenerator, ein Dämmerfeldprojektor und ein
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