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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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in reglosen, unendlichen Reihen dalagen.
    Sayrin sah das alles mit ihren Gedanken. Sie tastete weiter, sprang von Kopf zu Kopf, war entsetzt von der Kälte in den verschrobenen Gedanken der grauen Menschen, und endlich traf sie auf ein Bewußtsein, das ihr seltsam vertraut war.
    Kein grauer Mensch.
    Er erinnerte sie an David, der im Traum zu ihr gesprochen hatte, und doch war er anders. Seine Gedanken wirkten … blockiert. Etwas hinderte ihn daran, immer das zu denken, was er wollte.
    Er ist versklavt und an das Gehorchen gewöhnt … mein anderes Ich, hörte sie Davids Stimme in ihrer Erinnerung widerhallen.
    Sayrin rief dieses andere Ich.
    Telepathisch.
    Mit der Kraft ihres Geistes.
    Und es antwortete. Es reagierte auf ihren Ruf. Es gehorchte dem lautlosen Befehl.
    Sayrin entspannte sich. Sie war plötzlich erschöpft. Schwach wie selten zuvor in ihrem Leben. Und noch immer überwältigt von der wunderbaren Erfahrung, die sie gemacht hatte.
    Augenlos zu sehen.
    Ohrenlos zu hören.
    Ohne Stimme zu sprechen.
    Still lag Sayrin da, stumm wie die große Ebene im grauen Licht der Morgendämmerung, und sie wartete. Sie fühlte, wie ihre Kräfte zurückkehrten. Wieder griff sie hinaus. Weiter nun, verließ das Gebäude, in dem sie eingesperrt war, verließ den Kreis der kantigen Häuser, die die grauen Menschen errichtet hatten, und sie flog über die Ebene.
    Und flog.
    Und traf auf mahlende Nicht-Gedanken. Auf wolkiges Dasein, auf eine gewaltige Ansammlung winziger, trüber Bewußtseinsfunken, die alle nur eins ausdrückten: Schwärmen, fressen, schwärmen, fressen, schwärmen …
    Grasschrecken, dachte Sayrin entsetzt.
    Sie zog sich zurück, überwand das Entsetzen und tastete wieder nach den animalischen, gierigen Gedanken. Sie erkannte, daß kein Haß die Grasschrecken antrieb. Es war das Leben, das die Insekten zum Schwärmen und zum Fressen zwang. Nichts Böses war an ihnen.
    Auf eine exotische, verdrehte Art waren sogar die Grasschrecken sympathische Kreaturen.
    Es gab keine Kommunikation mit ihnen, doch sie reagierten auf Sayrins mentale Tastung. Nicht feindlich, sondern eher mit Gleichmut. Mit dem Gleichmut der Weber, die neben dem Stein die einzigen Dinge auf Calhari waren, die von Grasschrecken verschont blieben.
    Vielleicht, weil auch die Weber über PSI verrügten.
    Denn PSI, stellte Sayrin überrascht fest, dämpfte die Gier der Grasschrecken. PSI löste diesen Gleichmut in ihnen aus, das sich in Desinteresse verwandelte.
    Sayrin forschte. Bald, in kurzer Zeit, würden die Grasschrecken schwärmen. Das Polareis schmolz immer mehr unter der Hitze, die die grüne Sonne in der Mittenzeit gewann. Grasschrecken und finstere Regenwolken würden in Richtung Süden ziehen, die Ebene und die Stadt der grauen Menschen erreichen, alles verschlingen und dann weiterdriften, zu den Webern, den Hügelländern …
    Wir müssen fort, dachte Sayrin. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Und die grauen Menschen ahnen nicht einmal etwas von dem Unheil, das ihnen droht.
    Sayrins Bewußtsein sank zurück in das enge Innere ihres Körpers. Das freie, schwerelose Schweben hatte sie ein wenig benommen gemacht, und sie genoß die Ruhe der Dämmerung.
    Wann würde Davids anderes Ich eintreffen?
    Oder würden ihn die grauen Menschen daran hindern?
    Sie wartete.
    Sie wußte nicht, wie lange sie gewartet hatte und ob sie wieder eingeschlummert war, aber es herrschte noch immer fahle Morgendämmerung, als ein sachtes Summen ertönte und Lärm vom Korridor in ihr Glasverlies drang.
    Sayrin sprang auf.
    Der Lärm bestand aus fernem Geschrei und tiefem Gebrumm, das wie Davids psychisches Messer in ihre Nerven schnitt. Eine viereckige Öffnung klaffte in der roten Rückwand.
    In der Öffnung stand ein Mann.
    Der Mann trug ein von Kopf bis zum Hals reichendes Gewand, und zuerst hielt sie ihn für einen Grauen, aber das Gewand war blau, und die Haare des Mannes waren gelb.
    »David!« stieß Sayrin hervor.
    Erst dann entdeckte sie das Mal auf der Stirn des Mannes. Das Mal besaß die Form ihres Anhängers, das jene schöne graue, kalte Frau als Triadisches Monochord bezeichnet hatte. Es war nur kleiner und schien aus Metall zu bestehen.
    Dieser Mann, dachte Sayrin schaudernd, ist David, und gleichzeitig ist er es doch nicht. Er ist das andere Ich.
    Das andere Ich sah sie an, und etwas wie Qual verzerrte seine Gesichtszüge.
    »Ich … bin gekommen«, murmelte das andere Ich. »Deine Befehle, Herrin?«
    Sayrin ergriff das rote Netz des Webers. Es

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