Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster
ist grau. In diesem Universum gibt es noch die Garden, und sie sind mächtiger, als sie es je bei uns gewesen sind.
Vielleicht stoßen Sie auf Queens, Claude, auf graue Frauen und graue Männer mit zerschnittenen Gefühlen. Das hier« – Morgenstern hatte ihm die Phiole gezeigt – »das hier wird Ihnen dann helfen.«
In der Phiole befanden sich Sporen.
Jin -Sporen.
Vom Alten Wald entwickelt, um das Problem der Garden auf humane Weise zu lösen.
Die Sporen fügten das zerschnittene Bewußtsein der Grauen wieder zusammen. Sie zerbrachen die Konditionierung und flickten die Bruchstelle, die die Gefühle blockierte.
Wenn er Glück hatte …
Farrells Herzschlag beschleunigte sich, als der Gardist seine Taschen durchwühlte.
Dann hielt er die Phiole in der Hand.
Die Phiole war lang wie ein normaler Zeigefinger. Sie war durchsichtig. Grauer Staub befand sich in ihr.
Der Gardist sah sie kurz an und legte sie dann zu den anderen Sachen; dem Laser, der Zigarillopackung, der ID-Karte und den übrigen Utensilien.
Gelähmt lag Farrell auf dem Kunststoffboden und spürte, wie die Maschinen des Gleiters aufbrüllten und den Diskus herumrissen.
Nun blieb ihm nur noch das Warten.
Und das Denken.
Torman Bien …
Der Freund war tot. Verbrannt im Laserfeuer eines Automaten, gefallen unter dem grünen Himmel einer Welt, die so weit von der Erde entfernt war, daß sich die Distanz nicht mehr in Lichtjahren ausdrücken ließ.
Farrell empfand Trauer. Seine Augen waren feucht. Die Feuchtigkeit tropfte über seine Wangen.
Der Gardist beugte sich tiefer. Zum ersten Mal glomm etwas wie ein Gefühl in seinen Glasaugen auf. Neugierde? Verwirrung? Farrell wußte es nicht.
»Was tun Sie da?« sagte der Graue. »Queen, schauen Sie!«
Die graue Frau schob sich in Farrells Blickfeld. Sie sah ihn forschend an.
»Es hat nichts zu bedeuten«, erklärte sie dem Gardisten leise. »Eine rein emotionale Funktion, die hilft. Streß abzubauen. Die Tränen kanalisieren einen Gefühlsstau.«
»Ich verstehe«, nickte der Gardist.
Dann trat Schweigen an.
Einige Zeit später – zehn oder fünfzehn Minuten nur, wie Farrell vermutete – legte man ihn auf eine Trage. Die Luke öffnete sich. Gelbliches, vertraut anmutendes Kunstlicht strömte in die Schleusenkammer.
Die niedrige Decke eines schmalen Korridors.
Fluoreszenzplatten in regelmäßigen Abständen.
Eine Liftkabine.
Wieder ein Korridor.
Dann ein Raum, in dem hohl die Schritte hallten. Eine Injektionspistole zischte. Farrell fühlte Kälte an seiner Halsschlagader. Die Kälte wich und wurde durch das schon vertraute Prickeln ersetzt.
Der Treiber krächzte.
Unmerklich verschwand die Lähmung. Die Grauen setzten ihn in einen Sessel und fesselten ihn mit elastischen Kunststoffbändern. Über Farrells Haupt hing eine blitzende Haube.
In ihrer Wölbung funkelten knöpf große Elektroden.
Ein Psycho-Verhör. Man wollte ihn einem Psycho-Verhör unterziehen.
Claude Farrell verbiß sich ein Lächeln. Die Grauen ahnten nicht, daß sie es keinesfalls mit einem gewöhnlichen Treiber zu tun hatten.
Farrell war ein Terranaut.
Einer von den Männern und Frauen, die seit dem Untergang von Zoe im Jahr 2500 gegen das Konzil der Konzerne, gegen die Grauen Garden und die Diktatur der Manags gekämpft hatten.
Er war psychisch trainiert.
Resistent gegen eine Vielzahl psychoaktiver Drogen.
Ausgebildet, auch psychische Folter zu überstehen.
Nein, dachte Farrell, ein normales Psycho-Verhör brauche ich nicht zu fürchten. Sie werden nichts erfahren – das heißt: Sie werden nur erfahren, was ich ihnen freiwillig verrate.
Dennoch fröstelte er. Denn dies war nicht sein Universum. Und er wußte nicht, was hier seit dem Bruch in der Entwicklung beider Universen geschehen war.
Nachdenklich begann Farrell sich eine Strategie für das Verhör zurechtzulegen; eine Strategie, die die Grauen dazu bringen sollte, aus eigenem Antrieb die Phiole mit den Jin- Sporen zu öffnen …
IX
»Niemand weiß, wodurch die Verbindung zwischen den beiden Universen entstanden ist«, sagte die Queen Sin Hay durch das stetige Gedröhn des Triebwerks. »Gibt es eine künstliche Ursache, so muß die Cosmoralität mit allen Mitteln versuchen, das Prinzip zu entschlüsseln. Denn die Konsequenzen sind sonst unabsehbar …«
Sie hat recht, sagte sich Calinca. Was geschieht, wenn auf der Erde, auf Lunaport oder gar auf Shondyke eine derartige Bruchstelle im dimensionalen Gefüge erscheint?
Auf der Alternative von CC-298
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