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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Gedanken ein.

IV
    Unsere Ernten verdorren und sterben an der faule. Und es gibt niemanden, der unsere Felder segnet, niemanden, der die Schreckensschwärme abwehrt, niemanden, der den Geist des Wassers in der Tiefe beschwört. Wir trauern. Und unsere Kinder hungern.
    Märmalenhymne
     
    Unsere Augen und Ohren sind überall. Wir dienen dem Hohen Herrn und der Finsternis. Wir fürchten nichts.
    Meherin-Versprechen
     
    Traue niemandem. Verrat hat die alten Tugenden verdrängt. Furcht das Vertrauen besiegt. Die Spione des Schwarzen Fürsten sind überall.
    Rat der Yrisith an den Neuen Nachwuchs,
    während der Zeremonie
    Wenn-die-Wolken-zur-Erde-sinken
     
    Kühle benetzte das Gesicht David terGordens, und er schlug die Augen auf. Zwei Augen wie Bernsteine sahen ihn an, und in den Pupillen schimmerte etwas, an das er sich nur zu deutlich erinnerte.
    »Narda …«
    »Ganz ruhig«, flüsterte die Drachenhexe. »Ganz ruhig.« Sie tauchte den schmutzigen Lappen in einen hölzernen Eimer neben ihr und wischte ihm dann über die Stirn.
    »Narda, wie …«
    Er kam halb in die Höhe und sah sich um. Der Boden der Kammer war bedeckt mit faulendem Stroh. Zwielicht herrschte, und im Licht der zwei Glühsteine an der gegenüberliegenden Wand waren nur Umrisse zu erkennen: hölzerne Liegen, zu drei Reihen übereinander, zerrissene Laken, darunter sich dann und wann bewegende Leiber, hier und dort ein leises Stöhnen oder ein Murren im Schlaf. Zwei drei Meter neben David hockte eine in einen verschlissenen Kilt gehüllte Gestalt und sang mit leiser Stimme zu den Klängen eines seltsam geformten Instruments. Es stank nach dem Kot, der zwischen dem Stroh verstreut lag. Es stank nach Urin und den Ausdünstungen ungewaschener Körper. Irgendwo weinte ein Kind.
    Schwere Schritte ertönten. Kurz darauf verharrte ein vogelähnliches Geschöpf an dem schmiedeeisernen Gitter, das die Kammer von dem breiten Korridor trennte. Es trug einen Panzer aus Hornfacetten, die bei jeder Bewegung leise knarrten, und die silbernen Knopfaugen schimmerten im Licht einer Fackel, die keinen Rauch absonderte. Einen Augenblick lang blieb es dort am Gitter stehen, ließ seinen Blick über die Liegen streifen und ging dann weiter.
    Leise ächzten die hölzernen Planken.
    »Wie kommst du hierher, Narda?« fragte David mit gesenkter Stimme. Er tastete an seinen Hals. Nein, er hatte es nicht geträumt. Der Kristall war fort, gestohlen von einem Insektoiden, der mit einer Libellenmotte geflohen war. »Und wo sind wir?«
    »Geht es dir wieder besser?«
    »Ja.« Das Wasser war schal und abgestanden und ebenso faul wie das den Boden bedeckende Stroh. David spuckte. Die Gestalt neben ihm schwieg, dann zupften die hornigen Finger erneut an den Saiten des Instruments.
    »Ich dachte schon …« Narda senkte kurz den Kopf. »Du warst wie erstarrt. Du warst wie Gil-Coron, wenn er einen seiner Anfälle hat.« Sie zögerte. »Dein Kristall ist fort, David.«
    »Was ist überhaupt geschehen? Ich begreife gar nichts mehr. Ich erinnere mich an Beben, an aufragende Felswände, an die Stimme eines Weltenbaums, an das Regenbogenfeld eines Raum-Zeit-Stroboskops. Ich erinnere mich daran, daß mich der Konnexkristall davor warnte, in den Transfer zu gehen.«
    Narda strich ihm mit den Fingerspitzen über die Wangen. »Dort haben wir dich gefunden«, sagte sie, und sie erzählte ihm mit knappen Worten die ganze Geschichte, die mit dem Anschlag des Vielgestalters auf Sarym begann, von Gil-Coron Tschiad und seinen Intuitionsvisionen, von dem Orakel im Innern von Cosmodrom Vircho III, von dem Transfer durch das Graue Loch.
    David sah sich erneut um.
    »Nein.« Narda schüttelte den Kopf. »Nayala, Yronne und Gilco sind nicht hier. Ich weiß nicht einmal, ob sie sich ebenfalls an Bord dieses Seglers befinden.«
    Sie deutete auf das Fenster – eine Aussparung inmitten der gewölbten Planken an der einen Wand der Kammer. David erhob sich und trat an die Öffnung heran. Sein Blick glitt über eine weite Ebene, über die Morasttümpel, in denen Lichtsäulen tanzten. Der Sumpf reichte bis zum Horizont – eine weite, stinkende, graubraune Fläche. David schob den Kopf durch das Fenster und sah nach oben. Keine Sterne glühten am Himmel, nur diffuses Grau wehte langsam dahin, formlos, homogen. Und vor diesem Grau blähten sich die Schatten großer Segel.
    Er kehrte an die Seite Nardas zurück und ließ sich wieder nieder. Sie trug ihren Raumanzug nicht mehr, nur die dünne

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