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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Meherin. Doch sie waren weit genug entfernt und hatten ihn bisher nicht lokalisiert.
    Die Straße mündete in einen großen Platz. Im Zentrum erhob sich das steinerne Bildnis des Schwarzen Fürsten, und daneben bauten die Händler, Gaukler und Scharlatane ihre Stände auf. Garshen verharrte kurz und ließ die Kraft des Malachitsplitters in sich hineinfließen, um die Schwäche zu vertreiben. Der Kristall sprach mit flüsternder Stimme, mit Worten, die er nicht verstand. Einige Dutzend Meter entfernt bauten Krieger die Autarkkäfige mit ihren Sklaven auf. Die Gestalten im Innern bewegten sich kaum. Der Dieb erblickte einige Märmale und Rantranen, hier und dort sogar einen Schüristi. Einige der Sklavenjäger warfen ihm finstere Blicke zu und ruderten mit Armen, die nur aus Muskeln und Sehnen zu bestehen schienen. Er stieß sich von der Mauer ab und schwankte weiter. Seine Blicke glitten dabei an den Käfigen entlang. In ihrem Innern war es hell, doch Garshen wußte, daß man nur in sie hineinsehen konnte. War man ein darin Gefangener, so war das Draußen nur Schwärze. In einem der Autarkkerker hockte ein Rantranenpaar. Die Frau war von zierlicher Statur, der Mann stämmig und breit gebaut. Er lag reglos am Boden, und die Frau streichelte sein aufgequollen wirkendes Gesicht.
    Die Wärme des Kristalls in seiner Tasche war plötzlich wie ein massives Gewicht, das an ihm lastete und ihn zu Boden zerren wollte. Garshen taumelte nach rechts, dann wieder nach links. Der reglose Mann in dem Käfig richtete sich plötzlich auf und starrte ihn an. Seine Augen waren gelb wie die einer Sandschrecke aus dem Tiefen Land. Der Mann schrie, sprang auf die Beine und hämmerte mit deformen Armen an die Wände des Autarkkäfigs.
    Gefahr, meldete sich der Instinkt des Diebs, und er hastete mit unsicheren Schritten weiter. Der Rantranen konnte ihn nicht sehen, das war völlig unmöglich. Und doch wandte sich sein Kopf, als Garshen auf eine Gasse zuhielt, die zum Stadtrand führte.
    Zwei der Sklavenjäger unterbrachen die Aufstellung eines weiteren Käfigs und richteten ihre Aufmerksamkeit auf den Tobenden.
    Wind kam auf, wisperte über die schlafende Stadt hinweg und vertrieb weit oben die Lichtlosen Wolken. Die Finsternis der Nacht wich allmählich. Hinter den milchigen und verschmutzten Fenstern schimmerten nun Talgfackeln und – bei den wohlhabenderen Bewohnern von Heißer Sand – Ewige Flammen. Stimmen ertönten hier und dort, Türen öffneten sich knarrend, Kinder riefen und weinten und jammerten. Aus der Ferne wehte das Zwitschern erregter Orgalla. Dies war der Tag des Festes.
    Und der Freie Dieb spürte die zunehmende Aktivität der Meherin.
    »Ich habe einen Diener des Schwarzen Fürsten umgebracht«, murmelte Garshen wie in Trance, während sich seine Laufzehen in harten Boden gruben. Das Pflaster der Straßen lag bereits hinter ihm. »Sie suchen mich. Djunath will den Kristall.« Der Sharin lachte knarrend. »Ich habe ihn gestohlen. Er gehört mir, nur mir. Und niemand wird ihn mir nehmen. Niemand, auch der Schwarze Fürst nicht.« Und doch breitete sich tief in ihm dumpfe Furcht aus. Sie war wie ein Krebsgeschwür, das an seinen Gedanken fraß.
    Das Gelände stieg nun rasch an. Felsen wuchsen stumm aus dem Boden, vereinten sich und wurden zu aufragenden Massiven, die ihre granitenen Finger den auseinandertreibenden Lichtlosen Wolken entgegenstreckten. Weiter oben klebten die Asketen mit ihren Saugnäpfen an den Graten. Sie ließen ihre Körper peinigen von der Kälte und dem Staubsand aus der Ebene und den Winden. Sie genossen ihre Wunden, denn sie glaubten daran, durch Qualen zu einer höheren Stufe der Erkenntnis zu gelangen.
    Narren, dachte Garshen.
    Schlafen. Träumen in einem Ruhenetz der Sharin, neben sich die Wärme einer Koitusschwester; nicht die Unbequemlichkeit der Liegen, wie sie von den Ebenenbewohnern geschätzt wurden. Die Stille und Einsamkeit und Kälte.
    Die Träume des Kristalls träumen.
    Die Transitschleife war eine finstere Pforte ins Nichts. Garshen zögerte nicht. Er konzentrierte sich auf seinen Malachitsplitter, sprach eine kurze Beschwörung und trat hindurch.
    Im gleichen Augenblick zerschnitt heftiger Schmerz seine Gedanken. Garshen fiel, prallte auf eisverkrustetes Geröll und schrie. Als die Pein nachließ, hob er seine rechte Zangenhand. Der Malachitsplitter im Klauengelenk war zu Schlacke verbrannt.
     
    Draußen war nur undurchdringliche Finsternis, im Innern des Käfigs perlmuttfarbene

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