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Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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…«
    Sie erhob sich mit einem Ruck, und ein milchiger Schleier lag nun vor ihrem Blick.
    »Gut«, sagte sie. »Ich habe einen Stein. Ich gebe ihn dir.«
    Mit diesen Worten verschwand sie durch eine Tür, die in ein Nebenzimmer führte. Ihrima blickte ihr schweigend nach und wartete. Nach ein paar Augenblicken kehrte sie zurück. Der Malachit in ihrer Hand glühte mit diffusem Schein.
    Ihrima stand auf.
    »Ich danke dir, Carat«, sagte er leise. »Ich weiß, was das für dich bedeutet.«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Das weißt du nicht. Du kannst es gar nicht wissen.« Sie drehte sich halb um und wandte den Blick von ihm ab.
    Er nahm den Gabenstein entgegen. Er schmiegte sich warm in seine Hand, und die Ausstrahlung durchflutete sein Innerstes mit neuer Zuversicht. Solange er seine Gabe einsetzen konnte, war noch nicht alles verloren.
    Er konzentrierte sich auf die ätherische Stimme des Malachits.
    »Es tut mir leid«, flüsterte Carat, und ihre Stimme schien aus großer Entfernung an seine Ohren zu wehen. »Verzeih mir, Ihrima, ich hatte keine andere Wahl …«
    Ihrima versuchte, die betäubende Stimme des Malachits wieder zurückzudrängen. Es ging nicht. Der Stein wuchs vor seinem Auge an und bildete leuchtende Finger, die sich einem Panzer gleich um seinen Leib legten.
    Dunkelheit breitete sich vor ihm aus.
    Dann war nichts mehr, nur noch konturlose Nacht.
    Und in der Ferne lachte Djunath.
     
    Eine flimmernde Decke aus Hitze gleißte über dem Sand der Wüste. Nayala setzte mechanisch ein Bein vor das andere, und ihre Füße sanken tief ein. Ihr Blick war starr geradeaus gerichtet, ihre Zunge ein aufgequollener Klumpen, der an ihrem Gaumen klebte.
    Lieben mußt du, sagte die Stimme hinter ihrer Stirn. Hörst du, Nayala? Lieben mußt du. Finde jemanden. Rasch. Sonst wird dich das Verlangen in dir Verzehren.
    Der Wind brachte keine Kühle.
    Er wehte mit leisem Seufzen, und seine immateriellen Arme raubten ihr den Schweiß und dörrten ihren Körper weiter aus. Der Sand der Dunen rieselte. Sie waren wie die Rücken gewaltiger und schweigender Geschöpfe. Nayala wich den Stechkakteen aus.
    Wo? wisperte die Stimme ihres Ichs.
    Die fremden Gedanken waren nicht mehr als ein Hauch, vertraut und doch bizarr.
    »David?«
    Ein Schrei tropfte an ihre Ohren, diffus und unverständlich. Nayala blieb stehen und schwankte, fern am Horizont zeigten sich die ersten Ausläufer der lichtlosen Wolken. Nayala sehnte die Kühle herbei, die die Dunkelheit versprach, die Dämmerung, die ihre Augen schonte und eine schwarze Decke über das schmerzende Gleißen des Sandes legte.
    Und erneut der Schrei.
    Sie setzte sich wieder in Bewegung. Der mentale Hauch intensivierte sich, und der Wind, der von den Dünen herabstrich, schenkte ihr nun eine Spur von Kühle, durchsetzt mit einem aromatischen Duft.
    Nayala kletterte die Düne empor. Der Sand war wie eine trockene Welle, gab nach und stemmte sich ihr doch entgegen. Nayala rutschte ab, kam wieder auf die Beine und versuchte es erneut.
    Hörst du nicht, Nayala? Du kannst dem Verlangen nicht mehr standhalten, Nayala. Du mußt lieben. Du erinnerst dich doch an die letzten Worte Shahraks? Warum hast du den Verflucher getötet? Er gab dir Wasser, wenn du Durst hattest …
    Auf dem Kamm der Düne blieb Nayala stehen und starrte ungläubig auf die Oase hinab. Sie glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können, einer Halluzination überreizter Sinne zum Opfer zu fallen. Der Durst in ihr ließ sie schaudern.
    Wieder der Schrei.
    Direkt vor dem glitzernden Wasser lag eine Gestalt im Sand. Sie schlug mit Armen und Beinen um sich, und unmittelbar daneben vergrößerte sich ein Loch, aus dem Fadengebilde herauskrochen und den Körper zu umspinnen versuchten.
    Die Ausstrahlung, die Nayala die ganze Zeit über vernommen hatte, stammte von diesem Wesen.
    Sie sprang, stürzte in den Sand und rutschte den Hang der Düne hinab. Plötzlich floß neue Kraft in ihre Sehnen und Muskeln; am Fuß der Düne richtete sie sich wieder auf und eilte mit langen Schritten der Oase entgegen. Aus den Augenwinkeln, am Rande ihres eingeengten Gesichtsfeldes, erblickte sie ein langgestrecktes, schiefes Gebäude, das halb verborgen lag im Schatten der Oasenbäume. Vor dem Haus hockte ein Fleischberg am Boden und beobachtete die Bemühungen des Schreienden, der Sandfalle zu entrinnen.
    Nayala machte einen weiten Bogen um die Fadengebilde, die aus dem Loch hervorquollen. Sie sah sich um, griff nach einem Ast am Rande

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