Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
eine anschließende Amokeryption des Vielgestalters. Komm.« Sie griff nach seiner Hand. »Wir müssen verschwinden. Der Vielgestalter wird versuchen, Kontakt aufzunehmen mit einem Meherin des Schwarzen Fürsten.«
Er sah sie verwirrt an.
»Narda?«
Sie wandte sich um. David war an ihre Seite getreten. Der Konnexkristall an seiner Halskette war trüb. Das Kleinod stand noch immer unter einem Absorptionsbann Gil-Corons. »Ja?«
»Ich habe den Eindruck …« Er legte den Kopf auf die Seite und schloß für ein paar Sekunden die Augen. »Narda, hier gibt es keine Meherin. Ich höre den Ruf des Vielgestalters. Und es ertönt kein Echo. Nur in der Ferne …« Er atmete tief durch. »Das Spektrum! Bei Yggdrasil! Der ungesteuerte Transfer hat uns in das Land des Spektrums geführt. Und es ist ein Land, das nicht zu den Machtbereichen des Schwarzen Fürsten gehört!«
»Meine Mitra!« rief Arvid. »Wo ist meine Mitra?«
Er stieg über die Toten und suchte inmitten des Mülls an den Zimmerwänden nach seiner Waffe. Seine Schulter stieß gegen eine nur angelehnte Tür. Sie öffnete sich ächzend, und der Schein der Fackel viel auf lange Regalreihen, in denen sich Vorräte stapelten.
Arvid keuchte.
»Ich hab’ es gewußt«, brachte er hervor. »Benry hat bei seinen Plündergängen reiche Beute gemacht.«
»Er kommt zurück«, sagte David, und ein karmesinroter Funken löste sich von seinem Konnexkristall und stob verblassend davon. »Schnell, wir müssen raus hier!«
Narda riß die Tür auf, die auf die Straße führte, trat auf die Schwelle … und wurde von einem leuchtenden Vorhang, der urplötzlich vor ihr aus dem Boden wuchs, zurückgeschleudert. Sie stieß einen Fluch aus, rollte sich ab und kam stöhnend wieder auf die Beine.
»Wir hätten es uns denken können«, preßte sie hervor. »Der verdammte Kerl geht kein Risiko ein.«
»Hier ist sie ja!« rief Arvid. Er wühlte in dem Müll und hob eine Konstruktion aus Metall in die Höhe. »Meine Mitra …«
»Das ist …«
»… eine Maschinenpistole«, vervollständigte Narda und machte große Augen. Sie näherte sich Arvid mit langsamen Schritten. »Eine Maschinenpistole – und das in einer Welt der Magie …«
»Bleib fort von mir«, fauchte der dürre Mann. Ein scharfes Klicken ertönte, als er die Waffe entsicherte und dann mit dem Lauf auf ihren Bauch zielte. Narda blieb abrupt stehen und hob die Arme.
»Von uns droht dir keine Gefahr, Arvid«, sagte sie. Die Fackel lag nahe der Tür am Boden, und ihre Flammen erloschen langsam. »Ich weiß, du bist verwirrt, und du verstehst vieles nicht. Aber ich versichere dir, wir sind Freunde. Es hat uns gegen unseren Willen hierher verschlagen, und der Vielgestalter …«
»Er kommt näher, Narda.« David hob die Kette mit seinem Kristall. Von der Straße her ertönte ein dumpfes Lachen.
»Der Vielgestalter hat uns seinen Willen aufgezwungen und uns mit einem Bann belegt«, sagte Narda nervös. Die Waffe zielte noch immer auf ihren Leib. Sie schwitzte. »Es ist der Mann mit den gelben Augen, Arvid. Erinnerst du dich daran, wie er dich außer Gefecht setzte?« Sie deutete auf die Toten. Schritte kamen näher. »Arvid, er war es, der diese Männer hier tötete. Mit der Kraft seiner Gedanken. Er ist gefährlich, Arvid. Ein Wort von ihm genügt, und du stirbst.«
»Narda, ich … ich schaffe es nicht«, sagte David. »Er blockiert den Kristall noch immer …«
Kälte sickerte heran. Der Vielgestalter war nahe.
»Arvid, vielleicht gelingt es uns mit deiner Waffe, mit deiner Mitra … Arvid, er ist das Böse selbst. Wir müssen ihn vernichten, Arvid …«
Der dürre Mann senkte langsam die Waffe.
Die Tür wurde aufgestoßen, und Gil-Coron Tschiad kam herein. Er blieb auf der Schwelle stehen. Narda sah sofort, daß er sich verändert hatte. Sein Gesicht wirkte nun breiter als zuvor, und seine Arme waren angeschwollen.
Wie damals, dachte sie, als der Keimling in ihm noch nicht erwacht war, als er zu sterben drohte ohne die Heilkraft des Kristalls.
»Wir müssen uns auf den Weg machen«, sprachen die Lippen Gil-Corons. Sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske, die Augen zwei gelbe Murmeln ohne Glanz.
»Wohin«, fragte Narda eisig.
Er lachte. »Ich spüre noch immer Widerstand in dir«, entgegnete er. »Wann siehst du endlich ein, daß es aussichtslos ist, Narda?«
Sie kniff die Augen zusammen. »Dies ist ein Land von Ohne Grenzen, das unbefleckt ist von der Macht des Schwarzen Fürsten. Wir wissen Bescheid,
Weitere Kostenlose Bücher