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Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Titel: Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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daran. Ihr Nachfolger als Hauspfleger zu werden? Durchaus, durchaus. Aber wissen Sie – zuerst einmal möchte ich mir ein Bild machen von den Aufgaben, die mich dabei erwarten.«
    »O ja, das ist zu verstehen.« Der alte Mann gestikulierte mit seinen dürren Armen und trat auf den Korridor hinaus. David folgte ihm, und das Mißtrauen in ihm wuchs weiter.
    »Die Pflichten eines Hauspflegers«, erklärte der alte Mann, während sie den Gang hinunterschritten und durch Kammern und Räume wanderten, »sind sehr umfassend. Selbstverständlich wird ein Großteil der Arbeiten von den automatischen Reinhaltungssystemen erledigt, aber die Verantwortung, wissen Sie … ach ja, und dann ist da auch noch der Gefangene.« Er lächelte zaghaft. »Aber machen Sie sich in diesem Punkt keine allzu großen Sorgen, geehrter Gast. Ich bin ziemlich sicher, daß der Gefangene noch während meiner Dienstzeit stirbt. Tatsächlich ist er dem Tode näher als ich, und damit entfällt Ihnen eine große Last.«
    David blieb abrupt stehen und sah den Hauspfleger an. »Ein Gefangener?«
    »Ja. Der Herr brachte ihn mit, als er das letztemal dieses Wolkenhaus besuchte. Es ist ein eigenartiges Geschöpf, dieser Gefangene. Wenn Sie mich fragen: Ich halte ihn für nicht sonderlich interessant, aber die Gedanken und Absichten des Herrn sind unergründlich.« David bemerkte den sonderbaren Blick, mit dem der Hauspfleger seinen Konnexkristall betrachtete. »Ein herrliches Juwel«, sagte der alte Mann. Er streckte die Hand aus. »Darf ich es einmal berühren?«
    David ließ den Kristall unter seinem Umhang verschwinden. Der Hauspfleger schnitt eine Grimasse der Enttäuschung. »Darf ich ihn sehen?«
    »Den Gefangenen? Ja, warum nicht? Wenn ich vor ihm sterben sollte und Sie mein Nachfolger werden, dann müssen Sie sich schließlich ohnehin um ihn kümmern. Also ist es besser, ich führe sie zu ihm, damit Sie sich ein Bild von ihm machen können.«
    Sie kletterten Spindeltreppen hinab, David nachdenklich, der alte Mann keuchend. In den unteren Bereichen des Wolkenhauses war es nicht ganz so hell wie in den oberen Regionen. Der Hauspfleger erklärte das mit einem teilweisen Ausfall der entsprechenden Leitungssysteme, einem Ausfall, den er bisher noch nicht hatte beheben können. Aber schließlich sei das Haus auch ziemlich alt, und da könne es schon einmal zu diversen Fehlfunktionen kommen. Sie schritten über im Boden eingelassene Aussichtsflächen hinweg, und David hatte den unbehaglichen Eindruck, direkt auf den dahingewirbelten Wolkenfetzen zu gehen, nur einen Fingerbreit von den Gewalten eines tosenden Methan-Ammoniak-Sturms entfernt. Der alte Mann öffnete eine weitere Irisblende, und sie traten daraufhin in eine Halle, die weitgehend im Dunkeln lag. Nur schemenhaft erkannte David eine Reihe von käfigähnlichen Behältern, die an schweren metallenen Ketten von der Decke hingen. Aus dem Boden selbst wuchsen ebenfalls solche Käfige. Als sie daran vorbeischritten, erkannte David die bleichen Knochen von Skeletten, die darin lagen.
    »Manche Gefangene sterben ziemlich rasch«, erklärte der Hauspfleger jovial. »Andere wiederum halten länger durch. Derjenige, den der Herr zuletzt hierher brachte, scheint zu jenen zu gehören, deren Widerstandskraft eher begrenzt ist. Kommen Sie, Nachfolger.«
    Davids Mißtrauen wuchs weiter. Er versuchte, Kontakt aufzunehmen mit seinem Konnexkristall, aber wieder scheiterte er. Die ätherische Stimme der Schlacke des Präuniversums war nach wie vor blockiert und stumm.
    Ein sonderbarer Glanz tropfte zwischen den Gitterstäben eines bestimmten Käfigs hindurch. Er verstärkte sich, als sie näher kamen.
    »Da ist er«, sagte der alte Mann und blieb stehen.
    David stockte unwillkürlich der Atem. Die im Innern des Käfigs am Boden kauernde Gestalt war von goldenen Riemen umhüllt, und als sich der Gefangene umwandte und seinen Namen nannte, erkannte ihn David sofort.
    »David! Bei Yggdrasil – David …!«
    »Llewellyn«, krächzte David.
    »Oh, kennen Sie ihn?« fragte der Hauspfleger. Er lachte. »Ich habe viel Zeit damit verbracht, seinen Erzählungen zuzuhören. Sie waren recht interessant, wurden in letzter Zeit aber ein wenig konfus. Er sprach dauernd von einem Erben der Macht …«
    »David …« Llewellyn zog sich an den Gitterstäben in die Höhe und blieb schwankend stehen. »David, hol mich hier heraus. Bei Yggdrasil, David … ich halte nicht mehr lange durch.«
    »Öffnen Sie den Käfig«, sagte David.

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