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Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Titel: Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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»Sofort.«
    Der alte Mann zuckte mit den Achseln. »Das ist mir leider verwehrt. Sicher, der Herr hat einen Schlüssel, der die elektronischen Fesselcodes aufbricht, aber …« Er breitete die Arme aus. Dann runzelte er die Stirn. »Nun, aber vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit …«
    »David! Hol mich hier raus, David …!«
    »Welche?«
    »Ihr Kristall. Vielleicht …«
    David riß seinen Umhang auf, streifte sich die Kette über den Kopf und trat an den Käfig heran. Ein Blitz löste sich von den Gitterstäben und warf ihn einige Meter zurück. Der Hauspfleger gestikulierte.
    »Wenn Sie mein offizieller Nachfolger geworden sind«, sagte er bedauernd, »dann haben Sie auch die Befugnis. Aber so …«
    »David! Ich halte es nicht mehr aus, David …!«
    »Geben Sie ihn mir«, sagte der alte Mann und streckte ihm eine schmale und runzlige Hand entgegen. »Das Käfigprogramm läßt mich als Hauspfleger die Abwehrschwelle passieren. Vielleicht gelingt es mir, das Schloß zu öffnen. Tja, aber versprechen kann ich natürlich nichts.«
    David setzte dazu an, ihm den Konnexkristall zu geben.
    »Nein!« ertönte es beinah schrill.
    Ein schlanker Körper flog aus dem Schatten heraus. Eine Faust traf den alten Mann an der Schläfe und schleuderte ihn zur Seite. Der Hauspfleger gab ein zorniges Knurren von sich, und plötzlich wirkte er gar nicht mehr so schwach und gebrechlich. Geschmeidig kam er wieder auf die Beine, und als er David anstarrte, lag ein gieriges Funkeln in seinen grünen Augen. David erstarrte beinah, als er die nahe Ausstrahlung eines Spektrums wahrnahm.
    »Gib mir den Konnexkristall!« verlangte er fauchend.
    Die wie aus dem Nichts aufgetauchte Frau versetzte ihm einen weiteren Hieb. Es ging alles so rasch, daß David die einzelnen Bewegungen kaum voneinander unterscheiden konnte.
    »David!« schrie Llewellyn.
    Die Frau packte seinen Arm und zerrte ihn mit sich. »Es ist alles nur Illusion«, zischte sie ihm zu. Hinter ihnen krächzte die zornige Stimme des Falschen. »Alles nur eine wohlvorbereitete Falle. Komm. Wir müssen eine Nullzone erreichen. Schnell. Schnell!«
    »David! Laß mich nicht hier zurück, David! Ich sterbe …«
    »Der Kristall! Gib mir den Kristall!«
    Die Frau riß David in das Dunkel der Käfighalle hinein. Voraus tauchte der phosphoreszierende Glanz einer bestimmten Bodenfliese auf. Das Leuchten stammte von einer ungelenken Zeichnung auf dem Boden.
    »Nun komm endlich«, fauchte die Frau. »Oder willst du ebenfalls in einem der Käfige enden? Es hat mich verdammt viel Mühe gekostet, die Nullzone hier zu lokalisieren …!«
    Sie stieß ihn vorwärts, und als David die markierte Fliese betrat, stürzte er ins Nichts.
     
    Die Prophetin war alt und jung zugleich. Narda beobachtete ihr Gesicht, das Mosaik aus verschieden gealtertem Fleisch, und irgendwo in ihr regte sich Abscheu. Arvid neben ihr wandte den Blick von der Frau ab, die nun daranging, auf dem niedrigen hölzernen Tisch Schalen und Becher mit Kräutern auszubreiten. Sie tauchte ihre langen Finger in einen Napf mit Öl und zeichnete Muster auf das verwitterte Holz. Der Gestank der Wurzelknollen, die von der niedrigen Decke herabhingen, war nahezu unerträglich. Draußen wallten die Nebel des Feuchten Landes, geisterhafte Erscheinungen, die mal zusammenwuchsen und dann wieder auseinandertrieben. Sie waren mehrere Tage hierher unterwegs gewesen.
    Hoffentlich, dachte Narda, während sie der Sterblichkeitswartenden zusah, haben wir auf unserer Wanderung nicht zu viele verschiedene Regionen von Ohne Grenzen berührt. Hoffentlich sind wir nicht zu sehr voneinander abweichenden Zeitabläufen unterworfen worden.
    Die Prophetin schrie ein Wort, das sie nicht verstanden, und Arvid an Nardas Seite zuckte unwillkürlich zusammen. Dann warf sie die Arme empor, und der dünne Mantel, den sie trug, glitt von einer plötzlichen Windbö erfaßt von ihren Schultern.
    Narda unterdrückte die jäh in ihr hervorquellende Übelkeit, als sie den nackten Körper der Sterblichkeitswartenden erblickte. An manchen Stellen war das Fleisch glatt und fest, an anderen faltig und runzlig und gelb. Die eine Brust war straff, die andere verwelkt. Die Prophetin lächelte unergründlich, als sie Nardas Blick bemerkte.
    »Es ist alles vorbereitet«, sagte sie, und ihre Stimme glich einem melodischen Flüstern. »Ihr seid hierher gekommen, um Aufschluß zu finden und Erkenntnis zu gewinnen. Ich bin eine Seherin.« Sie griff nach dem Malachitsplitter auf

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