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Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Titel: Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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Gleiter.
    Bahrns lauschte in sich hinein. Die Erinnerung war so übermächtig gewesen, daß er den Kontakt mit seinen Gefährten verloren hatte, und dieser Kontakt konnte nicht wieder aufgenommen werden.
    Bahrns geriet nicht in Panik, sondern blieb ruhig. Er konzentrierte sich auf die Gefährten und rief nach ihnen, aber sie hörten ihn nicht.
    Als wären sie nicht mehr am Leben.
    Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden: Er mußte sofort umkehren!
    Bahrns wollte das Raumhafengebäude wieder betreten, aber da öffnete sich das Eingangsportal vor ihm. Männer traten ihm in den Weg. Sie musterten ihn, und Bahrns sah den Haß in ihren Augen.
    Es waren die fünf Nomans, die er als erste getötet hatte.
    Es waren die sechs Relax, die später an die Reihe gekommen waren.
    Es waren die beiden Nomans, bei denen er sich zum Herrn erhoben hatte und die er ebenfalls zu einem späteren. Zeitpunkt hatte töten müssen, weil sie sich gegen ihn auflehnten und Intrigen gegen ihn spannen.
    Es waren diejenigen von seinen Opfern, die ihm in gewisser Weise nahegestanden hatten – weil er unbewußt ihre Gedanken in sich aufgenommen und gespeichert hatte.
    Sie bekleideten Schlüsselpositionen in seiner Entwicklung, unter der er heute so litt.
    Bahrns wich aufstöhnend zurück. Sie rückten gegen ihn vor. Obwohl sie unbewaffnet waren, ließen sie keinen Zweifel daran, daß sie sich jetzt an ihm rächen würden.
    Und dann sprachen sie es aus, im Chor: »Du, Bahrns, genannt das Monster, wirst wegen Massenmordes zum Tode verurteilt. Das Urteil wird sofort vollstreckt!«
     
    »Moment!« riefen die Gedanken von Bahrns, »ihr habt mir keine Gelegenheit zu meiner Verteidigung gegeben.«
    Die Situation war irrational. Dennoch ordnete Bahrns sich ein. Es hatte keinen Zweck, nach einer Erklärung zu suchen, so lange man in Lebensgefahr schwebte.
    Bahrns mußte versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.
    Genau das hatte er gelernt. Genau das hatte ihn damals in den dreckigen Ruinen überleben lassen – unter den Ratten.
    Die Front der Angreifer stoppte. Sie starrten ihn haßerfüllt an.
    »Verteidigung?« echoten sie im Chor.
    »Ja, denn ich war zum Zeitpunkt des Mordes minderjährig, also nicht zurechnungsfähig. Man kann niemand für eine Tat verantwortlich machen, die er instinktiv, ohne Verstand, beging – und dann auch noch mit dem Impuls zur Notwehr.«
    »Notwehr?«
    »Wolltet ihr mich nicht alle töten? Durch euch ist es zu einer Entscheidung gekommen: Tod oder Leben? Ich habe gewonnen – mein Leben gegen euren Tod!«
    »Aber wir sind zurückgekommen, um uns zu rächen«, trumpften sie auf. »Wenn es wirklich so ist, wie du sagst, Bahrns, siegt der Stärkere. Nun, wir sind stärker, weil in der Überzahl, und wir haben deinen Tod beschlossen – so wie du damals uns gegenüber. Wir werden dich töten, auch wenn du dich zu verteidigen versuchst.«
    Es ist ein Traum! dachte Bahrns. Ich brauche nur zu erwachen, wenn nicht, sterbe ich.
    Aber wie sollte er es schaffen, aus dem Traum zu erwachen?
    Außerdem ließen sie ihm keine Zeit dazu. Es war ihm gelungen, die Lynchjustiz hinauszuzögern, aber das war jetzt vorbei. Sie stürzten sich auf ihn, um ihn zu zerfleischen.
    Es war wie damals. Bahrns war hilflos ausgeliefert und hatte keine Angst, weil er es nicht begriff. Auch jetzt spürte er keine Furcht, weil ihm dieses menschliche Gefühl fremd war. Etwas anderes gab es an der Stelle von Furcht: Der Instinkt, die Gefahr zu erkennen und abzuwenden. Das geschah automatisch, ohne das verstandesmäßige Zutun von Bahrns. Sein Körper glühte auf. Die Hitze brach aus ihm heraus und wandte sich gegen die Angreifer. Sie machten keine Anstalten, vor der Hitze zu fliehen. Das war ihr Fehler.
    Ja, es war wie damals. Er vernichtete seine Feinde mit PSI-Feuer, das seinem Körper nicht schadete, aber für die Menschen tödlich war. Sie verwandelten sich in lebende Fackeln, torkelten schreiend hin und her und trieben Bahrns auf den Parkplatz hinaus. Dort blieb er stehen und sah traurig zu, wie seine Gegner starben. Er hatte auch diesmal in Notwehr gehandelt, aber es quälte ihn. Seine Schuld wurde immer größer. Zugegeben, jedes Leben hat das Recht, sich gegen anderes zu behaupten, aber durfte das Recht so weit gehen, daß ein Leben auf Kosten von so vielen anderen erhalten blieb?
    Das Recht des Stärkeren ist ein grausames Recht! dachte Bahrns. Doch: Es ist ein natürliches Gesetz, und in der Natur gibt es keine Grausamkeit, sondern nur

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