Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume
Gefahr?« murmelte Merrin-kläck und betrachtete den Bildschirm.
Die Siedler waren emsig beschäftigt. Nichts deutete darauf hin, daß sie mit ihrem Los unzufrieden waren. Ganz im Gegenteil: Sie wirkten glücklich und gelöst.
Es war ein besonderer Aspekt in den Überlegungen des Logenmeisters, daß er sich fragte, wieso sie etwas als negativ ansahen, was den Betroffenen offensichtlich Freude brachte.
Und dann erschrak er vor seinen eigenen Gedanken, denn ihm wurde bewußt, daß sie der Beginn einer fatalen Resignation waren.
Ja, wenn er sich nicht dagegen wehrte, waren sie wirklich verloren.
6
Bahrns warf nicht einmal einen Blick zurück. Er spürte, daß die Gedanken der Gefährten ihn begleiteten. Das genügte ihm.
Er schritt mit seinem wiegenden Gang auf das Raumhafengebäude zu. Seine Gefühle waren anders als die eines »normalen« Menschen. Nicht nur sein Äußeres. Etwas wie »Furcht vor dem Unbekannten« war ihm fremd. Trotzdem spürte er die Spannung, die ihn zur erhöhten Aufmerksamkeit zwang.
Bahrns, das Monster, erreichte die Tür, durch die schon die Drillinge geschritten waren. Er spürte die PSI-Spur, die nur langsam abklang. Das gehörte zu seiner Spezialität.
Die Arbeit mit den Gefährten war auf die Treibertätigkeit beschränkt. Andere Fähigkeiten kamen dabei niemals zum Tragen. Deshalb wußte niemand etwas über das schlummernde PSI-Potential von Bahrns – außer ihm selber. Denn er hatte als Noman lernen müssen, sich durchzusetzen, um zu überleben. Als Kleinkind war er von seinen Eltern ausgesetzt worden! Das war die Wahrheit! Jeder andere wäre elendiglich umgekommen, zumal die Nomans, die ihn in diesem körperlich hilflosen Zustand fanden, nicht gerade freundlich gesinnt waren. Sie wollten das kleine Monster umbringen. Eine Instinktreaktion, weil sie selber Gejagte waren und endlich zurückschlagen wollten – obwohl es einen Unschuldigen traf.
Bahrns’ Eltern waren immer gut zu ihm gewesen. Sie hatten ihn vor aller Welt versteckt und sorgsam betreut, sonst hätte er die ersten Lebensmonate nicht überstanden. Doch dann war sein PSI-Potential aktiv geworden. In seinem dumpfen Kleinkindverstand hatte er nicht die Gefahr erkannt, in die er sich und seine Eltern brachte. Es war ihnen letztlich nichts anderes übriggeblieben, als ihn auszusetzen.
Die Begegnung mit den Nomans war so wach in seiner Erinnerung, als wäre es erst gestern geschehen. Sie wurde bestimmt von Schmerz und der instinktiven Abwehrreaktion. Er hatte nichts begriffen und die fremden Nomans mit einem freudigen Grunzen begrüßt. Da hatten sie ihn gewürgt. Bahrns war nicht in der Lage gewesen, sich anders zur Wehr zu setzen als mit PSI. Er trieb die schreienden Nomans zurück. Erst später wagten sie sich wieder in seine Nähe. In den Ruinen stank es nach Unrat. Es raschelte im hüfthohen Unkraut.
Die Nomans waren zu fünft. Sie kamen von allen Seiten. An das Ungeziefer und die Ratten hatten sie sich gewöhnt. Deshalb wunderten sie sich, daß sie vor Bahrns flohen.
»Es könnte eine Falle sein!« sagte der eine Noman. »Die Relax, die in unregelmäßigen Abständen Jagd auf uns machen, haben das kleine Monster ausgesetzt, um uns anzulocken.«
»Quatsch!« fuhr ihn ein anderer an. »Die beiden Relax, die das Monster brachten, sind die Eltern.«
»Wir sollten ihre Beschreibung an die Behörde weiterleiten«, schlug ein dritter vor. »Es ist doch offensichtlich, daß sie das Monster geheimhielten. Vielleicht haben wir einen Vorteil davon?«
»Möglich, aber erst einmal werden wir das Monster erledigen. Dann haben wir gleich auch ein Beweismittel in der Hand. So lange es lebt, kann es uns allerdings gefährlich werden.«
Der das sagte, hob einen dicken Stein auf und schleuderte ihn in die Richtung des grunzenden Kleinkindes. Das Monster ließ einen langgezogenen Jaulton hören, obwohl der Stein nicht getroffen hatte. Hatte die Aufprallerschütterung das Monster in Panik gesetzt?
Die Nomans hatten Angst, wollten es aber nicht zugeben. Sie schlichen näher.
Der eine hob wieder einen Stein auf. »Hört zu«, flüsterte er, »ich versuche, das Monster damit zu treffen. Es wird sich auf mich konzentrieren. Dann werft ihr euch mit den Messern darauf. Kapiert?«
Er schien der Anführer der Fünfergruppe zu sein. Verwahrloste, verdreckte Burschen, die sich von Abfällen und Ratten ernährten und für die menschliche Gesetze längst keine Bedeutung mehr hatten, seit sie Ausgestoßene der Gesellschaft waren.
Der
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