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Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Titel: Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Transfer in einen Clonkörper abtasten und speichern ließ, fiel ihm wieder Tramur ein. Der Ratsvorsitzende war zwar ein Narr, aber er wäre ein Fehler gewesen, den Einfluß dieses Architekten zu unterschätzen. Tramur hatte durchaus Möglichkeiten, ihm Schwierigkeiten zu machen und die Ausführung seiner Pläne zu verzögern. »Vielleicht«, flüsterte der Sternenfänger, »vielleicht kommt es demnächst einmal zu einem kleinen Fehler in der Übertragung seiner Persönlichkeitsmatrix. Ja, nur eine bedauerliche Fehlfunktion – wie es nun einmal bei jemandem geschehen kann, der nicht gerade ein Spektrum ist. Und ein debiler und deformer Tramur, der einen Großteil seines Verstandes eingebüßt hat, kann natürlich nicht länger Vorsitzender des Rates aller Sonnenarchitekten sein …«

Kapitel 4
Der Attentäter
    Am Himmel leuchteten die Sterne der Sonnensphäre und verwandelten auch die Nacht auf Bulgan in hellen Tag. Wind wehte, und es war warm. Aber nicht zu warm. Alrunh legte den Kopf in den Nacken und blickte empor. Weit oben schwebten die dunklen Punkte der Autarken Elektronischen Einheiten. Die AEEs wurden von Technikern überwacht und kontrolliert, die direkt den Sonnenarchitekten unterstanden. Alrunh verzog das Gesicht. Die riesenhaften Aggregate steuerten das Klima Bulgans wie auch der anderen Planeten. Sie regulierten die Eigenrotation von Welten, die einst in stellaren Femen um ihre Zentralgestirne kreisten. Gleichmäßige Temperaturen, gleichmäßige Niederschläge, gleichmäßige Gedanken, die von den Telemoduln überwacht wurden. Auf den Planeten im Innern der Sonnensphäre gäbe es keinen Willen mehr zum Widerstand. Die Moduln induzierten in den Gedanken von Paray und Henschi und Garavanen und all den anderen Völkern Zufriedenheit und Glückseligkeit. Mit unermüdlicher mechanischer Geduld hielten sie Ausschau nach PSI-Talenten, nach potentiellen Rebellen, die noch nicht in die Wolke geflohen waren. Haß stieg in Alrunh empor. Haß auf die Architekten und ihre Schlepper und Traktoren, Haß insbesondere auf den Sternenfänger, der für dies alles verantwortlich war.
    Haß ist Gift, flüsterte die Stimme des sterbenden Urbaums. Du mußt entschlossen sein, Alrunh, aber du darfst nicht hassen.
    »Ich weiß, Mutter«, gab der Cangryd leise zurück. »Aber es fällt so schwer, Mutter, so schwer …« Er blickte an dem versteinernden Stamm des Baumes empor. Die sanften Arme des Windes lösten immer neue Blätter aus der Krone und ließen sie wie traurigen Schnee zu Boden rieseln. Alrunh trat einen Schritt vor und preßte sich an den Stamm. Tränen bildeten sich in seinen Augen. »Ich hatte so sehr auf deine Hilfe gehofft, Mutter.«
    Ja, ich sterbe, Alrunh. Einen langsamen Tod. Und mit mir stirbt die Erinnerung an die Welt, die einmal war.
    »Die Uralten«, murmelte der Cangryd.
    Du mußt fort von hier, Alrunh sang die leise Stimme des Urbaums. Man wird dich finden, wenn du länger hierbleibst. Man wird dich finden und zu einem Rekruten machen. Wie viele andere vor dir.
    Alrunh blickte sich um. Die Ruinen alter Bauwerke erhoben sich auf dem Plateau, den bleichen Gerippen eines titanenhaften Wesens gleich. Einst hatten hier Geschöpfe gelebt, die die Verehrung des Baums der Weisheit zu ihrem Lebensinhalt gemacht hatten. Irgendwann waren sie fortgezogen, und seitdem verfielen ihre Tempel. Sie verwandelten sich in Staub, der vom Wind in alle Richtungen verstreut wurde.
    Alrunh straffte seine Gestalt.
    Ich weiß, was du planst, flüsterte der Baum.
    »Es ist der einzige Ausweg. Er muß sterben. Der Sternenfänger muß sterben.« Der Cangryd breitete seine mehrgelenkigen Arme aus. »Er hat bereits Tausende von Völkern ins Verderben gestürzt. Er tötet Liebe und Harmonie. Er entzieht der Hoffnung den Boden.«
    Er ist fehlgeleitet.
    »Er läßt nur die am Leben, die ihm von Nutzen sein können. Er ist das Unheil selbst. Er hat die Verbindung zwischen den Weltenbäumen unterbrochen. Er läßt dich sterben.«
    Ja.
    Alrunh wandte sich von dem Baum ab. Jenseits des Hochplateaus öffnete sich der planetare Abgrund. Tief unten wogten die Giftwolken, die Zonen heftig schwankender Temperaturen. Irgendwo in dem Nebel, der sich niemals teilte oder auflöste, mochten sich Mantas verbergen, die auf Opfer lauerten. In der Ferne ragten andere Gipfel aus den gefährlichen Wolken. Auf manchen Plateaus erhoben sich farbenprächtige Bauwerke, und manchmal trug der Wind das Summen großer und halbautomatischer Schürfmaschinen

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