Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger
Sternenfänger hatte die Verbindung zwischen den einzelnen Weltenbäumen unterbrochen wie schon auf Ohne Grenzen. Das mußte den Informationsfluß notwendigerweise beeinflussen. Und außerdem waren nicht alle Spektren in dem Maße wie David terGorden Erben der Macht. Nur David hatte das Alte Wissen der Ulema in sich aufgenommen. David – und der Falsche.«
»Aber dieser Haß …«
»Wie würden Sie reagieren, wenn Sie sehen, wie Ihr Volk unterworfen wird? Was würden Sie empfinden, wenn Sie sähen, daß man Ihre Heimatwelt wie einen Spielbau benutzt? Hinzu kommt das Absterben der Weltenbäume. Für ein Spektrum muß ein solcher Vorgang etwas unvorstellbar Grauenhaftes sein.«
»Aber …« Shag Mangir holte tief Luft.
»Immer vorausgesetzt, es ist wirklich alles keine Legende, wie Sie behaupten, Historiker: Wenn dieser Alrunh den Sternenjäger tatsächlich umgebracht hätte, wäre David terGorden niemals dazu in der Lage gewesen, den Weißen Stern zu bilden. Und was die Fallen angeht, die der Sternenfänger ihm stellte … die Situation scheint mir eindeutig zu sein. Meiner Meinung nach hatte terGorden nicht die geringste Chance.«
Haddar Luwic lächelte. Seine Gedanken weilten in einer Zeit, die viertausend Jahre von der Gegenwart entfernt war, in einer Zeit kurz nach der Zerschlagung des Konzils der Konzerne. Er deutete auf das Buch. »Wir haben uns nur erst mit den Anfangskapiteln beschäftigt«, sagte er. »Hören wir also, was Claude Farrell uns außerdem überliefert hat …«
Kapitel 5
In der Elektrischen Stadt
David terGorden konnte die Raumjäger, die aus den Hangars des großen Trägerschiffes gestartet waren und ihre Verfolgung aufgenommen hatten, natürlich nicht mit bloßem Auge erkennen. Aber auf den kleinen Displays vor Myriam zeichneten sich winzige Lichtflecken ab. Vor ihnen schwebte der Riesenplanet im All – ein Gasgigant, in dessen dichter Atmosphäre heftige Stürme tobten. Flackernde Gitterwerke glühten dort auf: die Blitze von den Gewittern.
Die junge Frau an seiner Seite betätigte mehrere Schaltungen, und für eine Weile wurde der Schub der Triebwerkssätze ein wenig stärker. Als sie die ersten Ausläufer der Methan-Ammoniak-Atmosphäre erreicht hatten, leuchtete es weit hinter ihnen auf, und kurz darauf rasten dünne Lichtbahnen nicht weit entfernt an ihrer Rettungskapsel vorbei.
Myriam duckte sich unwillkürlich. »Jetzt sind die Jäger auf Gefechtsentfernung heran«, stieß sie hervor. Sie sah David an, und ihre Lippen waren nur ein dünner Strich. »Ich frage mich, warum sie nicht schon längst die Entropiekanonen eingesetzt haben.« Die ganze Kapsel begann zu erzittern, als sie tiefer in die Atmosphäre fielen. Vor ihnen ragten Berge aus sturmgepeitschten Wolken auf. Myriam berührte einen glimmenden Sensorpunkt, und das dumpfe Fauchen der Triebwerkssätze verstummte. »Vielleicht können wir es doch noch schaffen«, murmelte sie. »Ich selbst war noch nie hier, aber ich habe auf Fresco in der Wolke von Marnivot gehört.« Sie kniff die Augen zusammen und starrte auf die Anzeigen. »Es gibt hier eine Basis der Kharr, die sogenannte Elektrische Stadt …«
David terGorden umklammerte die Armlehnen des Sessels. Die transparente Außenhülle der ihm so fragil und zerbrechlich erscheinenden Rettungskapsel überzog sich mit einer Patina aus weißrotem Glanz. Auf dem Instrumentenpult vor ihnen begannen einige Dioden hektisch zu blinken.
»Ja.« Myriam sah triumphierend auf. »Hier, siehst du diesen Ortungsreflex, David? Das ist sie – die Elektrische Stadt der Kharr. Wir haben wirklich Glück.«
»Hoffentlich erreichen wir sie auch, bevor diese verdammte Kapsel auseinanderplatzt«, gab David sarkastisch zurück.
Mit flinken Fingern programmierte Myriam die Anflugautomatik. Die Triebwerkssätze zündeten erneut, und der stoßweise erfolgende Gegenschub machte die Fluglage der Kapsel noch instabiler. Unter ihnen gleißten die Blitze in einer Atmosphäre, die so dicht war, daß sie die Kapsel binnen eines Sekundenbruchteils zu einem Staubkorn zusammenquetschen konnte. Orkane tobten dort mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu fünfhundert Kilometern in der Stunde. David terGorden öffnete seine psionischen Sinne und umfaßte ihr Gefährt mit mentalen Armen. Der Konnexkristall auf seiner Brust leuchtete von innen heraus. Myriam warf ihm einen undeutbaren Blick zu, als das Schlingern der Rettungskapsel abrupt nachließ. Ihre Lippen bewegten sich, aber David verstand nicht, was sie
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