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Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Titel: Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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waren – jenes Spektrums, das den Grünen Phönix ausgeschickt hatte, das für die Aktionen des Vielgestalters auf Sarym verantwortlich war, das die Sonnensphäre baute, um mit Hilfe der Energie Tausender gleichgeschalteter Sonnen die entropische Initialzündung durchzuführen, die das Ende der Zweiten Welt besiegelte.
    »Der Sternenfänger …« David gab sich einen Ruck, faßte Myriam bei der Hand und zog sie mit sich. »Komm. Wir müssen von hier verschwinden. Vielleicht ist irgend etwas schiefgegangen. Wir sind in einer Parkanlage erwacht und nicht in einem besonders abgesicherten Kerker.«
    Aber während sie an Büschen und Sträuchern und Brunnen vorbeieilten, schüttelte Myriam müde den Kopf. »David … David, wir wissen nicht, wieviel Zeit inzwischen verstrichen ist. Tanaruga ist weit von Marnivot entfernt. Der Transport muß mindestens einige Tage gedauert haben. Vielleicht hat das Trägerschiff inzwischen seinen Bestimmungsort erreicht. Vielleicht hat der Sternenfänger schon damit begonnen, die Hibernanten aufzuwecken und ihnen die Implantate einzupflanzen, die sie zu seinen willfährigen Werkzeugen machen.«
    David terGorden fluchte leise und zerrte die junge Frau weiter mit sich. Als sie den Wald fast erreicht hatten, vernahm er ein leises Summen, das rasch lauter wurde, und kurz darauf sahen sie einen pfeilförmigen Schatten, der aus dem grellen und türkisblauen Himmel fiel und irgendwo jenseits der Wipfel verschwand. David horchte in sich hinein. Intuition? Aber das Spektrum antwortete ihm nicht. Und selbst wenn es ihm antwortete: Ohne den Konnexkristall konnte er es nicht verstehen. Wenn sich in dem kleinen Raumschiff, das eben gelandet war, der Sternenfänger befand … David verdrängte diesen Gedanken. Er hatte das Gefühl, kurz vor einem Ziel zu stehen, das er ein Leben lang angestrebt hatte – und das er doch nie ereichen konnte.
    Irgendwo in ihrer Nähe ertönte ein dumpfes Pochen. Aus den Augenwinkeln sah David eine Bewegung. Zwei kegelförmige Maschinenwesen schwebten ihnen auf schillernden Ergpolstern entgegen, und eins von ihnen sagte: »Sie werden aufgefordert, in den Pavillon zu kommen.«
    Er wandte sich nach rechts und sprang Seite an Seite mit Myriam über eine mittelgroße Hecke. Einige der langen Dornen kratzten knisternd über das graue Gewand, und er verspürte plötzlich einen stechenden Schmerz im Nacken. Offenbar erging es der jungen Frau ebenso, denn sie taumelte und griff sich an den Hals. David sah, wie sich das Gewand enger an ihn schmiegte, und hinter seiner Stirn flüsterte eine leise Stimme: Du hast zu gehorchen.
    Es war kein Kleidungsstück, sondern ein organisches Wesen, eine überaus wirkungsvolle Fessel. David versuchte, die graue Substanz abzustreifen, aber offenbar hatte das parasitäre Geschöpf bereits eine feste Nervenverbindung mit seinem Körper aufgebaut. Er drehte den Kopf zur Seite. Die beiden Kegel kamen näher und waren nur noch wenige Dutzend Meter von ihnen entfernt.
    Der Schmerz wurde schier unerträglich. David vernahm noch den schrillen Schrei Myriams, dann wurde es schwarz vor seinen Augen.
     
    Als er erwachte, hatte sich die Umgebung grundlegend verändert. Er befand sich nicht mehr in der Parkanlage des Zirkels, sondern in einem mittelgroßen Raum, auf dessen Wänden sich pastellfarbene Muster zeigten, deren Bedeutung sich seinem Verständnis entzog. Er machte einige bizarr geformte Möbelstücke aus, und in den Lamellen, die sich an der Decke entlangzogen, glühte es eigentümlich. Unter sich spürte er die Polster einer Liege, und einige Zentimeter über seiner Stirn glitzerten die Energieschlieren eines Ergfeldes. Er tastete über seinen Körper. Er war nackt. Irgend jemand hatte die graue Substanz entfernt.
    »Nennen Sie Ihren Namen.«
    »David terGorden«, antwortete er sofort und erschrak über den Klang seiner eigenen Stimme. Er konnte seine Zunge nicht mehr kontrollieren. Sie bewegte sich von ganz allein, wie ein eigenständiges Wesen, das innerhalb seiner Mundhöhle ein neues Zuhause gefunden hatte. Er hob den Kopf ein wenig. Neben ihm stand eine weitere Liege, ebenfalls eingehüllt von einem leuchtenden Ergfeld. Und darauf lag Myriam. Sie rührte sich nicht. Ihre Augen waren geschlossen.
    »Welche Identität besitzen Sie?« Irgend etwas stimmte nicht mit dieser Stimme. Erst ertönten einige kratzende und knarrende. Laute, und unmittelbar darauf, mit einem Zeitverzug von nur einem Sekundenbruchteil, vernahm er verständliche Worte.

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