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Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Titel: Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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und unmittelbar vor ihm ertasteten sie eine massive Wand, in der er nicht den kleinsten Riß finden konnte. Er schritt daran entlang, und einige Zentimeter von ihm entfernt – wenn die Wand wirklich so dünn war – tobte der Sturm, dessen Heulen und Fauchen er nicht hören konnte. »Myriam?« Er wollte nach dem Konnexkristall an seiner Halskette greifen, aber seine Fingerkuppen berührten nur nackte Haut.
    Erschrocken starrte David an sich herab. Er trug nicht mehr die einfache Kombination, die er an Bord des Trägerschiffes gefunden hatte. Jetzt war er in ein weites und graues Gewand gekleidet, dessen Stoff sich seltsam rauh anfühlte. Und der Konnexkristall … das Juwel war fort, und damit konnte er nicht mehr mit den Stimmen der sechs Spektren in sich kommunizieren.
    Ein Stöhnen ganz in der Nähe erweckte seine Aufmerksamkeit. David macht kehrt und eilte in die Parkanlage zurück, in der nun mehrere automatische Einheiten damit beschäftigt waren, die Schäden auszubessern, die er angerichtet hatte.
    »D-david?«
    »Ich bin hier.« Mit langen Schritten hastete er um eine Pyramide aus Hunderten von einzelnen Schlingpflanzen. Myriam lag in einer kleinen Bodenmulde, in der Nähe eines schlangenförmigen Wasserspenders. Er half ihr auf die Beine. »Bist du verletzt?« Sie sah ihn an aus ihren großen grünen Augen, und nur langsam erschloß sich ihr die Erinnerung.
    »Die Falle …«
    Er nickte. »Ja.« Er führte sie fort von den Maschinen, bis dicht an die unsichtbare Barriere heran, die die ganze Parkanlage zu umfassen schien und den Sandsturm außerhalb fernhielt. »Entweder ist dies hier alles nur eine Illusion, oder aber …«
    Myriam zitterte in seinen Armen. Sie war eine junge Frau, eine zwanzigjährige Treiberin aus einem parallelen Universum, in dem die Geschichte einen ganz anderen Verlauf genommen hatte. Sie war nie schwanger gewesen. Sie hatte nie einen Sohn namens David terGorden geboren. »Irgend jemand«, sagte sie leise, »hat uns gefunden und fortgebracht.«
    »Und dieser Unbekannte«, fügte David düster hinzu, »hat mir den Konnexkristall gestohlen.«
    Sie hockten sich am Rande des Kiesweges nieder und beobachteten den Sturm. Nach einer Weile versteifte sich der Körper Myriams. Sie schnappte nach Luft, sprang auf und starrte mit großen Augen auf das Wogen und Toben jenseits der Barriere. »David … David, siehst du das dort?«
    Er erhob sich ebenfalls und folgte ihrem ausgestreckten Arm. Der Orkan war inzwischen ein wenig abgeflaut. Wenige hundert Meter entfernt gähnte ein tiefer Schlund in der Kruste dieses Planeten, an dessen Himmel Hunderte und Aberhunderte von Sonnen standen. Und am Horizont wuchsen marmorne Türme in die Höhe, wie Finger, die eine ausgedörrte und größtenteils in gnadenlose Hitze getauchte Welt wie anklagend dem Firmament entgegenstreckte.
    »David … dies muß Tanaruga sein, die ehemalige Heimatwelt der Sonnenarchitekten.« Sie sah ihn an. »Ich habe auf Fresco in der Asteroidenschale einige Emigranten davon erzählen gehört. Auf Tanaruga gibt es schon seit Äonen kein Leben mehr. Aber die Architekten haben diesen Planeten nie aufgegeben. Hier errichteten sie den Stern. Diese Türme dort in der weiten Senke des ausgetrockneten Meeres … in dem Dunst aus aufgewirbeltem Sand und Staub können wir die anderen Gebäude nicht erkennen, aber ich bin jetzt ganz sicher, daß sie wie ein Stern angeordnet sind. Dort tagt der Rat aller Sonnenarchitekten. Und dies hier …« – sie wirbelte um die eigene Achse und deutete in die Runde – »… muß ein Zirkel sein: die private Domäne eines Sonnenarchitekten.«
    Sie schmiegte sich an ihn. »Das bedeutet …«
    Er nickte und sah sich aufmerksam um. Abgesehen von den automatischen Parkpflegern rührte sich nirgendwo etwas. Einige Hunderte Meter entfernt wuchs ein Wald aus hohen Bäumen, der den Blick auf die dahinterliegenden Bereiche des Zirkels verwehrte. Der Konnexkristall … Kälte stieg in ihm auf. »Es bedeutet, daß wir von einem der Sonnenarchitekten hierhergebracht worden sind.«
    »Es war keine normale Falle«, flüsterte Myriam. »Ich bin vielen von ihnen ausgewichen. Wir Emigranten haben inzwischen bestimmte Methoden entwickelt, um ihnen zu entgehen. Nein, David.«
    Er nickte wieder, und das Gefühl der Kälte intensivierte sich. »Ich weiß, was du meinst. Es war eine spektrale Falle. Ihr Zweck bestand darin, ein Spektrum anzulocken.«
    Und das mußte bedeuten, daß sie in die Gewalt des Falschen geraten

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