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Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Titel: Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Offenbar stammten sie aus einem kleinen Gerät, das in die eine Seite der Liege integriert war.
    »Identität?« wiederholte die Zunge Davids.
    Er sah nach vom. Einige Meter vom Fußende seiner Liege entfernt standen die aufragenden Gestalten zweier Luben. Die einzelnen Schalen ihres glatten Hornpanzers schimmerten im eher matten Schein der Leuchtlamellen. Die aus den safrangelben Knochenschädeln herauswachsenden Haarbüschel waren mehrmals geknotet und reichten den Soldaten bis zu den Knien. Die purpurnen Facettenaugen schienen von innen heraus zu erglühen. Gekleidet waren die beiden Krieger in kurze metallene Kettenhemden, und außerdem trug jeder von ihnen einen breiten Instrumentengürtel mit diversen Ausrüstungsgegenständen. Neben ihnen stand ein anderes Wesen. David sah drei dünne Stelzenbeine und drei Arme, die in ständiger nervöser Bewegung waren. Gekleidet war das Wesen in eine Art Schutzkutte aus seidenähnlichen Stoffen, und das Gesicht des haarlosen Schädels war zum größten Teil hinter einem Kopfschleier verborgen.
    »Unter Identität verstehe ich die Struktur der Persönlichkeit, insbesondere das Muster aus Absichten, Hoffnungen und Plänen. Mit anderen Worten: ›Was sind Sie?‹«
    »Ein Mensch«, antwortete Davids Zunge, und er verfluchte den Umstand, sie nicht kontrollieren zu können. Wenn der Dreibeinige – er war es, der dieses Verhör leitete – die richtigen Fragen stellte, würde er auch die richtigen Antworten erhalten. Und davor fürchtete sich David. Offenbar wußten diejenigen, die ihn und Myriam aus der Farbenfalle geholt und hier festgesetzt hatten, nicht genau, wer ihnen ins Netz gegangen war.
    Davids Blick glitt weiter und fiel auf einen Sockel, über dessen oberen Teil sich ein weiteres Ergfeld stülpte. Und darunter … Darunter lag das glänzende Juwel des Konnexkristalls.
    »Ist das alles?« fragte der Dreibeinige.
    »Nein«, antwortete David bereitwillig.
    Nach und nach dringt er zum Kern der Sache vor, dachte David und konzentrierte sich. Irgendwo war ein Hindernis, eine milchige Barriere, die an den Rändern seiner Gedanken nagte und sie zu zerfasern begann. Er wich ihr aus, sank tiefer in sich selbst hinein und umgab sein Gedächtnis mit mehreren Schichten einer psionischen Patina.
    »Was sind Sie noch?«
    Seine Zunge bewegte sich, aber diesmal konnte sie keine verständlichen Laute mehr kontrollieren. Die Gestalt in der Schutzkutte trat an ein kleines Pult heran und berührte einen Sensor. In der Magengrube Davids flammte Schmerz auf, so heiß wie Sonnenplasma. Er kapselte sein Ich ein und konzentrierte sich auf eine komplexe mathematische Aufgabe. Allmählich wurde es dunkel um ihn, und die an seinen Nervenbahnen entlangkochende Pein war nurmehr eine blasse und diffuse Erinnerung. Und während der größte Teil seines Bewußtseins sich mit der Lösung einer Möbiusformel befaßte, suchte ein kleiner Rest nach einer Lücke in dem Ergpanzer, der ihn umgab, nach einem Spalt in der psionischen Abschirmung, mit der sich die beiden Luben und der Dreibeinige schützten. Es dauerte eine Weile, bis er eine Stelle gefunden hatte, an der die Energieschlieren nicht ganz so dicht wogten. Seine mentalen Arme wuchsen vorsichtig zusammen und formten eine psychische Fräse, die an der potentiellen Lücke ansetzte. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Nach und nach hebelte er weitere Stücke des Ergpanzers fort, und als sich die konzentrative Finsternis vor seinen Augen auflöste, war der Spalt breit genug: Jetzt konnte er einen Schatten seiner Gedanken hindurchschicken und damit nach dem Konnexkristall auf dem Sockel tasten.
    »Name?«
    »Myriam del Drago.«
    »Funktion?«
    »Funktion …« Die Stimme der Treiberin klang heiser.
    Du darfst dich nicht ablenken lassen, David. Vielleicht hast du nur diese eine Chance. Wenn der Sternenfänger wirklich das falsche Spektrum ist und wenn er hierher kommt … Er hätte dich schon fast im Labyrinthenen Heim überwältigt, und dort hattest du es nur mit einem gefangenen Teil seines Egos zu tun. Hier wärst du ihm – noch dazu ohne den Konnexkristall – hilflos ausgeliefert …
    »Was bist du?« fragte Dreibein knarrend.
    »Eine Treiberin.«
    »Eine Emigrantin?«
    »Ja.«
    Die beiden Luben wechselten bedeutungsvolle Blicke, und der Dreibeinige wurde noch nervöser, als er es ohnehin schon war. »Wer hat euch geschickt?«
    »Niemand …«
    »Sag die Wahrheit!« Der Dreibeinige trat näher an die Liege Myriams heran. Sie warf den Kopf hin und

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