Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd
Krallenratte.
Chagar verwandelte sich erneut. Er wurde zu einer Blütenstaude, von deren dünnen Zweigen Dutzende von mit Nadelkeimen gefüllte Zapfen hingen. Die Kapseln platzten, noch bevor der Fallensteller seine Waffe einzusetzen vermochte, und die teilweise mikroskopisch kleinen Nadelkeime sausten winzigen Geschossen gleich davon. Das Gesicht des Muhadin verwandelte sich in eine blutige Grimasse. Chagar machte die kurzzeitige Metamorphose rückgängig, warf sich in die geöffnete Schleusenkammer des Stakers und ließ das Schott hinter sich zuschwingen.
Er kämpfte gegen die drohende Bewußtlosigkeit an, als er in die kleine Pilotenkanzel kroch, die Systeme aktivierte und den Staker in Bewegung setzte. Er kannte den Kurs. Er wußte, wo in der Hölle die Ulema wuchs. Er programmierte den Bordcomputer, und anschließend ließ er sich erschöpft auf eine Liege sinken.
Das psionische Flüstern David terGordens war ein Schatten, den er nicht von sich abstreifen konnte. Aber der Staker war schnell, fast so schnell wie ein Marathon. Noch hatte sich nichts entschieden. Wenn er die Ulema vor David erreichte, konnte er noch gewinnen.
Es war ein Wettlauf mit der Zeit.
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Spektrum-Jagd
Während der Nacht waren sie dreimal angegriffen worden, und die Drachenschlangen hatten sich dabei als unverzichtbare Helfer erwiesen. Sie wurden unruhig, wenn sie einen der Räuber der Hölle witterten, und sie vermittelten ihren Trägem ein zwar undeutliches, aber doch recht nützliches Bild, wenn sich hungrige Gedanken auf sie fixierten. Dennoch war es alles andere als leicht gewesen, die Attacken zu überstehen. Der Baumspringer – der dritte Angreifer – hatte sich sogar außerordentlich resistent gegenüber den sonnenheißen Strahlen der handlichen Ergschleudern gezeigt, die sie glücklicherweise bei sich trugen. Es war David nur mittels seiner PSI-Sinne gelungen, ihn zu erledigen. Die Marathons liefen und liefen. Der bucklige Muhadin-Händler hatte tatsächlich nicht übertrieben: Die vogelähnlichen Geschöpfe reagierten außerordentlich gutmütig, wenn sie nicht geschlagen wurden, und nachdem Altac und Schira Myriam und David gezeigt hatten, wie man auf ihnen ritt, kamen sie rasch voran. Während der von den AEEs hervorgerufenen Dunkelheit der Nacht erschien ihnen die Hölle als noch bedrohlicher. Hier und dort glühten Phosphoreszenzmoose in der Finsternis, und manchmal sahen sie huschende Schatten über und unter sich. Glühende Augen beobachteten sie aus sicheren Verstecken. David und Myriam lernten schnell, sich ganz auf die warnenden Impulse der Drachenschlangen zu verlassen, und nur dann und wann öffneten sie ihre psionischen Sinne, um die Umgebung telepathisch abzutasten.
Am frühen Morgen, als das erste trübe Licht durch das verfilzte Dickicht über ihnen tropfte, hatten sie den Vorsprung des Sternenfängers aufgeholt.
Aber die Konfrontation brachte nicht das erhoffte Ergebnis. Chagar war schwach, schwächer noch, als David es sich erhofft hatte. Aber er besaß auch eine Fähigkeit, die sich gerade hier in der Hölle als besonders wertvoll erwies: Er konnte nach Belieben seine Gestalt verändern, und als Krallenratte verschwand er im Dickicht. Mit den Marathons waren sie dazu gezwungen, den Stegen zu folgen, die die im Dschungel lebenden Muhadin geschaffen hatten. Sie mußten einen großen Umweg machen, während der Sternenfänger einen viel kürzeren Weg nahm.
Kurz nach diesem Fehlschlag rasteten sie, um sich und den Marathons eine Erholungspause zu gönnen. Altac und Schira besorgten einige Fruchtknollen, die einen undefinierbaren Geschmack hatten, aber sowohl den Hunger stillten als auch den Durst löschten. David fühlte sich an das Manna Saryms erinnert. Myriam nahm die Möglichkeit wahr, sich hinzulegen, und David hatte Gelegenheit, sich einmal umzusehen.
Die Stege nutzten die breiten Äste der Hunderte von Metern hohen Urwaldriesen aus. Sie bestanden aus narbigem und borkigem Holz, und manchmal hatten die Muhadin diese Wege mit bretterähnlichen Gebilden und zusammengebundenen und verfestigten Lianensträngen verbreitert. David erhob sich, trat an einen der Stämme und blickte in die Tiefe. Er hatte den Eindruck, als bestände der Urwald aus mehreren Etagen und Ebenen. Ganz tief unten umspülte brakiges und stinkendes Wasser die Wurzeln der Bäume. Das war der Grund der Hölle, der Lebensraum der Aasfresser und Parasiten. Nach oben hin wurde es allmählich heller. Die meisten Stege gab es in den mittleren
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