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Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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halb um. Hinter ihnen schwebte die Wolke, die er vor seinem inneren Auge gesehen hatte. Der gestaltlose Dunst hüllte Äste und Blätter ein, und wenn er an ihnen vorbeigestrichen war, blieb nur nacktes und teilweise zerfetztes Holz zurück. Als der Nebel noch näher herankam, konnte David Myriaden winziger Insekten ausmachen. Er duckte sich, preßte die Stiefel in die muskulösen Flanken des Marathons und trieb ihn weiter an. Aber selbst die Vogelwesen waren nicht schnell genug. Es dauerte nur einige weitere Minuten, bis die ersten Stecher um sie herumsirrten. David folgte dem Beispiel seiner Begleiter, hob die Waffe und feuerte.
    »Es hat keinen Sinn!« rief Altac, um das Tosen von Abermillionen kleiner Flügel zu übertönen. »Die Königinnen haben bereits unsere Witterung aufgenommen. Der Schwarm wird uns jetzt so lange verfolgen, bis er uns direkt angreifen kann.«
    Während die Marathons weiterstürmten, drehten sie sich in den Sätteln um und zielten auf den Schwarm. Die aus den Läufen der Ergschleudern hervorzuckenden grellen Blitze brachten Abertausenden der kleinen Insekten den Tod, aber der Schwarm war so gewaltig, daß diese Verluste so gut wie gar nicht ins Gewicht fielen. David konnte deutlich die Freßspur erkennen, die die Stecher zurückließen: eine Schneise im Dschungel, in der nichts mehr lebte, sich nichts rührte. Mit Hilfe ihrer messerscharfen Freßkiefer schlangen sie alles Organische in sich hinein, auf das sie stießen, und offenbar erachteten sie sowohl die Marathons als auch die vier Gestalten darauf als besondere Leckerbissen. David und seine Begleiter waren nicht dazu in der Lage, alle Insekten abzuwehren. Bald verspürten sie erste Stiche, und dort, wo sich die Rüssel der Stecher durch das Material der Jacken und Hosen bohrten und schließlich in der Haut senkten, entstanden kurz darauf taubeneigroße und sehr schmerzhafte Pusteln, die eine eitrige Flüssigkeit absonderten.
    Als die Warndiode am Kolben der Ergschleuder Davids in einem grellen roten Licht erstrahlte, das auf eine Überhitzung der Ladekammer hinwies, steckte er die Waffe fort, duckte sich und konzentrierte sich auf seine psionischen Sinne. Mit imaginären telekinetischen Armen erbaute er hinter sich eine hohe Wand, die die Stecher zurückhielt. Aber diese Aufgabe erschöpfte ihn so sehr, daß sich ihm bald erneut das Bild vor den Augen verschleierte und sein Bewußtsein von der dunklen Schale eines Pseudoschlafes umhüllt wurde.
    Als er wieder daraus erwachte, blickte er in das besorgte Gesicht Myriams.
    »Es ist vorbei«, sagte sie sanft. »Es ist alles vorbei.«
    Sie half ihm in die Höhe und deutete über den Steg. Die Wolke der Stecher existierte nicht mehr. Die Myriaden Insekten hatten sich auf Stämmen, Ästen, Zweigen, Blättern und Fruchtknollen niedergelassen und sich verpuppt. Überall hingen dünne, filigrane Netzwerke herab. Im Dickicht um sie herum knisterte und knirschte es, und bald darauf erschienen die ersten kleinen Fresser. Sie machten sich heißhungrig über die in ihren Gespinsten apathisch verharrenden Stecher her.
    »Wir haben Glück gehabt.« Altac wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn. »Ungeheures Glück. Offenbar hatte der Schwarm schon eine weite Reise hinter sich. Als der Freßvorrat ausreichte, begann die zweite Phase des Existenzzyklus der Stecher: die Verpuppung. Die Kokons werden nun von jenen Parasiten dort aufgenommen und in ihrem Innern weiterwachsen. Das Verhältnis von Räuber und Beute kehrt sich bald um. Die jungen Stecherkolonien ernähren sich vom Fleisch des Wirtskörpers. Und in einigen Jahren gibt es neue Stecherfamilien, die dann, angeleitet von ihren Königinnen, ausschwärmen.«
    David schauderte und kletterte auf den Rücken seines Marathon. »Dann können wir jetzt den Weg fortsetzen?«
    Altac und Schira nickten synchron. Als sie die Verpuppungszone hinter sich zurückgelassen hatten, horchte David nach der mentalen Aura des Sternenfängers.
    Er erschrak.
    Chagar hatte die Ulema erreicht und schickte sich gerade an, das Potential des Urbaums für sich zu nutzen.

15
Bei der Ulema
    Die Ulema war ein gewaltiger Baum. Ihr Stamm durchmaß mehrere Dutzend Meter, verzweigte sich an einigen Stellen und wuchs manchmal parallel zu den Stegen, die an ihr vorbeiführten. Wenn man nicht wußte, daß dieser Riese ein Urbaum war, so mochte man ihn für ein borkiges und rindiges Pflanzenkonglomerat halten, das durch Zufall entstanden war. Die Muhadin jedenfalls, die ihren

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