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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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aus ihren Nischen gekrochen waren, auf der Flucht vor der Hitze, der sie dennoch nicht entkommen konnten. Der bärtige Hüne war inzwischen wieder zu sich gekommen und warf Farrell einen bitterbösen Blick zu. Seite an Seite kauerten sie sich in einem der vordersten Abteile des Gefangenenwagens zusammen. Der Vanrai rief unterdessen einige andere Sklavenjäger herbei. Die tote junge Frau wurde fortgebracht.
    »Läßt Sie das so kalt?« Farrell starrte Straightwire groß an. »Um Sie herum sterben Menschen, und Sie rühren nicht einen Finger, um ihnen zu helfen.«
    »Ich kann ihnen nicht helfen, sehen Sie das doch endlich ein.« Straightwire drehte sich um, aber sowohl die Sklavenjäger, die das Innere des Wagens jetzt wieder verließen, als auch die Gefangenen schenkten ihnen keine Aufmerksamkeit.
    »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß Sie ein Narr sind. Wir kamen hier in diesem Wagen zu uns, nachdem der Retransfer in der hiesigen Biostation abgelenkt wurde. Ganz offensichtlich ist es den überlebenden Treibern der STAR ANGEL gelungen, auch die planetare Basis zu übernehmen und sich dort zu verschanzen. Sie nutzen die Anlagen jetzt für ihre Zwecke. Wir haben viel Glück gehabt, Farrell. Wir leben noch. Der Kontakt mit der Schutzbarriere hätte uns genausogut umbringen können.«
    Claude Farrell sah wieder die zerstörten Räume der Biostation im Raum vor sich, die Leichen der neun toten Lenker. Irgendwie war es ihm gelungen, diese Erinnerungen während der vergangenen zwei Tage zu verdrängen. Jetzt aber stiegen sie wieder in ihm empor. Er schloß kurz die Augen.
    »Die Loge weiß nicht, wo wir uns befinden. Und ich hoffe nur. Sie haben uns durch Ihren Versuch, psionische Kräfte freizusetzen, nicht verraten. Wir müssen unbedingt mentales Schweigen wahren.« Er beugte sich vor, und der konzentrierte Blick seiner Augen durchdrang das stickige und heiße Zwielicht. »Ich habe keinen Zweifel daran, daß die Loge unseren Versuch, in die planetare Station einzudringen, bemerkt hat, Farrell. Die Treiber …« – er betonte dieses Wort auf eigentümliche Weise, und Claude Farrell entsann sich, daß es Menschen gewesen waren, die die neun Lenker in der Station im All getötet hatten –, »… sind jetzt auf der Hut. Wir dürfen uns keine Blöße geben.«
    Farrell konnte sehen, wie die hagere Gestalt des Lenkers schauderte. »Vielleicht … vielleicht ist auch auf uns schon ein Liktor angesetzt worden, so wie auf David.«
    David, dachte der Treiber.
    Es war, als hätte Straightwire seine Frage erraten. »Wir sind nach Westen unterwegs und nähern uns ihm. Das muß uns vorerst genügen. So lange zumindest, bis wir eine ausreichende Entfernung zwischen uns und den durch die Barrieren erzwungenen Retransferpunkt gelegt haben.«
    Eine Frau hustete und bat um Wasser. Der bärtige Hüne hatte wieder neben dem Faß Aufstellung bezogen und lehnte ab.
    Claude Farrell fluchte leise.
    Die Hitze war kaum auszuhalten. Sie schien den Sauerstoff in der Luft zu verbrennen, und sie dörrte den Körper aus, indem sie den Schweiß in wahren Strömen aus den Poren trieb. Farrell versuchte, es sich in der Nische so bequem wie möglich zu machen, aber der Hitze konnte er nicht entfliehen. Sie kroch durch die winzigen Ritzen zwischen den Holzlatten und Metallplatten. Sie legte sich ihm wie ein Eisen um den Hals, das sich langsam um seine Kehle zusammenzog. Der bärtige Hüne wehrte einige Versuche von anderen Gefangenen ab, ihren Durst mit dem wenigen Wasser zu stillen, das noch im Faß verblieben war.
    Der Wagen rumpelte und schaukelte über das steinige Geröll des Sonnenlandes. Irgendwann döste Claude Farrell ein. Er träumte von Kämpfen der Vergangenheit, von Siedlern, die vor Haß wahnsinnig geworden waren, von Treibern, die flüchteten und alles unternahmen, um den Kolonisten zu entkommen. Er lauschte den verhallenden Gedanken sterbender Lenker, empfand die Trauer eines verendenden quasiintelligenten Steuerzentrums, beobachtete auf noch funktionsfähigen Bildschirmen den Überfall schwer bewaffneter Männer und Frauen. Er starrte in den weit aufgerissenen Rachen der Singularität, die Lichtwochen von der Biostation im All entfernt auf Opfer lauerte. In seinen schemenhaften Visionen sah er das galaktische Archiv, nahm teil an den Beratungen der Zivilisationen der Milchstraße, hörte die Anklagen der Entitäten, horchte den Vorwürfen, die sie gegenüber der Menschheit erhoben. Wie viele Leben waren inzwischen schon durch wachsende

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