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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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stieß ihn zur Seite. Auf seinem breiten Oberkörper glänzte schmieriger Schweiß. Der Mann hatte die Fäuste geballt.
    »Sie wird sterben, begreifen Sie das denn nicht? Sie hat den Fehler gemacht, sich einem der Vanrai zu widersetzen. Sie ist an ihrer Lage selber schuld.«
    »Gehen Sie mir aus dem Weg!« zischte Farrell.
    In dem heißen und stickigen Zwielicht im Innern des Sklavenwagens bewegten sich die Körper der Gefangenen. Neugierige Gesichter schoben sich aus dem Halbdunkel. Irgendwo weinte leise und wimmernd ein Kind, und die Mutter versuchte vergeblich, es zu trösten.
    »Sie bringen uns alle um. Sie haben bereits viel zuviel Wasser verschwendet, und die Vanrai sagen, es dauert noch zwei Tage, bis wir den Leibeigenenmarkt von Crunn erreichen. Verdammt, legen Sie den Krug weg. In dieser Hitze sterben wir innerhalb von wenigen Stunden, wenn wir kein Wasser mehr haben.«
    Claude Farrell gab sich den Anschein, als wolle er den Rat des bärtigen Hünen beherzigen. Er drehte sich halb herum, beendete die Bewegung aber nicht, sondern holte aus. Seine rechte Faust bohrte sich tief in die Magengrube des Mannes, der überrascht die Augen aufriß und in die Knie ging. Der zweite Schlag traf ihn genau am Kinn und schleuderte ihn auf den Rücken.
    Der Treiber füllte den Krug und kehrte zu der verletzten jungen Frau zurück. Sie sah ihn an, und ihre Augen glänzten fiebrig.
    »Es wird ihnen bald wieder bessergehen, bestimmt«, versicherte er ihr. Er gab ihr zu trinken und reinigte ihr anschließend das Gesicht. Sie hustete und spuckte Blut.
    Die Unterleibswunde war wieder aufgebrochen. Dickflüssiges Blut tropfte auf den Boden des Sklavenwagens und vermischte sich dort mit der dicken Schmutzpatina. »Ich … ich konnte nicht anders. Ich bin eine Versprochene, eine Unberührbare. Kein Mann darf …« Sie hustete erneut.
    »Sprechen Sie nicht. Seien Sie ganz ruhig.« Hinter ihm murmelten die Stimmen der anderen Gefangenen. Die Hitze und der Gestank waren schier unerträglich, selbst für einen Gesunden. Wie mußte es da erst jemandem ergehen, der eine schlimme Verletzung davongetragen hatte? Claude Farrell verfluchte die Sklavenjäger, die den Wagen mit ihren Gefangenen durch die sengende Einöde des Sonnenlandes lenkten. Und er wünschte den Vanrai zur Hölle, der sich an der jungen Frau vergriffen und ihr, als sie sich wehrte, den Dolch in den Unterleib gerammt hatte. Er musterte sie in dem Licht, das durch die Spalten und Ritzen zwischen den Holzlatten und Metallplatte des Wagens sickerte. Ihr Haar war so schwarz wie das Lyras. Er schüttelte stumm den Kopf und drehte sich um. Luther Straightwire hockte irgendwo in einer der vorderen Nischen: er konnte den Lenker von hier aus nicht sehen.
    Das Wasser half nur wenig. Die junge Frau bäumte sich immer wieder auf. Das Fieber verbrannte ihren Körper. Claude Farrell dachte an die Warnungen des Lenkers, konzentrierte sich aber dennoch auf seine PSI-Sinne. Als er sie einen Spaltbreit öffnete, hatte er das Gefühl, als schneide sich ihm die heiße Klinge eines Messers in den Schädel. Er verlor den Halt, sank zu Boden und begann am ganzen Leib zu zittern. Schaum bildete sich vor seinen Lippen. Es gelang ihm nur unter großen Mühen, die Abschirmung wieder zu schließen, und der Schmerz wich nur langsam von ihm.
    Ängstliche Gesichter starrten ihn aus dem Dunkel an.
    Und die Frau mit der klaffenden Unterleibswunde war tot.
    Irgendwo knarrte es. Die Luke öffnete sich, und einer der Vanrai kletterte ins Innere des Wagens. Er ließ seine Geißel knallen, und einige der Gefangenen in seiner Nähe krochen rasch in den stickigen Schatten zurück.
    »Was geht hier vor? Wer hat eben so geschrien?«
    Claude Farrell erhob sich langsam. »Sie ist tot.«
    »Was?« Der Sklavenjäger kam näher. Er trug eine schneeweiße Tunika, die ihm vom Hals bis zu den Füßen reichte. Seine lohfarbenen Augen starrten den Treiber unter dem funkelnden Rand eines spitzen Helms hinweg an.
    »Sie ist tot.« Lauter diesmal. Er deutete auf die junge Frau. »Sie hatte keine Chance.« Er trat auf den Vanrai zu und ballte die Fäuste. Plötzlich war eine hochgewachsene Gestalt neben ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Beherrschen Sie sich, Farrell.« Und an den Vanrai gerichtet fügte der Lenker hinzu: »Es ist alles in Ordnung, Herr.«
    Farrell fühlte sich an dem argwöhnischen Vanrai vorbeigeschoben. Straightwire führte ihn rasch fort. Sie stiegen über einige Männer und Frauen hinweg, die

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