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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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versuchte ein Musikant, mit einem falsch gestimmten Klavier das lärmende Chaos zu übertönen.
    David beugte sich vor. »Hast du die Gebäude gesehen?« fragte er. Myriam wußte nur zu genau, was er meinte, aber sie gab vor, ihn nicht zu verstehen. Sie hatte plötzlich Angst, daß das Reale dadurch zur Wirklichkeit werden konnte, indem es ausgesprochen wurde. »Ich meine die Protopbauten im alten Stadtkern Gelfys. Sie müssen kurz nach der Landung der STAR ANGEL errichtet worden sein. Sie sind vollkommen verfallen, Myriam. Protop ist ein sehr stabiler Baustoff. Es vergehen Jahrhunderte, bis eine Restabilisierung erforderlich wird, und das bedeutet …«
    Myriam nickte langsam. »Das Schwarze Loch«, sagte sie. »Vielleicht …«
    »Eine andere Erklärung gibt es nicht.« Er unterbrach sich kurz, als eine junge Bedienstete der Herberge ihnen zwei Krüge mit schaumigem Bier brachte. Sie bezahlten mit einer abgegriffenen Münze, die Kargen ihnen gegeben hatte. Zwei große und kräftig gebaute Männer in Schneewolfmänteln wankten auf sie zu, und der eine von ihnen umfaßte von hinten die Brüste der jungen Frau und preßte sie an sich. Der fette Wirt hatte seine Augen offenbar überall. Flink wie ein Wiesel kam er hinter der Theke hervor, schwang seinen Prügel und ließ ihn auf den Kopf des einen Betrunkenen niedersausen. Der Mann verzog nur kurz das Gesicht, aber die Frau hatte Gelegenheit, sich seinem Zugriff zu entwinden. Kichernd verschwand sie in der Menge. »Laß deine schmutzigen Finger von meiner Tochter«, donnerte die Stimme des Wirts. »Sonst machst du noch einmal Bekanntschaft mit diesem Prügel hier.«
    Der Betrunkene lachte grölend, winkte ab und schwankte an die Theke zurück, wo er einen weiteren Krug Bier in sich hineinschüttete.
    Myriam drehte sich wieder um und sah David an. Sein Gesicht war verzerrt, als litte er großen Schmerz, und direkt neben ihm begann die Luft zu flimmern. Seine Lippen bewegten sich leise und formulierten Worte, die sie nicht verstand. Sie beugte sich rasch vor. »David?«
    Er schüttelte den Kopf, und seine Züge entspannten sich wieder. »Es bleibt mir nur noch wenig Zeit, so wenig Zeit«, flüsterte er und sah sie an. »Ich kann die Verschmelzung nicht mehr lange hinauszögern, Myriam. Und der Falsche … Er kämpft noch immer gegen mich an. Er hat nicht aufgegeben.« Er nahm einen Schluck von dem Bier. »Die Nachfahren der damaligen Überlebenden der STAR ANGEL haben sich an die Gegebenheiten Schwarzkinds angepaßt. Diejenigen, die das Leben in den einsamen Regionen des Nordens vorzogen, wurden zu Winterkindern. Sie entwickelten einen Hautpelz, der sie vor der Kälte schützt. Myriam, solche biologischen Adaptationen erfordern Zeit. Seit der Landung des Hibernationsschiffes können aber – nach unserer Zeitrechnung – nicht mehr als rund zweihundert Jahre vergangen sein. Andererseits deutet alles darauf hin, daß Schwarzkind schon seit mehr als tausend Jahren von Menschen bewohnt wird.«
    »Das Schwarze Loch.« Myriam hustete, als ihr einige der Rauchschwaden in die Nase stiegen. Offenbar waren sie mit einem leichten Halluzinogen durchsetzt, denn sie begann sich plötzlich leicht und fast beschwingt zu fühlen. »Die Gravitation einer Singularität entstellt das Raum-Zeit-Gefüge. Ganz offensichtlich ist in diesem Raumbezirk die temporale Struktur deformiert, David.«
    »Ja. Und das bedeutet, daß die Zeit hier auf Schwarzkind schneller verstreicht als in anderen stellaren Regionen. Es bedeutet weiterhin, daß die Biostation auf diesem Planeten weitaus älter sein muß als alle anderen Komponenten des IAES.«
    Myriam ergriff seine Hand. »Ich weiß, was du denkst. Du fürchtest, die Bildung des weißen Sterns sei hier unnütz.« Und sie fügte hinzu: »Glaub mir, David, der Falsche hat dir eine Falle gestellt. Wenn du dich in die Singularität gestürzt hättest …«
    Sie unterbrach sich, als Kargen zurückkehrte. In seiner Begleitung befand sich eine zwergenhafte Gestalt mit verschrumpelt wirkendem Gesicht. David und Myriam rückten ein wenig zur Seite, und nachdem eine andere Bedienstete weiteres Bier gebracht hatte, stellte Kargen vor: »Das ist Gaschven, ein Traummann. Er kann euch weiterhelfen.«
    Der Zwerg lächelte, und dabei verwandelte sich sein faltiges und furchiges Gesicht in eine Fratze. »Wünscht ihr schöne Träume?« Er holte flink eine Tasche unter seinem schmutzigen und fleckigen Umhang hervor und zeigte ihnen Phiolen mit schillernden

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