Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern
dünne Rauchfäden. Die metallene Hülle wies an mehreren Stellen Beulen und Dellen und tiefe Kratzspuren auf.
Er trat an den Transporter heran und begutachtete die Schäden. Das sich seinen Augen darbietende Bild war eindeutig und bestätigte sich im Innern des Fahrzeugs. Instrumentenbänke waren aus den Verankerungen gerissen worden, und die pflanzlichen Gewebelappen der Beförderungsmulde hatten sich mit einer schwarzen und borkigen Schicht überzogen. Das Quasibewußtsein des Transporters existierte nicht mehr. Er war während seiner mentalen Starre ausgelöscht worden.
Du hast versagt, Liktor, ertönte der ferne Ruf der Loge.
»Ich wurde überrascht. Und der Entropieverbrecher ist viel stärker als erwartet.«
Er hat Spektren gestohlen, Liktor. Seine Macht gründet sich auf die ihre. Du hast einen großen Vorteil nicht genutzt, Liktor: das Überraschungsmoment. Täuschte er sich, oder vermittelte ihm die psionische Stimme auch einen Hauch von Furcht? Jetzt ist David terGorden gewarnt und weiß von dir. Er wird versuchen, sich zu schützen.
»Das kann er nicht. Nicht vor einem Liktor.«
Du bist ein Narr, Verdin.
»Ich werde meinen Fehler wiedergutmachen, Loge. Ich liquidiere die Entropieverbrecher.«
Er ist auf dem Weg hierher. Und vielleicht sind die Barrieren nicht stark genug. Verdin konnte die Angst der Loge nun deutlich wahrnehmen. Wieder keimte irgendwo tief in ihm ein Schatten von Skepsis, und das Geschwür des Zweifels wuchs, bevor es von einem mentalen Skalpell aus ihm herausgeschnitten wurde.
»Ich erfülle meine Pflicht, Loge. Ganz gewiß.« Er verließ den Sprungtransporter wieder und horchte. Für einige wenige Augenblicke war es ihm, als hätte er ein diffuses psionisches Echo lokalisiert, doch dieser Eindruck löste sich sofort wieder auf. Die Loge hatte recht: Der Entropieverbrecher und seine wesentlich schwächere Begleiterin hatten sich abgeschirmt und verbargen sich vor ihm.
Der Liktor verzog das Gesicht. »Ihr könnt euch nicht immer verstecken. Ich finde euch. Ihr könnt mir nicht entkommen.«
Als er sich umwandte und Anstalten machte, aus der Bodenmulde herauszuklettern, erklang nicht allzuweit entfernt ein gutturaler Schrei, und ein Speer flog durch die Luft. Die Spitze der Lanze bohrte sich Verdin in die Brust. Die Auftreffwucht ließ ihn schwanken und in den Schnee stürzen. Aber er stand sofort wieder auf und riß sich den Speer aus der Wunde, die sich unmittelbar darauf schloß.
Zwanzig Schritte von ihm entfernt standen die drei Winterkinder, die er in der vergangenen Nacht in der Hütte angetroffen hatte. Einer der Männer riß eine altertümliche Projektilschleuder unter dem Schutzmantel hervor, legte an und feuerte. Die Bleikugeln rissen kleine Löcher in den Leib des Liktors. Unbeeindruckt davon hob er die Arme, griff mit mentalen Händen nach den Gedanken der Winterkinder und verbrannte sie mit einer Flamme psionischen Feuers.
Die Männer starben, ohne einen einzigen Laut von sich zu geben. Sie sanken einfach in sich zusammen und blieben regungslos liegen.
Der Liktor kümmerte sich nicht um sie. Er drehte sich um und marschierte durch den Schnee. Er kannte die Richtung, in die er sich wenden mußte. Der Entropieverbrecher konnte nur ein Ziel haben: Die Stadt Gelfy jenseits der Schneegrenze des Winterlandes.
8
Im Sonnenland
»Ich brauche noch mehr Wasser«, sagte Farrell. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirn, und das knotige Tuch, das er sich um den Kopf geschlungen hatte, war längst völlig durchnäßt. Der Sklavenwagen rumpelte und holperte über den steinigen Untergrund des Sonnenlandes, und die junge Frau vor Farrell warf stöhnend den Kopf von der einen Seite auf die andere.
»Wir können kein Wasser mehr entbehren«, krächzte eine Stimme aus dem Halbdunkel. Andere Gefangene pflichteten dem Sprecher knurrend bei. Claude Farrell hatte sich inzwischen an die merkwürdige Sprechweise der Bewohner Schwarzkinds gewöhnt und versuchte sie nachzuahmen.
»Wasser her, aber schnell!«
Die Frau starrte ihn aus ihren trüben und blutunterlaufenen Augen an. Auf der tiefen Unterleibswunde hatte sich eine schmutzige Kruste gebildet. Sie zitterte. Sie wußte, wie es um sie stand.
»Ganz ruhig«, sagte Claude Farrell. »Seien Sie ganz ruhig. Wir kriegen das schon wieder hin.« Er lächelte, erhob sich und trat an das hölzerne Faß heran. Der Wasserspiegel darin war bereits erheblich gesunken. Er nahm einen Krug und beugte sich vor.
Ein bärtiger und muskulöser Hüne
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