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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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wenige Minuten. Wenn er dann den Gleiter nicht erreicht hatte …
    Kristallstaub rieselte ihm entgegen. Die Böen der Höhenwinde wurden nun heftiger. Dann und wann knirschte es in einem Verankerungspunkt. Der kleine MHD-Generator brummte und summte unbeeindruckt.
    Judad tauchte in die Kristallstaubseen hinein. Die Immerwährenden Winde heulten und fauchten wütend, als sie nach seinem Körper tasteten, vorbeiglitten, zurückkehrten und ihn nicht vom Seil wegzerren konnten. Judad lachte hysterisch. Der Sauerstoffmangel begann sein Hirn mit einem Schleier aus Nichtverstehen zu umgeben. Weiter oben war das Ende der Felswand, viele Tausend Meter über dem Boden Haydraths. Er sah einen dunklen, schattenhaften Umriß: der Langstreckengleiter, mit dem er hierher gekommen war.
    Die Flamme hatte ihn nun fast erreicht.
    Andere Verankerungspunkte, mit einem Laser in den granitenen Fels gebrannt, begannen knirschend gegen die zunehmende Belastung zu protestieren.
    Ein Blick in die Tiefe.
    Praktisch keine Atmosphäre mehr. Selbst die Winde wehten nun nicht mehr. Die Atmosphärenoase lag längst unter ihm.
    Aber das Feuer brannte.
    Es brannte schneller. Es begann ihn einzuholen. Und es begann, das fast unzerstörbare Protopseil aufzulösen.
    Judad keuchte.
    Die MHD-Winde schrillte.
    Dann endlich hatte er das Ende der Felswand erreicht. Der Gleiter ragte vor ihm auf. Judad ignorierte den erneut in ihm aufkeimenden Schmerz, warf sich auf den glatten, eisigen Fels und versuchte, die Dekompressionserscheinungen zu verdrängen.
    Alles Schikanen Diannes, dachte er, hieb auf den Deaktivator der Winde, löste das Seil aus der Sicherheitsschlaufe seines Chamäleonanzugs und stolperte dem Gleiter entgegen.
    Wie ein Geschöpf aus purem Glanz kroch die Warme Flamme über den Felsgrat und tastete in seine Richtung.
    Judad riß die Einstiegsluke auf und ließ sich stöhnend in den Pilotensessel sinken. Hinter ihm schloß sich die Luke wieder, und die Klimaanlage pumpte frische Luft in die Kanzel. Das Atmen wurde wieder leichter. Die Schwarze Träne … ein Schatten aus tintenschwarzer Nacht direkt neben ihm. Noch immer hatte er das Gefühl, mit einem imaginären Netzwerk untrennbar mit ihr verbunden zu sein.
    Das MHD-Triebwerk dröhnte auf. Durch die transparente Kanzel war nur milchigtrübe Dämmerung zu erkennen: feinster Kristallstaub, der von letzten schwachen Böen herauf geweht wurde.
    Start.
    Der Fels Haydraths fiel unter ihm in die Tiefe.
    Von der ihn verfolgenden Flamme war weit und breit nichts zu erkennen.
    Judad nickte befriedigt. Also war er doch schneller gewesen. Zum Glück.
    Weit erstreckte sich die Felslandschaft. Als er die Ausläufer des Kristallstaubsees hinter sich gelassen hatte, konnte er das öde Oberland Haydraths überblicken. Felsen, der Ewigen Nacht ausgesetzt, der Kälte und dem Fastvakuum, das hier oben unumschränkter Herrscher war. Er hatte es am eigenen Leib gespürt.
    Fehlfunktion des MHD-Generators, leuchtete es vor ihm in warnendem Rot auf.
    Judad hatte Mühe, die Sensorbotschaft zu lesen. Die einzelnen Zeichen verschwommen und verbanden sich dann zu neuen Worten. Draußen war ein heller Schein.
    Die Warme Flamme klebte irgendwo an der metallenen Außenwand des Gleiters. Judad erschrak.
    Überhitzung in Wandlerkammer Drei! übermittelten die Sensoren.
    Ein Diskant stahl sich in das gleichförmige Summen des MHD-Generators. Judads Finger tasteten über die Kontrollen. Das Störgeräusch intensivierte sich. Der Generator begann zu stottern. Einmal. Zweimal. Dann setzte er ganz aus.
    Der Bug des Gleiters wandte sich der Tiefe zu.
    Ein Spalt in dem Fels, der ganz Haydrath mit einem Panzer aus Granit umgab. Erste Wolkenfetzen wehten und wirbelten vorbei. Schrunde rasten dicht an der transparenten Kanzel entlang. Judad sah Eis, das Tausende von Jahren alt sein mochte. Er sah kümmerliche Flechten und Moose.
    Es ging schnell.
    Judad hatte den Eindruck, es dauerte nur wenige Sekunden.
    Der Spalt erweiterte sich. Eine grellweiße Gletscherzunge schien sich ihm entgegenzuwerfen.
    Der Grund des Tiefentals.
    Der Aufprall …
    Sofort schloß sich der unsichtbare MHD-Käfig um seinen Sessel. Etwas schrillte. Panzerprotop brach, Metall wurde zerfetzt. Stichflammen züngelten aus zerschmetterten Instrumenten.
    Als die Energieversorgung zusammenbrach, löste sich auch der MHD-Käfig auf, der Judad bis dahin geschützt hatte. Das restliche Trägheitsmoment schleuderte ihn nach vorn. Etwas Heißes streifte seinen Kopf und

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