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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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heller, leckte über seine Ichbarriere und brannte eine Lücke.
    Irgendwo schrie jemand auf.
    Der eigenartige Klang noch seltsamerer Instrumente tönte durch die Höhlen. Judad vernahm Worte, die er nicht verstand, aber seine PSI-Sinne übersetzten sofort:
    Ein Eindringling. Ein Eindringling in Tirashdran. Ein Frevel sondergleichen.
    Der Schmerz löste sich auf. Judad wußte, daß ihm jetzt nur noch wenig Zeit blieb. Das Fieber … und die Mulcalin waren gewarnt.
    Er stieß sich von der granitenen Wand in seinem Rücken ab und eilte weiter. Das Gegenmittel. Das verdammte Gegenmittel! Die Wirkung ließ nach. Früher als erwartet.
    Judad stürmte an erwachenden Mulcalin vorbei. Blicke aus trüben Augen trafen ihn, nahmen ihn aber nicht war. Er setzte einen geringen Teil seines psionischen Potentials ein und suggerierte Leere und Fantasiebilder. Die Mulcalin suchten den Frevler daraufhin an einem anderen Ort.
    Dann endlich …
    Eine große Kaverne, die von Dutzenden von Ewigen Flammen beleuchtet wurde. Sie bildeten einen Kreis, und im Innern dieses Kreises …
    Plötzlich konnte Judad Dianne DasMaren verstehen. Dies war der Schatz der Schätze, das kostbarste Juwel überhaupt … die Schwarze Träne. Ihre Ausstrahlung war gewaltig und sonderbar. Sie berührte etwas tief in Judads Innerem. Sie ließ vibrieren und Erkenntnis dämmern.
    Judad trat näher.
    Er war nichts anderes als ein schäbiger Dieb, der das innerste Heiligtum der Mulcalin zu schänden und zu stehlen gedachte. Und er spürte, daß die Träne für die Mulcalin noch eine andere Bedeutung hatte als die eines heiligen Steins. Sie war wichtig, in einem Sinn, der Judad noch verborgen war.
    Er durchdrang den Kreis aus knisternden Flammen. Sie wärmten, aber sie verbrannten nicht. Es war wie ein elektrischer Schauer.
    Die Hieroglyphen, die den schwarzen Stein bedeckten. Botschaften vergangenen Glanzes, Kunde der Vergangenheit.
    Judad streckte seine Hände aus und berührte die Träne.
    Im gleichen Augenblick durchfuhr es ihn wie ein Blitz, und er keuchte.
    »Dort ist er!« ertönte der Mulcalinruf, den er nun verstehen konnte. »Dort. Bei der Schwarzen Träne. «
    In dunkle Kutten gekleidete Gestalten eilten in die große Kaverne. Judad öffnete in einem Reflex seine mentalen Sinne und schuf eine psionische Halluzination.
    »Wo ist er? Wo ist er nur?«
    Die Träne fühlte sich kalt an. So kalt wie das Eis, das aus dem niedrigen Himmel Haydraths herabtropfte. So kalt wie der Schnee in den Tiefentälern. Und sie war leicht wie staubiger Flaum.
    »Er stiehlt die Träne. Es ist ein Städter!«
    Oh, diese Schmerzen …
    Judad taumelte an einigen Mulcalin vorbei, die ihn nicht sehen, seine Präsenz aber vage ahnen konnten. Glühende Funken lösten sich von den Ewigen Flammen und durchzogen die Kaverne mit hellen, knisternden Feuerspuren.
    Sie suchten.
    Und sie würden ihn finden.
    Er stolperte durch Gänge und Korridore. Er verfluchte Dianne DasMaren, und er verfluchte sich selbst. Kühle wehte von irgendwo heran. Sie bedeckte sein Gesicht mit einem Hauch aus Frost.
    Dann das Protopseil. Das Bild vor seinen Augen begann bereits wieder zu verschwimmen, als er die automatische MHD-Winde ansetzte und einschaltete. Gleich darauf zerrte eine starke Kraft an seinem Körper, und er wurde in die Höhe geschleudert.
    Es war, als klebte die Schwarze Träne an seinen Händen fest. Die Hieroglyphen glühten in der ihn umgebenden Finsternis. Sie sah fest und massiv aus, und doch schien sie nur ein Schatten einer anderen Wirklichkeit zu sein.
    Weit unter ihm, jetzt schon Hunderte von Metern entfernt, ertönten die Stimmen der aufgebrachten und wütenden Mulcalin. Judad blickte hinab. Eine Flamme züngelte an dem Protopseil entlang in die Höhe. Sie verzehrte das, was ihn trug.
    Er berührte einen Sensor an der MHD-Winde, und seine Geschwindigkeit, mit der nach oben gerissen wurde, erhöhte sich. Winde fegten an seinem Gesicht vorbei.
    Die Schwarze Träne schien zu einem Teil seines Körpers geworden zu sein: gewichtslos und doch vorhanden, leise singend, eine Stimme, die er nicht verstand.
    Die Warme Flamme, die ihm die Mulcalin nachgeschickt hatten, wurde ebenfalls schneller. Es war Judad, als könnte er schon den heißen Atem des Feuers auf seiner Haut spüren.
    Zum Gleiter.
    Die Atemmaske vors Gesicht, als die Luft zunehmend dünner wurde. Die Flamme wurde von dem Mangel an Sauerstoff nicht beeinträchtigt. Judad schaltete die Luftzufuhr ein. Sein Tank war fast leer. Nur noch

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